< 36 - KSV Holstein Kiel (H)

03.05.2014
Kategorie: 1.Mannschaft
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Von: Lenny

37 - SV Elversberg (A)


Der Chemnitzer FC kommt in seinem letzten Auswärtsspiel der Saison nicht über ein 1:1 hinaus. Gegen den SV Elversberg glückte im Waldstadion „Kaiserlinde“ in der ersten Halbzeit die Führung. Fink verwandelte via Elfmeter. Nach dem Wechsel glichen die Gastgeber nach einer Standardsituation aus. Ein großer Teil der 300 himmelblauen Schlachtenbummler trug Anzug – die Polizei wollte mit den „Blues Brothers“ feiern, vergaß dabei die deeskalierenden Regeln und sorgte damit dafür, dass die friedlichen Feierlichkeiten nach 75 Minuten beenden wurden. "Everybody needs somebody..."

Der Sieg gegen Holstein Kiel brachte Gewissheit: Chemnitz bleibt in der dritten Liga, Chemnitz steigt niemals ab! Dementsprechend rief die „Fanszene Chemnitz“ zum letzten Auswärtsspiel der Serie 2013/2014 zu einer Motto-Fahrt auf. Als „Blue(s) Brothers“ – bzw. „Blue(s) Sisters – ging es in das fast 600 Kilometer entfernte Elversberg, ins „Stadion Kaiserlinde“, im Anzug, mit Krawatte, Brille und Hut. Ein großer Teil der 300 Chemnitzer Anhänger ließ sich nicht lumpen und warf sich in Schale. Die Einheimischen samt Ordnungsdienst und Polizei waren verwundert, als immer mehr Anzugträger eintrafen.

Im sich noch im Umbau befindenden Stadion vom SV Elversberg, der – im Vergleich zum Chemnitzer FC – noch um den Klassenverbleib bangen muss, hing ein großer „Blue(s)-Brothers“-Banner im Zentrum des überdachten Gästesektors, der ein Teil einer kleinen Choreografie war. Im hinteren Bereich hing der bekannte Songtitel „Everybody needs Somebody...“, dazwischen wurden Herz- sowie Fussball-Luftballons und zehn FCK-Wappen in die Höhe gehalten. „Hurra, hurra, die Chemnitzer sind da...“
Auf Seiten der Heimischen „Horda“ wurde mit großen und kleinen Fahnen gewedelt, Doppelhalter präsentiert und Konfetti durch die Luft geworfen. Danach begann der Support, der klar an den dekadenten Gästemob ging. Lautstark und gesund – zum Auswärtsdreier!

Bei den Spielern sah es da etwas anders aus: Ein Novovirus, welcher in der Woche insgesamt acht himmelblaue Spieler heimsuchte, würfelte die erfolgreiche Mannschaft der Vorwoche ein kleines bisschen durcheinander, dessen ungeachtet war diese aber schlagkräftig genug, um erfolgreich zu sein. Pentke hütete den Kasten, vor ihm agierten Bankert und Al-Hazaimeh in der Zentrale, auf den rechten Verteidigerposten rückte wieder Stenzel, der Scheffel vertreten musste, links blieb Birk. Im Mittelfeld spielten Pfeffer und Hofrath auf den Außen, die Mittelpostionen nahmen Kegel, Lais und Hensel ein, im Angriff stürmte nach abgesessener Gelbsperre wieder Fink. Insgesamt standen Heine nur 17 Spieler zur Verfügung.

