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09.08.2015
Kategorie: 2015/2016, 1.Mannschaft, DFB-Pokal
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Von: Lenny

1. Runde: BV Borussia 09 Dortmund (H)


Trotz eines starken Auftritts hatte der Chemnitzer FC das Nachsehen gegen Borussia Dortmund. Die Himmelblauen unterlagen vor ausverkaufter Kulisse mit 0:2. Dank Treffer von Aubameyang und Mkhitaryan siegte die individuelle Klasse der Gäste.

 

An allem ist Tennis-Star Andrea Petkovic Schuld, war sie es doch, welche dem Chemnitzer FC mit dem BV Borussia 09 Dortmund ein Los bescherte, welches sich direkt zwischen Fluch und Segen platzierte. Auf der einen Seite ein Traumlos, das ein volles Stadion zur Folge haben wird. Das Hauptproblem. Da zum Zeitpunkt der Auslosung unklar war, ob die Gegengerade komplett freigegeben wird und damit die Kapazität der „Baustelle Fischerwiese“ von 10.000 auf 12.500 Zuschauer erhöht werden kann. Die entscheidende Frage war nun: Wie geht der Chemnitzer FC bezüglich der Kartenvorgabe vor?! Auf der anderen Seite stand ein Kontrahent, gegen den man 99 von 100 Partien verliert. Vielleicht erwischt jedoch der Chemnitzer FC das besagte eine Spiel. Wer weiß.

 

Zur Kartenproblematik: Der Verein hielt sich lange Zeit bedckt, aber die Antwort, welche man final gab, war fair: Dauerkartenbesitzer erhalten ein Ticket, Mitglieder sogar zwei. Als das die Runde machte, stiegen der Verkauf von Dauerkarten und Mitgliedschaften enorm an. Letzteres wurde sich aber oftmals auch nur zugelegt, um Karten zu erhalten. Eine entsprechende Kündigung der Mitgliedschaft im Sommer 2016 erfolgte anschließend prompt. Das Markenzeichen eines Eventlers… Außerdem erhielten alle Fanclubs eine gewisse Anzahl an Tickets, dazu die Sponsoren, die Fanszene. Ein freier Verkauf wurde dadurch für den Rest, welche dem Spiel beiwohnen wollten, immer unrealistischer.

 

Erster Verkaufstag: Und die Chemnitzer drehen durch, mehrere Stunden vor der Öffnung des Fanshops steht eine Schlange, welche bis zu 300 Metern anwachsen sollte und zur Folge hatte, dass nicht alle am ersten Tag in den Besitz ihrer Karten kamen. Es herrschte großer Unmut, es fielen Worte, zum Teil unter der Gürtellinie, gegen den Verein und die im Fanshop arbeitenden. Fakt ist – und dafür hat sich der Verein entschuldigt –, dass der Premiertag nicht optimal verlief, nur stelle ich mir die Frage, welchen Sinn es ergibt, direkt am ersten Tag den Fanshop zu stürmen, um Stehplatzkarten zu erwerben. Gleiches gilt für Dauerkartensitzplatzbesitzer. All diese Karten waren geblockt. Die Wahrscheinlichkeit, dass man nicht das gewünschte Ticket erhält, betrug exakt null Prozent – auch weil die Fanclubs ihre Kartenbestellung erst danach aufgeben konnten. Ein blanker Irrsinn, ein absoluter Wahnsinn, ein sinnloser Zirkus, der von einigen veranstaltet wurde.

 

Weitere Verkaufstage kamen, die Karten fanden sukzessive ihre Besitzer. Und nach dem großen Run und der Abnahme durch die Fanclubs wurde konstatiert, dass tatsächlich noch etwas mehr als 1.000 Karten in den freien Verkauf gehen, was auch der Tatsache geschuldet ist, dass die Freigabe der Gegengerade erfolgte. Ansonsten hätte Verein ein gravierendes Problem gehabt. Die letzten 250 der 12.500 Karten wurde zu guter Letzt vor dem Dortmund-Spiel verkauft…

 

Sonntag. Stadion an der Gellertstraße. DFB-Pokal. 1. Runde. Himmelblau gegen Schwarz-Gelb. Chemnitz gegen Dortmund. Vor 12.500 Zuschauern. Ausverkauftes Haus, darunter 1.500 BVB-Fans, welche sich im Gästeblock tummelten – und dabei das vom DFB nach dem Pokalfinale gegen den VfL Wolfsburg, als es mehrfach im Dortmunder Sektor lichterloh brannte, ausgesprochene Verbot ignorierten. Trotz Zaunfahnenverbot hingen – wenngleich nur kleine – Banner der bekannten Gruppen vor dem Zaun. Dahinter heizten zwei Capos den Block eine Viertelstunde vor Spielbeginn bereits ein, dazu wedelte eine Vielzahl kleiner schwarz-gelber Fähnchen, was ein einfaches Bild abgab.

