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14.12.2013
Kategorie: Punktspiel
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Von: Lenny

20 - SpVgg Unterhaching (H)


Der Chemnitzer FC kommt im letzten Heimspiel des Jahres 2013 gegen die Spielvereinigung aus Unterhaching nicht über ein torloses Unentschieden hinaus. Allen voran aus den Standardsituationen wurde nach dem Seitenwechsel, auf die gut aufgelegte Südkurve zu spielend, viel zu wenig gemacht. Vor der Partie gedachten 3.938 Zuschauer – darunter 21 Gäste – dem jüngst verstorbenen Enno. Ruhe in Frieden, Du bleibst unvergessen!

Es sollte ein Tag werden, an dem gedacht wird. Am Ende wurde es jedoch ein trauriger Tag, an den sich vor allem die aktive Fanszene noch lange erinnern und den Kopf schütteln wird. Schuld daran trägt diese jedoch nicht. Absolut überzogene Omnipräsenz von Polizei und Security sorgten für einen faden Beugeschmack beim Abschied von Enno, der mit gerade einmal 35 Jahren verstarb. Seine Freunde planten, wollten Kerzen und/oder Wunderkerzen einsetzen, traten an den Verein heran, blieben unerhört, bekamen einen Korb. Den nächsten Schritt machten Vertreter der aktiven Fanszene, die vorschlugen, um der Trauer Ausdruck zu verleihen, symbolisch zwei bengalische Lichter abzubrennen. Was einst als „Chemnitzer Weg“ bezeichnet und deutschlandweit Ansehen erhielt und mit lobenden Worten versehen wurde, ist mittlerweile zu einer trostlosen Sackgasse verkommen, ein Schatten seiner selbst. Vertrauen existiert scheinbar nicht mehr, stattdessen steht Kontrolle über allem. Und diese Machtdemonstration wurde gegen Unterhaching auf dem Rücken eines Toten ausgetragen. Unglaublich, aber wahr.

Stadionsprecher Olaf Kadner sprach und im Stadionheft standen ehrliche Worte, zudem erklang, wenn auch nur kurz, aber immerhin, das Lied „Im Himmel geht es weiter“ von Matthias Reim. Mit etwas Fingerspitzengefühl und Sensibilität hätte man daraus durchaus eine Schweigeminute machen können…
Die Südkurve verabschiedete sich mit dem Spruchband „Ruhe in Frieden, Enno!“, im Block 7 hielten Enno-Freunde eine Fahne mit „Ruhe in Frieden Unvergessen“ in die Höhe, welche danach am Zaun hing. Beäugt wurde diese friedliche Zeremonie von einer Vielzahl von Polizisten, Security-Leuten und Ordnern.  Selbst Einsatzkräfte der Feuerwehr standen parat, ferner wurde alles gefilmt. Für den Fall der Fälle, der aber – und anders konnte es nicht sein – selbstverständlich nicht eintrat. Als dann sowohl inmitten der ersten als auch zweiten Halbzeit die Südkurve mit zahlreichen Doppelhaltern sowie großen und kleinen Fahnen wedelte, wurden einige Herren, die das Treiben genau im Visier hatten, unruhig. Allerdings zu Unrecht. Ihre Präsenz war unangebracht. Vom Anfang bis zum Schluss. Auf Trauerfeiern kullern Tränen, es fliegen aber keine pyrotechnischen Erzeugnisse in die Luft. Oder Sonstiges. Wer daran glaubt, der irrt.

Dessen ungeachtet spulte die Südkurve ein Programm ab, das sich durchaus hören und sehen lassen konnte. Trotz der Vorgeschichte. Trotz der schwachen Hinrunde der Mannschaft. Gegen Unterhaching begann die Rückrunde – und damit die Hoffnung auf Besserung, auf eine Wende. Allerdings zeigten sich die Gäste aus dem Süden von München als schlechte Besucher. Begleitet von 21 Anhängern wollte man direkt mit dem Anpfiff das torlose Remis verwalten, offensive Bemühungen waren rar gesät. Infolgedessen war das Durchkommen für die erneut in roten Trikots spielenden Himmelblauen sehr, sehr schwer. Die beste Chance vor der Pause hatte der erstarkte Makarenko, jedoch klatschte sein Schuss aus der Distanz an den Pfosten. Er war es auch, der in der Nachspielzeit der zweiten Halbzeit den Siegtreffer auf dem Fuß hatte. Leider schob er aus Nahdistanz am Pfosten vorbei.  Dazwischen war weniger als mehr los. Unter anderem legte sich der eingewechselte Förster den Ball bei seinem Treffer mit dem Arm vor, so dass diesem die Anerkennung verwehr blieb. Auffällig waren im zweiten Durchgang vor allem die unzähligen Standards, die allesamt wirkungslos verpufften. Der Rest war größtenteils unansehnliches Ballgeschiebe.

Was bleibt: Die Mannschaft ist seit vier Spielen ungeschlagen, hat  davon aber nur eins gewonnen. Dass Unentschieden einen nicht weiterbringen, zeigt der Blick auf der Tabelle. Trotz dass die Teams der hinteren Tabellenhälfte  eng beieinander liegen, sind wir nur einen Platz über den Abstiegsrängen. Ich möchte dort nicht überwintern. Auf gar keinen Fall. Um keinen Preis. Die Reise, sofern diese stattfindet, nach Osnabrück sollte, um auf Nummer sicher zu gehen, erfolgreich gestaltet werden.

Über die andere Geschichte des Spiels kann man schweigen – oder Stellung beziehen: Ich möchte das Dynamo-Dresden-Rad und seine Folgen nicht noch einmal erklären, nur fällt auf, dass zahlreiche, nicht alle, Entscheidungen, die danach getroffen worden sind, sich als falsch herausgestellt haben. Es wurden vom Verein, da er ausführendes Organ ist, gar versucht, ganze Gruppen – bei einer sogar mit dem Vorwurf der Volksverhetzung – aus dem Stadion zu verbannen. Resultat: Freispruch für die Fans. Und nun wird einem treuen Anhänger der Weg des letzten Geleits in seiner himmelblauen Wohnstube, in der er sowohl Siege sah als auch bittere Niederlagen miterlebt hat, auf die Art und Weise genommenen. Mit Verluab, aber das ist pietätlos, das schmerzt – und bereitet auch mir keine Freude, keine Freude mehr. Aus  Annäherung wird Distanz. Chemnitzer FC, das ist der falsche Weg, den Du gehst! Ferner: Für die meisten.  

„Wir haben tausend Mal gelacht,
und keinen Augenblick bereut.
Wir hatten auch sehr viel gemeinsam,
ja wir hatten unsere Zeit.
Und ich weiß, dass Du da wartest,
und ich freue mich auf Dich.
Du wirst mir ziemlich fehlen,
aber ändern kann ich´s nicht.

Es wird wohl noch dauern, bis wir uns da sehen,
aber Zeit ist ja für Dich kein Problem.

Denn im Himmel geht es weiter,
wo sich die Herzen wiederfinden
und gemeinsam weiterziehen...“ 


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