Der Kraft-Klub begann zielstrebig und strahlte vor allem nach Ecken Gefahr aus. Variante 1: Schnell und flach ausgeführt, Doppelpass, Fink mit Kegel, Schuss aufs Tor, Außennetz - Schade! Variante 2: Hofrath versucht es direkt und scheitert nur, weil der Torwart im letzten Augenblick reagieren kann. Dazwischen zeigte Pentke eine Unsicherheit, die beinahe mit dem Rückstand bestraft worden wäre. Den schwach getretenen Freistoß ließ er prallen, allerdings vergab ein Elversberger kläglich. Fünf Meter vor dem leeren Tor schoss er drüber. Mitte der erste Hälfte kamen Sonnenschein und der Gastgeber immer mehr. Pentke stand nun auf dem Posten, parierte einen Schuss aus Nahdistanz perfekt. Elversberg hatte in der Folgezeit immer wieder die ein oder andere vielversprechende Chance, nur machte man daraus ganz einfach zu wenig. Wer sich im Abstiegskampf befindet, muss solche Möglichkeiten nutzen. Wie es gemacht, zeigte der Kraft-Klub nach etwas mehr als einer halben Stunde. Kegel schiebt den Ball zu Hensel, der in den Strafraum eindringt und danach klar von den Beinen geholt wird. Es gab folgerichtig den Strafstoß – und hierbei stellte sich die Frage: Wer schießt, wer verwandelt endlich mal wieder einen?! Fink übernahm die Verantwortung – und machte es glänzend. Platziert, straff, unhaltbar. Endlich wird wieder einen Elfmeter verwandelt. Fink traf zum zwölften Mal in dieser Saison – und die Stimmung im Gästeblock wurde noch besser.

In der zweiten Halbzeit blieb Hofrath in der Kabine, für ihn kam Mauersberger aufs Feld. Elversberg wechselte doppelt und wurde besser. Die Himmelblauen wurden immer mehr unter Druck gesetzt, Pentke verhindert anfangs Schlimmeres, doch bei einem Kopfball nach einem Freistoß war er machtlos. Bankert verlor zu leichtfertig das Luftduell. Elversberg blieb am Drücker, die Himmelblauen schafften kaum entlastenden Momente. Ein Gegentreffer kassierten sie jedoch nicht mehr, allerdings glückte ebensowenig ein eigener, wenngleich sie in der Schlussviertelstunde das Spiel wieder besser in den Griff bekamen.

Das wurde von einem Großteil der Gäste-Anhänger nicht gesehen, da man sich mit denen solidarisierte, die außerhalb das Stadions Willkür erfuhren. Sechs Stadionverbotler grillten erst auf dem Parkplatz, ehe man sich danach dem Spiel widmete, welches man - ausnahmsweise - mit eigenen Augen sehen konnte. So eine Möglichkeit lässt man sich selbstverständlich nicht entgegen. Dazu gehört weiterhin das Flaggen der „Sektion-Stadionverbot“-Fahne. Zu Beginn blieb alles absolut tiefen-entspannt, doch kippte die Stimmung Mitte der zweiten Halbzeit. Ein Vielzahl motivierter Polizisten kesselte die Jungs ein und bat diese wieder zum Bus zu gehen. Den Worten kam man nach, nur ging es einem Polizisten in dem Fall nicht schnell genug. Er tätschelte einen Langsamen einmal leicht, als dieser seine Schrittgeschwindigkeit nicht erhöhte, wiederholte er sein Vorgehen mit mehr Vehemenz, woraufhin das in der Hand gehaltene Bier genau im Gesicht eines direkt davor stehenden Polizisten landete. Was danach folgte, war klar, aus Nichts wurde viel, wurde zu viel. In dem Fall: zwei Festnahmen. Sowie Personalienfeststellung.

Im Block wurden daraufhin die Fahnen abgehangen und der Support eingestellt. Man wollte das Stadiongelände verlassen, den Ausgesperrten zur Hilfe eilen, nur stellte sich eine Polizeikette entgegen, die keinen aus dem Stadion gehen ließ. Danach blieb es - wie die ganze Zeit zuvor - ruhig, und auch der Grund der Maßnahme sickerte durch. Weil zuletzt andere Stadionverbotler Flaschen ins Stadion warfen und dabei fast Kinder getroffen hätten, ist die deeskalierende Haltung ad acto gelegt worden. Mit Weitblick wäre es ein ruhiger Nachmittag geworden, so bleibt leider ein bitterer Beigeschmack, der hoffentlich folgenlos bleibt. 

Nächste Woche kommt die zweiten Mannschaft vom VfB Stuttgart auf die „Baustelle Fischerwiese“. Davor steht das eminent wichtige Sachsenpokalfinale gegen den FC Oberlausitz auf dem Programm – Alle nach Neugersdorf und den FC Karl-Marx-Stadt zum Sieg schreien und dabei singen: „Chemnitzer international, ohohohoho...!“


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