< Fischerwiesen-Abschied: 1. FC Kaiserslautern

25.01.2014
Kategorie: Punktspiel
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Von: Lenny

22 - 1. FC Heidenheim 1846 (A)


Auch wenn das Ergebnis deutlich ausgefallen ist, gibt es nicht den Spielverlauf wieder. Der Chemnitzer FC verlor gegen den 1. FC Heidenheim 1846, seines Zeichen souveräner Spitzenreiter der Liga, vor 7.400 Zuschauern mit 3:0. Für alle drei Treffer fühlte sich Schnatterer verantwortlich. 300 Himmelblaue machten hinter dem Banner „Ruhe in Frieden, Ungi!“ die ganze Spielzeit über lautstark auf sich aufmerksam.

Das neue Jahr beginnt genauso beschissen, wie das alte endete: Die „Fanszene Chemnitz“ muss sich erneut von einem treuen Freund in jungen Jahren verabschieden. Nach hartem Kampf ging Ungi, Mitglied der „Ultras Chemnitz 1999“, vergangenen Freitag von uns. Die Marschroute für das erste Punktspiel des Jahres war damit leider Gottes schon vorgezeichnet: „Ruhe in Frieden, Ungi!“ Dazu hing am Zaun im Heidenheimer Gästeblock die Ungarn-Fahne, ein FCK-Schal sowie ein Banner, auf dem das Konterfei von Enno und Ungi zu sehen war und geschrieben stand sowie das Wort: „unvergessen“. Ja, das bleibt ihr, für immer.

Alle Fangruppen verzichteten als Zeichen der Anteilnahme und des Mitgefühls an diesem Spieltag auf ihre Banner. Zum Einlauf der Mannschaften wurden ferner zahlreiche schwarze „Ungi-Unvergessen“-Shirts in die Höhe gehalten, ehe danach ein beachtlicher und für Auswärtsspiele typischer Support fahnendwedelnd begann und herrschte, der vom Großteil der Anwesenden mitgetragen wurde. Den Unkenrufen zum trotz reisten 300 himmelblaue Anhänger aus dem kalten Osten in den wärmeren Süden. Im Block der Heidenheimer gab es zu Spielbeginn – bis auf große und kleine Fahnen – nichts Erwähnenswertes, nach der Pause übte man mit dem Spruchband „e.V. muss bleiben Ausgliederung stoppen!“ Kritik. Der an den Tag gelegte Support hatte gute und schlechte Phasen.  

Wie beim überraschenden Auswärtscoup in Osnabrück durfte wieder Riederer den Kasten hüten, zudem tauchte Semmer in der Startformation auf, welcher den erkrankten Makarenko ersetzte. Fink und Pfeffer blieben vorerst auf der Bank, kamen aber nach der Pause in die Partie, genau wie Mauersberger. Alle drei sollten die Offensive und den Rückstand aus der 21. Minute wettmachen. Mit der zweiten Möglichkeit war der Gastgeber in Führung gegangen. Mit einem genialen Pass wurde die auf abseits spielende himmelblaue Viererkette mustergültig ausgehebelt und Schnatterer auf die Reise geschickt, welcher diese mit einem eleganten Abschluss beendete. Riederer ließ er, wenngleich aus spitzem Winkel abgezogen, nicht den Hauch einer Chance. Sein Schuss landete unhaltbar im langen Eck. Das Gegentor brachte die Himmelblauen überraschenderweise nicht aus dem Konzept, die freche Spielweise setzte sich fort, begleitet von einem gut aufgelegten Gästeanhang. Ein Pusch-Schuss von der Strafraumgrenze konnte pariert werden. Kegel verzog anschließend aus der Distanz. Heidenheim weiterhin etwas überrascht von dem forschen Auftreten der Gäste und ohne erstzunehmende Offensivbemühungen. Danach schoss erneut Pusch, der den Schlussmann zu einer etwas unorthodoxen Parade zwang. Der Kraft-Klub war das bessere Team, allerdings bis dato glücklos. Birk drang, nach feinem Spielzug, in den Strafraum ein und hämmerte überhastet über das Tor. Danach konnte ein Bankert-Kopfball nach Garbuschewski-Ecke in aller höchster Not an die Latte gelenkt werden. Es war verhext und das Heidenheimer scheinbar vernagelt, und damit unüberwindbar.

