< 37 - SV Elversberg (A)

08.05.2014
Kategorie: Sachsenpokal
Gelesen: 2000
Von: Lenny

Sachsenpokalfinale: FC Oberlausitz


Was lange währte, wurde glücklicherweise zum Erfolg: Der Chemnitzer FC konnte zum insgesamt siebten Mal den Sachsenpokal gewinnen. Gegen den FC Oberlausitz reichten zwei Führungen durch Fink und Förster in der regulären Spielzeit nicht aus. In der Verlängerung erst sorgte Semmer kurz vor dem Elfmeterschießen für die Entscheidung. Aber Scheiß drauf, Sachsenpokalsieger wird man nur einmal im Jahr...

Mit dem FC Oberlausitz-Neugersdorf wartete ein hartes Stück Arbeit im Finale des diesjährigen Sachsenpokals auf den Chemnitzer FC. Nachdem der Fünftligist überraschend RasenBallsport Leipzig im Halbfinale aus dem Wettbewerb warf, waren die Himmelblauen umso mehr gewarnt, zumal bei dieser Konstellation unbedingt gewonnen werden musste, um in der kommenden Spielzeit – nach einem Jahr Abstinenz – wieder im DFB-Pokal antreten zu können. Voller Hoffnung machten sich, so der Stadionsprecher, 681 Chemnitzer auf den Weg nach Neugersdorf, in die ENSO-Oberlausitz-Arena, welche zu dieser Partie mehr als 3.000 Zuschauer begrüßen durfte. Darunter weilten auch zahlreiche – zum Teil sportlich-motvierte – Jungs von der SG Dynamo Dresden, die Artikel ihres Vereins offen zur Schau stellten, sich ferner in unmittelbarer Nähe zum unüberdachten Gästeblock  biertrinkend positionierten. Dazwischen waren eine Bande, zwei Dixies, zum Ende hin drei Polizisten und nur wenige Meter. Aus eben diesem Grund hingen die Banner im Block drin, nicht davor. Zum Intro präsentierten beide Seiten nichts Nennenswertes.

Auf dem Feld spielte sich dann das ab, womit man rechnen dufte. Ein emsiger Außenseiter versucht dem Favoriten das Leben so schwer wie möglich zu machen. Auf beiden Seiten gab es harmlose Chancen. Es dauerte eine halbe Stunde, ehe der Kraft-Klub erstmalig die Lücke fand. Fink und Förster spielten Doppelpass und hebelten damit die Innenverteidigung aus. Fink schlug mit einem flachen Schuss in die lange Ecke eiskalt zu, er machte – wie so häufig – den Unterschied.
Die Stimmung auf den Rängen wiederum vermittelte irgendwie keinerlei Final-Atmosphäre. Die Anhänger des FC Oberlausitz-Neugersdorf meldeten sich ab und an auf sehr leise Art und Weise zu Wort, im Gästeblock war ähnliches zu verzeichnen, nur waren sie wesentlich lauter, schwenkten zudem mit Fahnen. Die Führung zur Pause war nicht unverdient, sorgte allerdings nicht für die nötige Sicherheit.

Denn nach der Pause fiel wie aus dem Nichts der überraschende Ausgleich, der aus einem langen Einwurf resultierte. Stenzel war mit den Gedanken scheinbar noch in der Kabine, er vergaß seinen Gegenspieler zu stören, der somit keine Probleme hatte, den Ball im Tor unterzubringen. Riederer, der für den verletzten Pentke den Kasten hütete, musste, bis dato kaum geprüft, hinter sich greifen. Spiel und Stimmung nahmen daraufhin mehr Fahrt auf, dazu gehörten auch die Liebesbekundungen zwischen den Gästen und den Dynamischen, die – aus welchen Gründen auch immer – himmelblauen Rauch und Böller zündeten. Weiterhin wedelten sie mit Fanshop-Fahnen und begannen immer wieder wild zu gestikulieren. Erst die erneute Führung des Kraft-Klubs sorgte für mehr Ruhe. Fink revanchierte sich bei Förster, diesmal legte er vor und der andere schloss ab. Nach einer Stunde war der Kraft-Klub wieder auf Kurs gen Europa... Noch sieben Spiele!

