< 16 - Karlsruher SC (H)

10.11.2012
Kategorie: 1.Mannschaft, 2012/2013, Punktspiel
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Von: Lenny

17 - FC Rot-Weiß Erfurt (A)


Irgendwie war das klar: Der Chemnitzer FC kann es nicht lassen und muss gegen das Schlusslicht der Liga, gegen den FC Rot-Weiß Erfurt, Aufbauarbeit leisten und am Ende verlieren. Bei den Thüringern vom RWE unterlagen die Himmelblauen schlussendlich mit 2:3. Nach einem Drei-Tore-Rückstand brachte die Aufholjagd in den letzten 15 Minuten nichts mehr. Die Fans waren da, die Spieler hingegen nicht. Und nun?! Bitte eine Antwort…

Mehr als 1.000 himmelblaue Schlachtenbummler hatten sich auf den Weg gen Erfurt gemacht, um dem einzigen Derby, welches in dieser Saison möglich ist, beizuwohnen. Die meisten von denen hatten, dem bescheidenen Wetter entsprechend, einen Hut, genauer gesagt: einer Fischerhut, auf der Rübe, was, unterm Strich, ein chices Bild abgab. Andere optische Akzente, außer dem Beflaggen des Zaunes, wurden nicht gesetzt. Auf der Gegenseite, bei den Erfordia Ultras, sah dies ähnlich aus. Auch in deren Block wurde vorerst nichts für das Auge präsentiert. Einzig das Spruchband „Die wahren Verbrecher des Fussballs bleiben unvergessen – Gabrielle Sandri riposa in pace! Policia Merda!“ erblickte in der zweiten Halbzeit das Licht in der verregneten Welt des drittschönsten Freistaates der Republik. Dazwischen herrschte situationsbezogener Support. Auf beiden Seiten.

Als erstes wurde es im Gästeblock lauter: „Auf geht’s Chemnitzer Jungs, schießt ein Tor für uns…“ – und das wäre beinahe auch geschehen: Pfeffer und Le Beau spielten sich auf ihrer rechten Seite durch, letzterer flankte auf Landeka, der allerdings beim Versuch einzuköpfen im letzten Augenblick noch gestört werden konnte. Der Club, der auf zwei Positionen im Vergleich zur KSC-Pleite verändert wurde, bereits erwähnter Landeka bekam den Vorzug gegenüber Makarenko und Mrowiec ersetzte den verletzten Hörnig, agierte zielstrebig, verlor aber danach relativ rasch den Spielfaden und ließ die Gastgeber, welcher in dieser Saison erst einen Heimsieg auf ihrem Konto verbuchen konnten, zu Chancen kommen, die aber allesamt, zum Glück, zu harmlos waren. Mitte der ersten Hälfte herrschte sowohl auf den Rängen als auch auf dem Platz ein ausgeglichenes Verhältnis.

Nach einer halben Stunde kippte jedoch die Waage. Es waren die Rot-Weißen, die in Führung gingen. Ein an den langen Pfosten geschlagener Freistoß, eine unbedrängte Kopfballvorlage, ein unbedrängter Kopfball, das einfache Tor, welches definitiv einstudiert gewesen ist. Zur Halbzeit lagen wir hinten, ein Zustand, welcher nach dem Seitenwechsel geändert werden musste. Mit Semmer und Makarenko für Landeka und Mrowiec kamen zwei frische Kräfte, die auch ihren Anteil hatten, dass dem Club wieder die Anfangsminuten gehörten. Als erstes hämmerte Pfeffer auf die RWE-Kiste, sein strammer Schuss mit links konnte aber pariert werden.

So schnell es anfing, so schnell hörte es auch schon wieder auf. Erfurt wehrte sich wacker, kämpfte – und erhöhte nach einer Stunde auf 2:0. Pentke wollte nach einem RWE-Freistoß, welcher das Außennetz gestreichelt hatte, unverzüglich einen Konter einleiten. Sein hastiger Abschlag landete allerdings beim Falschen. Der Ball kam postwendend zurück und zappelte danach zum zweiten Mal in seinem Kasten. Pentke, da auf dem falschen Fuß erwischt, konnte nicht mehr eingreifen. Doch damit noch längst nicht genug. Wenige Augenblicke später musste er erneut hinter sich greifen. Ein Querschläger von Wilke, der heute eklatante Schwächen zeigte, wurde zur Vorlage. 3:0, nach 62 Minuten, und das ausgerechnet beim Tabellenletzten. Bitter Realität.
Die Stimmung im Gästeblock erreichte folglich ihren Tiefpunkt, es wurde still, bei den Heimischen entgegen herrschte Euphorie, Euphorie – und noch einmal: Euphorie. Diese wurde aber am Ende noch zweimal getrübt. In der 73. Minute zauberte Makarenko den Ball aus 16 Metern in den Winkel, und in der letzten Minute hämmerte Kegel diesen unter den Querbalken. Mehr als Ergebniskosmetik war dies allerdings nicht, die man sich, aus meiner Sicht, hätten sparen können, weil dieses knappe Ergebnis nicht die Leistung widerspiegelt, welche gezeigt – oder in diesem ganz konkreten Fall: nicht gezeigt – worden ist. Eine deftige Pleite als – letzter – Schuss vor den Bug wäre besser gewesen…

Nach dem Spiel sagte Gerd Schädlich auf die Frage, ob sein Team im Kopf zu jung sei, diesen bedeutsamen Satz: „Die sind nicht zu jung, denen geht es zu gut!“

Das kann man definitiv so stehen lassen. Nach dem Spiel, nach der Pleite hatten die Spieler nicht das Bedürfnis, zu ihren Anhängern zu gehen. Sie wollten diese, die wieder größtenteils für einen beachtenswerten Support gesorgt hatten, im wahrsten Sinne des Wortes im Regen stehen lassen. Einfach so. Fink hingegen stellte sich – und nahm die Seinigen mit, welche sich sowohl Kritik, aber gleichzeitig eben auch aufmunternde Worte anhören durfte. Es muss aufwärts gehen, jetzt, endlich, endlich mal wieder – nächste Woche – und anders kann es gar nicht sein – gilt es, gegen die Kickers aus Stuttgart unbedingt eine Trotzreaktion zu zeigen. Dort, wo wir momentan stehen, ist nicht unsere Heimat und das, was wir in Erfurt taten, ist nicht das, was wir können…

"Macht das Flutlicht an, sie kommen gleich raus
und dann kann die Show losgehen.
Und sie sind nicht allein, denn wir sind dabei,
auch wenn es heute aufs Auge gibt.

Es ist egal, ob wir das Spiel verlieren,
denn darauf kommt es nicht an.
Und ob das irgend jemand hier sonst kapiert,
ist für uns nicht interessant.

Ihr könnt uns schlagen so oft und so hoch ihr wollt,
es wird trotzdem nie passieren,
dass auch nur einer von uns mit euch tauschen will,
denn ihr seid nicht wie wir.

Irgendwann kommt für jeden mal der Tag,
an dem man sich entscheiden muss,
auf welcher Seite man im Leben ist,
auch wenn es noch so sehr weh tut.

Und wenn ihr lesen könnt, dann seht euch an,
was auf unsern Fahnen steht:
Bis zum bitteren Ende -
wollen wir den Weg mitgehen."


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