< 13 - Wacker Burghausen (A)

26.10.2013
Kategorie: Punktspiel
Gelesen: 1996
Von: Lenny

14 - RasenBallsport Leipzig (H)


Dem Chemnitzer FC gelingt in allerhöchster Not und zu einem wahrlich perfekten Zeitpunkt der lang ersehnte Befreiungsschlag. Gegen RasenBallsport Leipzig wurde der Bock mit einem verdienten 3:1 umgestoßen. Ein Doppelschlag von Mauersberger und Garbuschewski sorgte für die Führung, kurz vor Schluss machte Semmer den Sack zum umjubelten Endstand zu. Wir sind CHEMNITZ! Nächste Woche geht es mit breiter Brust in den drittschönsten Freistaat der Republik…

Der Karren steckt im Dreck. Mehr denn je. Selbst beim Tabellenletzten verlässt der Chemnitzer FC den Platz als Verlierer. Neuer Trainer, altes Leid: keine Punkte. Die Mannschaft spielt alles, nur eben nicht Fussball und dümpelt nicht nur vor sich hin, sondern nähert sich immer mehr den Abstiegsrängen. Scheinbar unaufhaltsam. Es wird Zeit, dass gebremst und damit die Talfahrt beendet wird. Die Herren Spieler stehen mit dem Rücken zur Wand, werden allerdings von den Fans nicht an den Pranger gestellt, werden nicht allein gelassen. Erst Recht nicht, wenn RasenBallsport Leipzig der Gegner ist, mit dem man bekanntermaßen seit dem verlorenen Sachsenpokalfinale noch eine Rechnung zu begleichen hat. Der Zeitpunkt könnte nicht besser sein, der Gegner ideal.

Mehr als 8.000 Zuschauer strömten bei warmen Temperaturen auf die Fischerwiese, um ein weiteres Kapitel in der traditionsreichen Geschichte des FC Karl-Marx-Stadt zu erleben. Seit ’66 ist das der Fall. Die ordentlich gefüllte „Südkurve“ leitete die Partie gegen RasenBallsport Leipzig mit unzähligen Doppelhaltern und kleinen Fahnen ein. Dazu wurden die Marionetten aus der Messestadt mit einem brachialen „RedBull-Schweine“ bedacht. Diese – leider Gottes 1.800 Seelen ohne Verstand – machten zu Beginn mit ihren Fanshop-Schals auf sich aufmerksam. Dazu präsentierte man die Mini-Blockfahne mit dem weinenden Schlumpf aus dem Pokalfinale. Danach war man bemüht, für Stimmung zu sorgen, angepeitscht von drei Capos sowie einem Trommler. Mit dem klassischen Fansein, was seit Jahrzehnten von vielen Szenen – in welcher Form auch immer – gelebt wird, hat dies ichts zu tun. Die Anhänger von RasenBallsport sind spielende Fans, die vor jeder Partie ein Drehbuch bekommen, in denen ganz genau erklärt wird, wie man sich verhält, wie man reagiert, was man machen muss. Unter anderem  wird Spott und Häme mit einem lapidaren Eure-Meinung-Zählt-Nicht abgeschmettert. Zum Glück sind nur die Supporters des Chemnitzer FC gegen das Produkt aus Leipzig. Und kein anderen in Deutschland. Football is for you and me – not for the fucking industry! Und dabei bleibt es. Für immer.

Die himmelblauen Anhänger rückten heute noch enger zusammen, um Geschlossenheit bezüglich dieser Ansicht zu demonstrieren. Beim Thema RasenBallsport Leipzig kann es keine zwei Meinungen geben. Tradition stirbt nie – und schlägt den Kommerz. Die „Südkurve“ machte Krawall. Die ganze Spielzeit über. Obwohl die Marionetten in der Sonne standen, wurde diese in den Schatten gestellt.

