< 15 - Kickers Offenbach (A)

03.11.2012
Kategorie: 1.Mannschaft, 2012/2013, Punktspiel
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Von: Lenny

16 - Karlsruher SC (H)


Es war ein Tag zum Vergessen: Trotz ansprechender Leistung schlug sich der Chemnitzer FC leider Gottes schlussendlich selbst. Clevere Karlsruher nutzten zwei himmelblaue Schwächen eiskalt aus und gingen sofort mit 2:0 in Front. Der direkte Anschlusstreffer von Fink via Elfmeter sorgte zwar unverzüglich wieder für Hoffnung, allerdings konnte diese nicht befriedigt werden. Auch der Sturmlauf zum Ende der Partie, wo alles nach vorn geworfen wurde und es entsprechend viele gute Chancen gab, änderte daran nichts mehr. Die Niederlage ist bitter und sorgt damit dafür, dass wir nach wie vor im unbedeutenden Niemandsland der Tabelle bleiben, ein Zustand, der, vor allem in Anbetracht der Spielweise, die wir zumeist an den Tag legen, nicht zufriedenstellend ist. Doch neben dem sportlichen Ereignissen geschahen außerhalb des Stadions Dinge, welche es in dieser Form, so wussten es die Zeitzeugen zu berichten, bis dato noch nicht gegeben hat.

Es ist 13 Uhr, ich bin auf dem Weg zur Fanhalle und muss sehen, dass die Kreuzung gesperrt ist. Es blinkt Blaulicht, es sind viele Polizisten in Bewegung, sie rennen unorthodox durch die Gegend, zudem stehen vier Busse hintereinander und blockieren die Straße. Beim Blick auf die Kennzeichen – KA & HN – wird klar, dass sich mindestens 200 Herren verirrten und damit der Polizei einen ordentlichen Streich spielten. Was letztlich alles genau geschah, wissen all diejenigen, die dabei waren.

Nach intensiver Zeugenbefragung ergibt sich aber folgendes Bild – Zuallererst: Das Konzept der Polizei, Gästefans, die mit Bussen anreisen, wie schon zur Genüge in der Vergangenheit vorgemacht, von der Autobahn abzuholen und zum Gästeblock zu eskortierten, scheiterte in diesem Fall kläglich, weil die vier KSC-Busse es doch tatsächlich zweimal schafften an der Fanhalle vorbeizufahren. Nach dem diese dann merkten, dass sie falsch abgebogen waren, wurde umgelenkt – und vor direkt dem Eingangsbereich der Heimfans gehalten. Da zu diesem Zeitpunkt sowohl in der Stammkneipe als auch an der Fanhalle einige himmelblaue Sportler weilten, wurde unverzüglich der an der Ampel stehende – erste – Bus ins Visier genommen und Jagd auf wertvolle Materialen gemacht. Als die Fächer geöffnet wurden, fand man aber nur Bier und Essen. Apropos Bier: Als sich die Bustüren öffneten, flogen – und das von beiden Seiten – Flaschen durch die Gegend, zudem knallte es kurzzeitig an einigen Ecken. Über einen möglichen Sieger entscheide ich nicht. Fakt ist: Der Überraschungs-Coup, welcher von Seiten des KSC, einschließlich der befreundeten Berliner Jungs, geplant war, funktionierte, aus welchen Gründen auch immer; so eine Aktion hatte es – bis auf eine versuchte Kneipenbesetzung – in Chemnitz noch nicht gegeben. Doch wer in Chemnitz so etwas inszeniert, der muss auch mit Gegenwehr rechnen – und die gab es, und das nicht zu knapp. Nach wenigen Minuten, aber die waren ausreichend, um es zu einem Schlagabtausch kommen zu lassen, rückte die Polizei an und trennte die Lager und wählte dabei die üblichen Mittel.

Für mehr als 100 KSC-Supporters ging es danach geschlossen auf die Wache, weitere 100 Anhänger solidarisierten sich mit diesen und blieben vor dem Stadion, so dass im Gästeblock alles fehlte: Ultras, Banner, Fahnen und der Support. Die restlichen 250 angereisten KSC-Fans blieben bis zur 85. Minute – bis auf die üblichen Pöbeleien gegen den Osten – größtenteils ruhig – und das hatte einen Grund: Als – mehr oder weniger – der Auswärtssieg feststand, nahmen sie ihren Mut zusammen und trällerten das Holen-Wir-Uns-Die-Punkte-Lied. Ein Lattenknaller von Sträßer sorgte zwar für einen Augenblick noch einmal für Stille, aber am Ende durften die Gäste auf eine ziemlich glückliche Art und Weise die drei Punkte aus Karl-Marx-Stadt entführen.