 

In der proppenvollen „Südkurve“ gab es im Zentrum eine kleine Choreografie zu bestaunen. Eine Schalparade wurde mit Doppelhaltern sowie kleinen und großen Schwenkfahnen kombiniert, im vorderen Block gab es außerdem zwölf größere Doppelhalter, welche „Chemnitzer FC“ ergaben. Zusätzlich gingen einige Konfetti-Shooter in die Luft. Ein solides Bild für ein großes Spiel.

 

Beide Fanseiten spulen danach das ab, was sie am besten können. Die „Südkurve“, in welcher drei Capos dirigieren und sehr gut miteinander harmonieren, liebt es brachial und laut. Kurze Lieder, klare Aussagen. Schießt ein Tor für uns. Wer war Sieger. Unter anderem. Dazu wurde die erstmals bis auf den letzten Platz gefüllte Gegengerade ab und zu mit in den Support eingeladen. Und diese nahm die Einladung an. Wer nicht hüpft, der ist ein A****… Steht auf, wenn ihr Chemnitzer seid… An dieser Stelle weise ich explizit daraufhin, dass es die Gegengerade und keine Ost-Kurve oder -tribüne ist!

 

Was beim Blick auf die Gegengerade auffiel – aber das ist scheinbar schwer zu verhindern –, dass sich diverse Damen und Herren mit deutlich sichtbaren Borussia-Dortmund-Fanartikeln eingefunden hatten. Manche trugen sogar Artikel beider Vereine, was mich nachdenklich stimmt. Im (Fußball-)Leben gibt es nur eine Liebe des Lebens – und niemals zwei. Entweder oder. Alles andere hat mit wahre Treue oder echte Liebe gar nichts zu tun…

 

Im Dortmunder Block, der – da dauerhaft von der Sonne bestrahlt – regelmäßig eine kalte Dusche zum Abkühlen erhielt, sang – unter hoher Mitmachquote – seine Lieder und deren Strophe. Dabei gab es diverse Momente, in denen man etwas lauter als die „Südkurve“ gewesen ist. Zumindest im ersten Durchgang.

 

Auf dem Feld agierte der David gegen den Goliath ohne Angst und mit viel Mut, jedoch auch mit dem notwendigen Respekt. Kaltschnäuzig Konter fahren und in der Defensive kompakt stehen, um die Offensivkünstler des BVB vom Tor fern zu halten, was größtenteils gelang. Heine brachte Röseler für Cappek – und damit einen zusätzlichen Verteidiger. Nandzik rückte dadurch ins linke Mittelfeld, auf der anderen Seite wuselte Ofosu, der mit Schmelzer ein ums andere Mal davon lief, sich dann jedoch im Abschluss zu schwach zeigte bzw. es verpasste, einen Mitspieler in Szene zu setzen. Wie beispielsweise Löning, der seine Erfahrung gegen den Weltmeister Hummels regelmäßig nutzen konnte. Allerdings erfolglos blieb.

 

Chemnitz mit der ersten Ecke. Hinein. Hinein. Hinein. Ofosu aus dem Rückraum, er schießt darüber. Weiter geht es. Wieder Ofosu. Ein Solo. Ein Schuss mit dem schwachen linken Fuß. In die Arme von Bürki, der keine Probleme damit hat. Auch nicht mit einem Flanken-Freistoß von Fink, der vom Schweizer sicher weggefaustet werden kann.

Die Dortmunder schauen sich das an – und spielen danach ihre Klasse eiskalt aus. Ballgeschiebe bis einer freisteht. Mkhitaryan wird von Stenzel beim Flanken nicht gestört und Aubameyang spielt seine Schnelligkeit und Technik gegenüber Röseler aus – und köpft zur Führung nach 25. Minuten ein. Jubel auf der einen, kurzeitige Konsternation auf der anderen.

 

Die himmelblauen Akteure schieben sich nach vorn, mit einem starken Pressing, und erzwingen so Fehler. Piszczek wird zu einem Fehlpass gezwungen, welcher bei Löning landet. Dieser antizipiert sofort und passt mit einem Hackentrick sofort zu Danneberg, der – nicht im Abseits stehend – nur noch Bürki vor sich hat. Ein Blick in die lange Ecke, ein Schlenzer, der das Ziel leider verfehlt. Verdammt! Das war sie, die Chance zum Ausgleich, eine Chance, die es gegen so einen Gegner selten gibt.