Und noch eine halbe Stunde auf der Uhr, die es zu überstehen galt. In der 79. Minute kamen die engagierten Gastgeber zum erneuten Ausgleich. Bankert verlor das Kopfballduell und Riederer war anschließend zum zweiten Mal geschlagen. 2:2. Alles auf Anfang. Und hinein in die Verlängerung. Heine hatte zu diesem Zeitpunkt zweimal gewechselt: Für Scheffel und Fink waren Hansch und Semmer in die Partie gekommen. Vor allem der zweite Wechsel sorgte erst für Pech, dann jedoch für große Erleichterung und Glückseligkeit.

Der Kraft-Klub hatte in der 96. Minute die Chance, wieder in Führung zu gehen. Dazwischen lagen 11 Meter und an den dazugehörigen Punkt stand Förster bereit. Er legte sich den Ball stoisch hin, wirkte konzentriert, nur war er es nicht, er ließ sich vom tschechischen Smalltalk beeinflussen. Ein schlecht und schwach getretener Strafstoß konnte locker-leicht pariert werden. Der Chemnitzer FC und seine verschossenen Elfmeter sind in dieser Serie alles andere als eine Erfolgsgeschichte Semmer hatten diesen herausgeholt, und Fink hatte am Wochenende bekanntlich gegen den SV Elversberg sicher verwandelt.

Auf den Rängen und Rasen kippte die Stimmung. Die Gastgeber und deren Fans spürten, dass ihnen heute der große Coup glücken könnte. Im Elfmeterschießen ist bekanntlich alles möglich. Die Gäste wiederum beteten, dass das unbedingt vermieden wird. Bei der aktuellen Quote – jeder zweite Elfmeter wurde in der jungen Vergangenheit verschossen – besteht wenig Hoffnung im Lotterieschießen...

Doch dann kam es ganz anders, zum Glück kam es ganz anders: Der eingewechselte Mauersberger setzte sich zielstrebig durch und leitete den Ball zu Semmer weiter, der nicht lange fackelte und den Ball in die lange Ecke schickte. Zur dritten Führung, zur Entscheidung. Alle himmelblauen Spieler waren außer Rand und Band, begruben den Torschützen unter sich. Im Gästeblock herrschte pure Ekstase, tonnenschwere Steine fielen von den Herzen. Pokalsieg nur für Uns! Zwei Minuten später bestätigte das der souverän agierende Schiedsrichter. Vorher hatte der FC Oberlausitz-Neugersdorf allerdings noch eine wahnsinnige Chance. Ping-Pong in der Schlussminute im himmelblauen Fünfmeterraum. Riederer, Al-Hazaimeh, der Pfosten, Stenzel, wieder Riederer. Schlussendlich trudelte der Ball ins Seitenaus und nicht über die Torlinie.

Nach dem Abpfiff folgte das, was sich angedeutet hatte, nämlich: zum einen Pyrotechnik und zum anderen zu, wenngleich kurzen, Ausschreitungen. Hinter dem Banner „Chemnitz International“ brannte es lichterloh, Rauch qualmte und Bangalos blitzen in der Dunkelheit, dazu wurde mit den Fahnen kräftig gewedelt. Und alle sangen: „Chemnitz asozial, Chemnitz international, ohohohoho...“
Ein kleiner Teil beäugte derweil kritisch den 20 Mann starken Dynamo-Mob, da es die Polizei  nicht schaffte, diesen zu überwachen. Dieser suchte seine Chance und lief böse drein blickend über die Tartanbahn, den Rasen, zum Gästeblock, der jedoch von deren eigenen Security stets in guten Händen ist. Man war auf Deeskalation aus. Wir reagieren erst, wenn wir es müssen – und das geschah dann schließlich auch. Erst flogen ein halbvoller Bierbecher und Worte durch die Gegend – danach die Fäuste durch die Luft und die Dresdner Krawall-Touristen aus dem Stadion. Dabei bekamen sie von sportlichen Jungs aus Karl-Marx-Stadt, die flink über den Zaun sprangen und den Randale-Moment zu nutzen wussten, im Stadion einen Backengruß, außerhalb des Areals sah es ähnlich aus. Vor, während und nach der Partie waren einige Dresdner zur falschen Zeit am falschen Ort...

Wenige Augenblicke später hatte sich die Lage beruhigt und die Siegerehrung konnte beginnen: Die Sieger-Shirts überstreifen, den Pokal, mittlerweile zum siebten Mal, entgegennehmen, und mit den eigenen Fans feiern. Sportfreund Mauersberger kletterte auf den Zaun und schlüpfte – wie schon zuletzt gegen Erfurt – in die Rolle des Capo.s Lautstark wurde der Pokalsieg zelebriert.
In der ersten Runde wünsche ich mir den Schacht...


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