< 28 - VfB Stuttgart II (H)

10.03.2013
Kategorie: Punktspiel, 1.Mannschaft, 2012/2013
Gelesen: 2570
Von: Lenny

29 - VfL Osnabrück (A)


Wer bei einem Aufstiegsaspiranten in Führung und zudem in Überzahl spielen darf, der muss clever auftreten und das Spiel im Normalfall gewinnen. Wer sich allerdings einigeln lässt, der bettelt zwangsläufig um Gegentreffer. Aus der Führung wurde ein Rückstand. Wer jedoch in der Schlussphase dann doch noch den Ausgleich erzielt, der zeigt Moral. Der Chemnitzer FC trennte sich in einem sehenswerten Spiel vom VfL Osnabrück mit 2:2. Fink und Förster trafen.

Spiele gegen, vor allen in, Osnabrück sind für die himmelblaue Reisegesellschaft immer irgendwie voller – egal ob positiver und negativer – Highlights. Wir erinnern uns an den Aufstieg gegen den VfL, aber auch an die 5:1-Klatsche oder die 1:0-Niederlage beispielsweise aus dem letzten Jahr. Und ebenso in dieser Saison sollte einiges geboten werden, sowohl auf den Rängen als auch auf dem Platz.

Freitagabend, 19 Uhr, Stadion an der Bremer Brücke, 9.700 Zuschauer, darunter 150 Chemnitzer, die sich kannten und wussten, wo sie waren und wie sie mit den vorhandenen Gegebenheiten – Dach zur Stärkung der Akustik über dem Kopf – umgehen müssen. Um dem Duell einen würdigen Rahmen zu verleihen, sorgte die ultranahe Gruppe „Soutside Supporters“ sowie die Ultra-Bande „Tradition stirbt nie“ für eine chice Choreografie. Links und rechts himmelblau-weiße Bahnen, in der Mitte auf der einen Seite himmelblaue und auf der anderen Seite weiße Schals. Im Zentrum erhob sich das FC Karl-Marx-Stadt-Wappen im Lorbeerkranz und davor stand die unmissverständlich Botschaft: „Alles nur für Dich!“ – und das taten diejenigen danach auch, und das besser als gedacht. Es herrschte seit langem mal wieder auswärts eine eindrucksvolle Stimmung, an der nahezu jeder, der im Gästeblock stand, beteiligt gewesen ist. Es erweckte fast den Eindruck vom Heidenheim-Auftritt aus der Hinrunde.
Und soll es nicht nur sein, sondern so muss es sein – erst Recht, wenn man gegen die Kurve der „Violet Crew“, in welcher seit geraumer Zeit alle Zaunfahnen falsch herum hängen, ansingen muss.

Diese präsentierte Fahnen, Doppelhalter und Schals sowie das Spruchband „Fanszene gegen Böller!“, welches in die Höhe gehalten wurde, als ein Offizieller des VfL Osnabrück die Ereignisse beim Derby in Münster nannte und bewertete. Unter anderem sprach er davon, dass entsprechende Gruppen mit Strafen rechnen müssen. Namen wurden jedoch keine genannt. Als dies bekanntgegeben wurde, waren Pfiffe sowie kritische Gesänge die Folge. Mit Anpfiff beruhigten sich die erhitzten Gemüter. Danach regierte der klassische Support. Auf beiden Seiten.