Wie es dazu kam: Der CFC lief – trotz drei ungeschlagener Spiele – verändert auf. Mrowiec musste genau wie Landeka auf der Bank Platz nehmen; für die beiden kamen Kapitän Sträßer und Makarenko in die Startformation – und diese startete motiviert in die Partie, wenngleich ohne Erfolg. Kegel feuerte als erster gefährlich auf den KSC-Kasten; sein Schuss konnte, wenngleich erst im Nachfassen, entschärft werden. Eine Viertelstunde war gespielt, ehe die Gäste wie aus dem Nichts nach einem Verzweiflungspass aus der Verteidigung in Führung gingen. Wilke schlug über den Ball und Pentke rutschte der schwache Schuss von Hennings unglücklich unter seinem Körper durch. Erste Chance, erstes Tor – der KSC zeigte sich nach dem Pokal-Erfolg gegen den MSV Duisburg sehr, sehr effektiv. Der CFC war keineswegs geschockt und reagierte prompt: Pfeffer marschierte zielstrebig und scheiterte ebenso am guten KSC-Schlussmann Orlishausen. Im Gegenzug war dann der KSC wieder dran: Eckball, Kopfball, Tor. Zweite Chance, zweites Tor. Der KSC hat kaum den Fuß in die gegnerische Hälfte bekommen, lag aber mit zwei Treffern in Front. Das ist leider die bittere Wahrheit, nach 25 Minuten.

Doch der CFC machte weiter – und belohnte sich bereits im direkten Gegenzug. Sträßer drang in den Strafraum ein und flankte, dieser Versuch wurde jedoch mit der Hand geklärt. Handelfmeter, Fink-Elfmeter, Anschlusstreffer. Bis zur Pause hielten sich die Spielanteile dann die Waage – und danach herrschte eine Viertelstunde Langeweile. Nach einer Stunde wurde dann bei den Himmelblauen offensiv gewechselt: Landeka und Jansen für Birk und Wilke; später kam sogar noch Förster. Und damit begann die beachtliche himmelblaue Sturm-und-Drang-Phase mit vielen Möglichkeiten sowie das badische Schauspielfest, welches zudem um das klassische Zeitspiel erweitert wurde. Freistoß Landeka – gehalten! le Beau flankte – zu unpräzise! Makarenko köpfte – zu unplatziert! Förster hämmerte – gehalten! Und schlussendlich versuchte es Sträßer – und scheiterte, wie erwähnt, am Querbalken! Meine Fresse, unter den 4.800 Zuschauern war scheinbar nicht die Gerechtigkeit anwesend… Und irgendwie auch kein Sonnenschein, nach dem Abpfiff schickte Petrus Regentropfen auf die Erde. Es war passend, aber keineswegs ein Trost.

Trotz gutem Support der Südkurve kam es zur dritten Heimniederlage in dieser Saison, die allerdings schon nächste Woche mit einem Auswärtserfolg wieder wettgemacht werden könnte. Es geht in den drittschönsten Freistaat der Republik, es geht nach Erfurt, zu den Rot-Weißen, wo wir alles wollen, außer verlieren! Eine Standortbestimmung wird es aber dessen ungeachtet trotzdem nicht werden… Derbys haben ihre eigenen Gesetze! Wir sind dabei – und wollen die III Punkte!

"Wer kann schon sagen, was mit uns geschieht,
vielleicht stimmt es ja doch,
dass das Leben eine Prüfung ist,
in der wir uns bewähren sollen.

Um diesem Schicksal zu entfliehen,
sollen wir uns redlich bemühen,
jeden Tag mit einem Gebet beginnen,
anstelle von Aspirin.
Nur wer immer gleich zum Beichtstuhl rennt,
als wäre es ein Wettlauf,
und dort alle seine Sünden nennt,
der handelt einen Freispruch aus.

Ich will nicht ins Paradies,
wenn der Weg dorthin so schwierig ist.
Ich stelle keinen Antrag auf Asyl,
meinetwegen bleibe ich hier."


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