Auf dem Feld gab es vorab eine dicke Überraschung, die sich zu einem genialen Schachzug entwickeln sollte. Der 18 Jahre junge Mauersberger durfte von Beginn an ran und neben Fink stürmen. Bereits nach 17 Minuten nutzte er einen Lapsus des Torwarts, der einen Garbuschweski-Schuss nur prallen ließ, eiskalt aus und schob zur Führung ein, die ein kollektives Ausrasten zur Folge hatte. Wahnsinn, was auf den Rängen los war, als der Ball im Netz zappelte. Wahnsinn. Wahnsinn. Wahnsinn. Ein Gefühl, das unbeschreibbar ist. Und was zwei Minuten später passierte, umso mehr. Pfeffer wird in Höhe der Mittellinie gefoult. Birk schnappt sich den Ball und schlägt einen weiten Ball nach vorn, Garbuschewski sprintet pfeilschnell in die Spitze, nimmt den Ball elegant mit der Brust an und runter und manövriert mit der rechten Fußspitze den Ball artistisch in den Winkel. Zwei Tore innerhalb von kürzester Zeit gegen RasenBallsport Leipzig zu schießen und damit in eine erfolgreichere Spur zu fliegen, ist genial.
Der Jubel kannte keine Grenzen, genau wie anschließend der Support.

Allerdings wurde dieser in der 23 Minute gestört. Nach einem Eckball verlor Birk das Kopfduell, welches Pfeffer am kurzen Pfosten nicht mehr beheben konnte. RasenBallsport Leipzig verkürzte, blieb aber bis zur Pause blass, sehr blass. Bei den Himmelblauen hatte Fink die 3:1-Führung auf dem Kopf bzw. auf dem Schlappen. Der erste Versuch wurde pariert, der zweite landete an der  Latte und vor der Linie. Die Führung ging nach einer starken ersten Hälfte in Ordnung. Auf den Rängen führte man zur Halbzeit bereits uneinholbar.

Wer nach dem Seitenwechsel mit einem wütenden Sturmlauf der Gäste rechnete, wurde enttäuscht. Der Grund: Die Mannschaft des Chemnitzer FC spielt endlich wieder befreit auf, spielt Fussball und damit die Gäste an die Wand. Pentke verlebte einen äußerst entspannten Samstagnachmittag. Sein Pendant auf der Gegenseite hatte hingegen einiges zu tun. Jedoch konnte sowohl Fink als auch Garbuschewski den Ball nicht im Tor unterbringen. Die Minuten verrannten, es wurde gezittert und gesungen, dem Ende, dem Abpfiff, dem Sieg entgegen.

In der 87. Minute eroberte Stenzel fair den Ball, Kegel schnappt sich diesen, passt zu Fink, dieser weiter zu Semmer, lovely one-touch-football in himmelbau, welcher von der Mittellinie aus auf die Südkurve sprintet. Und einen kühlen Kopf bewahrt und den Ball kaltschnäuzig in die Ecke schiebt. Das Tor zur Erlösung wurde geschossen und geöffnet. Das Stadion flippte komplett aus. Steht auf, wenn er Chemnitzer seid… RedBull-Schweine… Holt uns die drei Punkte. Als der Schlusspfiff ertönte, purzelten Steine vom Herzen, sowohl auf den Rängen als auch auf dem Feld. Der FCK ist wieder da!

Der Sieg gegen RasenBallsport Leipzig war wichtig, wichtiger, am wichtigsten. Sicherlich ist nun nicht alles Gold, was glänzt oder Friede-Freude-Eierkuchen, nein, es war ein Schritt in die richtige Richtung, es war ein guter Schritt, auf dem man aufbauen muss. Die Mannschaft hat das erste Mal in dieser Saison gezeigt, welches Potential in ihr steckt, was vor allem möglich ist. Der Beat ist zurückgekehrt – und darf kommenden Samstag im Ost-Derby gegen die rot-weißen Erfurter wieder erklingen. Alle nach EF!

„Im Blick zurück entstehen die Dinge,
Die dazu führen, dass wir uns finden,
Die uns mit unsrem Wunsch verbinden,
Und die dann sanft ins All verschwinden.

Im Blick zurück entstehen die Dinge,
Die unsre Liebe an uns binden,
Und uns zu jenem Ort zu bringen,
Wo die Gestirne sich verschlingen.

Im Blick zurück entstehen die Dinge,
Im Blick nach vorne entsteht das Glück,
In höchsten Höhen wo wir schwindeln,
In tiefste Tiefen und zurück.

Im Blick zurück entstehen die Dinge,
Die dazu führen dass wir uns finden,
Dass unsere Träume uns gelingen,
Bevor sie sanft ins All verschwinden.

Im Blick zurück entstehen die Dinge.
Im Blick nach vorne entsteht das Glück.
In höchsten Höhen wo wir schwindeln.
In tiefste Tiefen und zurück.

Im Blick zurück entstehen die Dinge.
Das Echo lenkt unser Geschehen.
In höchsten Höhen wo wir schwindeln.
In tiefste Tiefen und zurück...“


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