Auf dem grünen Geläuf waren es die weißen Himmelblauen, die beherzt zu Werke gingen und bereits nach drei Minuten den Führungstreffer erzielen hätten müssen. Ein mustergültiger Pass von Fink landete bei Landeka, welcher allerdings kläglich am Schlussmann scheiterte. Es wäre ein Auftakt nach Maß gewesen, nur zeigte sich leider Gottes sofort wieder, wie fahrlässig wir stets mit solchen Situationen umgehen. Dass es anders geht, zeigte Fink in der 26. Minute. Dieser verwandelte ein weiteres Mal einen Elfmeter eiskalt. Nach einem weiten Abschlag von Pentke wollte der Osnabrück-Verteidiger Pisot den Ball zu Riemann zurückpassen, nur kam dieser nicht an, da Landeka wunderbar antizipierte und dazwischen sprintete. Es kam zur Kollision mit dem herauseilenden Schlussmann, welcher zu spät kam und infolgedessen ein Foul beging. Ein Pfiff und seine zwei Entscheidungen: Strafstoß und Platzverweis. Wenn man so will, war der Kraft-Klub auf einem guten Weg, um gegen den Tabellenzweiten einen dreifachen Punktgewinn einzufahren. Der Wechsel von Schädlich, den Defensivmann Hörnig anstelle von Stürmer Förster in die Startelf zu nehmen, zahlte sich aus. Osnabrück war überrascht über das Auftreten der Gäste aus Sachsen und agierte infolgedessen größtenteils ratlos. Bis zur Pause hatten die Platzbesitzer nur eine ernstzunehmende Chance – und diese wurde wie aus dem Nichts genutzt. In der Nachspielzeit wurde ein langer Ball in den Strafraum geschlagen, Hörnig verlor das Kopfballduell. Die Vorlage landete auf dem Schlappen von Pisot, der aus 20 Metern abzog und seine Fehler korrigierte. Sein Schuss ging an Freund und Feind vorbei und schlug im langen Eck ein. Pentke, der den Ball zu spät sah, konnte nicht mehr eingreifen. Mit 1:1 ging es in die Kabinen, nur hätte es eigentlich ganz anders kommen müssen, da Landeka wieder in Schönheit starb. Wenige Minuten vor dem Ausgleich lief der Flügelflitzer allein auf den neuen Schlussmann zu und anstatt den Ball sicher im Netz unterzubringen, versuchte er zu lupfen. Es blieb beim Versuch. Wie so oft. Bei ihm.

Mit diesem Treffer kippte erst die Stimmung und nach dem Seitenwechsel die Partie. Die ungeschriebene Regel, dass man mit zehn Mann besser als mit elf spielt, wurde in der 54. Minute auf ein Neues angewandt. Sträßer drehte auf der Mittellinie eine Pirouette und verlor den Ball leichtfertig, leitete somit den Konter ein, der schlussendlich im unnötigen Rückstand mündete. Die Gastgeber hatten damit die Partie gedreht – und waren nun im Vorteil. Es wurde verwaltet, mit ihren lautstarken Fans im Rücken, und auf den letzten, entscheidenden Konter gewartet. In der 76. Minute sollte dieser kommen, doch glücklicherweise traf der Osnabrück-Stürmer nur das Außennetz. In der Schlussviertelstunde warf der Kraft-Klub alles nach vorn. Schädlich hatte zu diesem Zeitpunkt mit Förster und Semmer sowie Jansen jegliche zur Verfügung stehenden Offensivkräfte eingetauscht. Die Zeit rannte dem Schlusspfiff entgegen und im Gästeblock wurde auf eine beeindruckende Art und Weise den einheimischen Anhängern Paroli geboten. Es war angenehm, es war toll – und die himmelblaue Elite im Block wurde belohnt. Landeka flankte in der 87. Minute punktgenau auf den Kopf von Förster, welcher für den umjubelten Ausgleich sorgte. Daraufhin hingen einige Herren auf dem Zaum, während der Rest sich in den Armen lag. Und beinahe wäre es noch fröhlicher geworden, jedoch landete Kegels Direktschuss in den Armen des Schlussmanns und nicht im Tor.

Als der Partie vorüber war, wussten beide Seiten nicht, ob ein Punkt gewonnen oder vielmehr zwei verloren worden sind. Aus himmelblauer Sicht wurde phasenweise gezeigt, dass man mit den Großen der Liga mithalten kann, allerdings sorgen katastrophale Aussetzer immer wieder dafür, dass sicher geglaubte Punkte verloren gehen. Eine clevere Mannschaft hätte aus Osnabrück die volle Punktzahl entführt.

Am kommenden Dienstag führt uns die Reise hoffentlich nach Darmstadt, wo mittlerweile der dritte Versuch unternommen wird, diese Partie auszutragen. Wollen wir hoffen, dass der Schnee nicht mehr kommt und dies zu verhindern weiß… We want no Snow!

"Wir zogen einst so durch die Welt.
Wir hatten Durst, wir hatten Geld.

In England bei der Königin,
hatten wir auch nur eins im Sinn:
Die Kehle brennt, ein Bier wäre fein,
so schenkt man uns ein Guinness ein!

Dunkel war's, doch ohne Schaum,
warm wie Pisse und wir glaubten es kaum,
ist England auch ein schöner Ort.
Das Bier schmeckt scheiße und wir flogen fort...

In 80 Tagen um die Welt,
Jules Verne stoß an, vertrink mit uns Dein Geld,
von Schluck zu Schluck, von Land zu Land,
das kühle Nass, war stets in unserer Hand..."


blog comments powered by Disqus