Und daran sollte sich auch nach dem Seitenwechsel nichts ändern: Der Kraft-Klub blieb sich seiner Linie treu – und spielte, um den Ausgleich zu erzielen. Erst kam Mauersberger, dann Fink, dann Pfeffer. Der CFC blieb dauerhaft am Drücker – ein Kegel-Schuss wurde abgefälscht und landete im Seitenaus. „Auf geht's Chemnitzer Jungs…“

Ein abgefälschter Birk-Schuss wurde – natürlich! – auf der Linie geklärt. „Hej, FCK..." singt der Mob und tanzt dazu. Ein neues, brachiales Lied. Und weiter geht es: Ein Garbuschewski-Freistoß fiel nur auf den Querbalken anstatt ins Netz. Schon wieder, zum zweiten Mal. Das darf alles nicht wahr sein.
Die Mannschaft rackerte unermüdlich, ihre Anhänger sangen, sangen und sangen, für die Mannschaft, für Enno & Ungi, für den mehr als verdienten Ausgleichstreffer. Als Schnatterer nach einem langen Ball vor Riederer auftauchte, wurde es kurzzeitig brenzlig, doch lupfte er glücklicherweise über das Tor. Bankert war dabei nicht auf dem Posten und Riederer zu spät aus seinem Tor geeilt.

In der 75. Minute machte der Spitzenreiter den Sack zu – und das mit tatkräftiger himmelblauer Hilfestellung. Eine unnötige Grätsche von Birk im eigenen Strafraum, von der nur er weiß, aus welchem Grund er diese begangen hat, hatte einen berechtigten Elfmeterpfiff zur Folge. Schnatterer verwandelte – auch wenn Riederer in der richtige Ecke lag – sicher. Zwei Minuten später wurde die himmelblaue Innenverteidigung, in welcher der Winter-Neuzugang Lais vom SC Freiburg noch nicht stand, via Doppelpass vorgeführt. Schnatterer zum dritten, zum Endstand. Der FC Schnatterer besiegt den Chemnitzer FC vor 7.400 Zuschauern in der Voith-Arena.

Die Niederlage, auch wenn diese mit 0:3 deutlich zu hoch ausgefallen ist und nicht das wiedergibt, was sich auf dem Feld zeigte, ist verschmerzbar, auch und vor allem, weil die Mannschaft den gewünschten Einsatz zeigte, am Ende fehlte nur das Glück. Aber das trat nach dem Abpfiff in den Hintergrund, und einige himmelblauen Anhänger hüpften über den Zaun, betraten den Innenraum – und hatten eine Absicht, die von den Ordnern – trotz einiger kleinerer Probleme vor dem Spiel – dann doch zugelassen wurde. Die Über-den-Zaun-Kletterer und die Mannschaft positionierten sich hinter dem „Enno-&-Ungi-Unvergessen!“-Banner. Eine tolle Geste, die Geschlossenheit symbolisiert. Via Leiter ging es wieder zurück in den Gästeblock, zu den Ordnern, von denen sich ein, zwei – unzufrieden über die Macht der Anhänger aus dem Osten – anschließend im Ton vergriffen und damit einige Gemüter, aus gutem Grund, erzürnten. Es blieb zum Glück nur bei verbalen Auseinandersetzungen.

„Wer im Gedächtnis seiner Lieben lebt, der ist nicht tot,
der ist nur fern. Tot ist nur, wer vergessen wird.“
Enno & Ungi Unvergessen!


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