 

Der BVB zieht danach die Zügel wieder an – und drängt und drückt auf den zweiten Treffer, jedoch hat der bärenstarke Kunz etwas dagegen. Er pariert erst einen Schuss gegen Mkhitaryan, danach einen Kopfball aus Nahdistanz von Reus. Jener Reus wurde danach ein weiteres Mal mustergültig eingesetzt, nur drosch er den Ball aus zehn Meter über das Tor. Dortmunds Fahrlässigkeit war das himmelblaue Glück. Trotz 0:1-Rückstand war noch alles drin – und das merkten ebenso Südkurve und der Rest des Stadions. Nach der Pause wurde am Lautstärkeregler gedreht. Unity und Co. zogen unbeeindruckt ihr Programm durch, waren aber – im Vergleich zum ersten Durchgang – weniger zu vernehmen.

 

2. Halbzeit. Anpfiff. Turbostart. Mit Ofosu. Und Nandzik, welcher einen Querschläger fast hätte nutzen können, nur sprang ihm der Ball zu weit weg und damit in die Arme des überzeugend agierenden Bürki. Schade. Aber: Der BVB wurde nicht nur in Verlegenheit gebracht, er wackelte. Mehrfach. Ganz gewaltig. Vor der Südkurve, die in ihrem Element war. Ein Treffer, der Ausgleich – und es wäre energetisch, orgastisch, exzessiv geworden. Vielleicht sogar mehr als das.

 

Und dann rückte der bis dato souverän pfeifende Sippel in den Mittelpunkt. Oder besser gesagt sein Assistent. Sah dieser doch Fink irrtümlicherweise im Abseits. Fink allein vor Bürki, die Südkurve vor Augen, den Ausgleich im Blick… Ein Gedanke, ein Moment, aus denen der Traum Realität hätten werden können. Trotz dieser Fehlentscheidung bildeten alle himmelblauen eine Einheit. Noch war Zeit. Wieder Ofosu gegen Schmelzer, wieder war der Dortmunder nur der zweite Sieger, wieder verfehlte Ofosu das Tor. Weiterimmerweiter!

 

Fink kommt doch noch zu seiner Chance, aus 20 Metern, mit seinem linken Fuß, ein Flachschuss, der gepasst hätte, wenn Bürki nicht gewesen wäre. Seine Finger lenkten den Ball geradeso um den Pfosten. Es gab einen Eckball, der nichts einbrachte. Eine Viertelstunde noch auf der Uhr. Cappek war zuvor für Nandzik gekommen. Ein Bulle für einen Terrier.

Dem, der in der Defensive Zweikampf um Zweikampf gewann, wurde an der Strafraumgrenze von den Beinen geholt. Ein gute, eine aussichtsreiche Position. Fink und Löning am Ball. Schlenzer mit rechts oder Schlenzer mit links?! Fink überlässt Löning, welcher den Ball flach schießt und damit nur das Außennetz trifft. Verdammt!

 

Die Südkurve dreht durch, alle, denen die himmelblau-weißen Fahnen am Herzen liegen, drehen durch, niemand hielt es mehr auf den Sitzen, alle sangen. Wir sind Chemnitz!

 

In der 83. Minute fällt dann die Entscheidung: Aubameyang auf Mkhitaryan, ein Schlenzer an den Innenpfosten und ins Netz. Die Entscheidung, das Aus für die Sensation. Gündogan hämmerte zum Schluss den Ball noch einmal an die Latte. Es blieb beim 2:0.

 

Weg von den Emotionen, hin zu den nackten Zahlen: 9:18 Torschüsse, 26:72 Prozent Ballbesitz. Der BVB hatte eindeutig mehr vom Spiel, dessen ungeachtet war es – und das räumte auch deren Trainer Tuchel ein – ein Pflichtsieg mit hohem Kraftaufwand. CFC-Heine ergänzte, dass bei einem Ausgleichstreffer – vor allem mit den Zuschauern im Rücken – einiges möglich gewesen wäre. Final war es eine beherzte, eine engagierte Leistung der himmelblauen Mannschaft, die stolz auf das Gezeigte sein und darauf aufbauen kann. Idealerweise schon beim FC Energie Cottbus, die mit sechs Punkten und ohne Gegentreffer nach zwei Spieltagen auf dem ersten Platz stehen. ALLE MIT ENERGIE ZU ENERGIE!


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