< 07 - 1. FC Heidenheim (A)

01.09.2012
Kategorie: 1.Mannschaft, 2012/2013, Punktspiel
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Von: Lenny

08 - Hallescher FC (H)


Es ist niemals ein gutes Zeichen, wenn der Fussball in den Hintergrund rückt. Seit dem Spiel gegen Dynamo Dresden ticken die Uhren beim Chemnitzer FC anders, was beim Aufeinandertreffen mit dem Halleschen FC, welches 1:1 ausging, seinen bis dato traurigen Höhepunkt fand. Wohin segelt der Chemnitzer FC mit seinen Fans hin?
Eine Bestandsaufnahme.

Donnerstag:
Zwei Tage nach dem famosen Auftritt seiner Fans bei der unglücklichen 2:3-Niederlage in Heidenheim hat sich der Chemnitzer FC in einem offenen Brief ein weiteres Mal ausdrücklich gegen die Vorfälle beim DFB-Pokal-Spiel gegen die SG Dynamo Dresden ausgesprochen und dabei erneut Rassismus, Pyrotechnik und Gewalt fälschlicherweise in einen Topf geworfen. Anstatt zu trennen, wird, weil es wesentlich einfacher ist, bewusst gleichgesetzt – ohne abzuschätzen, was das für eine Wirkung bei den eigenen, vor allen bei den treuen Anhängern hervorruft. Besonders für diejenigen, die sich an einem Dienstag auf den Weg nach Heidenheim gemacht und sowohl während als auch noch weit nach dem Spiel lautstark die Mannschaft unterstützt haben, ist dies ein harter Schlag ins Gesicht. Dass der Verein reagieren muss, steht außer Frage, nur wäre es ratsamer gewesen, eine strikte Teilung zwischen Rassismus und Pyrotechnik/Gewalt vorzunehmen. Bezüglich des ersten Punktes ist sich die Fanszene mit dem Verein zu 100% einig: Kein Fussballplatz der Welt darf eine Bühne für Rassismus sein!
 
Jedoch scheiden sich beim Thema „Pyrotechnik“ die Geister: Der Zeitpunkt, als beim Dynamo-Spiel gezündet wurde, war falsch und die Wirkung sowohl auf dem Feld als auch nachher in den Medien entsprechend. Und auch die Intensität der Aktion muss hinterfragt werden. Dessen ungeachtet kann aber vom Verein auf einmal der „Chemnitzer Weg“, welcher in der Kampagne „Pyrotechnik legalisieren – Emotionen respektieren“ eine wichtige Rolle spielte, nicht auf so eine Art und Weise in Frage gestellt werden, noch dazu, weil die Verursacher nicht diejenigen sind, welche dafür – und das gemeinsam mit dem Verein – mit fairen Mitteln gekämpft haben. Floskeln, dass Pyrotechnik Besucher und Spieler im gleichem Maße gefährden, schaden gegenwärtig viel mehr als das diese einen Prozess anstoßen, der eine Lösung zum Ziel hat.
Und wenn man so will: Warum wird eigentlich die traditionelle Silvester-Böllerei nicht verboten?!

Freitag:
Es vergeht eine einzige Nacht, schon flattern die nächsten Hiobsbotschaften ins himmelblaue Haus. Dass sich jedes Jahr am 31. August das Transfer-Karussell gewaltig dreht, ist bekannt. Nur dass der Chemnitzer FC mit zwei Personalien gewaltig mitmischt, war überraschend. Zum einen zog Aydemir, welcher in den letzten beiden Spielen seine Qualität, die er besitzt, zeigte, seine im Vertrag festgeschriebene Ausstiegsklausel. Diese greift, sobald sich ein Team aus einer höheren Liga meldet. Und da sich der VFR Aalen aus der 2. Bundesliga meldete, war kein Halten mehr, was für uns leider einen Verlust darstellt. Ferner wurde Le Beau aus dem Schacht verpflichtet. Ob er uns weiterhelfen kann, mag ich an dieser Stelle nicht beurteilen. Auch wenn wir seinen letzten Verein nicht mögen, hat der gebürtige Karl-Marx-Städter Junge, der in der Jugend schon beim Club spielte, eine Chance verdient.

Aber das war an besagtem Tag längst nicht alles. Ein dicker Brocken wartete noch auf uns: Der Stadion-Bau wurde von der Landesdirektion u.a. aufgrund fehlender Verträge und Entwürfe gestoppt. Als diese Pressemitteilung mittags publik wurde, blieb vielen sicherlich das Essen im Halse stecken. Das darf nicht wahr sein, dachte man sich. Ausgerechnet jetzt. Der Club kommt scheinbar nicht aus den Negativschlagzeilen heraus.
Die Oberbürgermeisterin Barbara Ludwig reagierte prompt und verkündete optimistisch, dass nach Klärung der Sachlage der Freistaat seine Unterstützung geben wird. Wollen wir hoffen, dass ihre Worte zu Taten werden, ansonsten wird es keine schöne Zeit, die uns in Zukunft bevorsteht…

Samstag:
…und diese hat schon begonnen?! Bereits vor dem Anstoß des Ost-Derbys zwischen dem Chemnitzer und dem Halleschen FC demonstrierte der Verein seine Macht, in dem er ein Spruchband für den scheidenden Fanprojektleiter mit der Begründung verbot, dass jenes bis Dienstag hätte angemeldet werden müssen. Da dieser Schritt von Seiten der Fans, explizit: der Ultras, nicht rechtzeitig erfolgte, sind dem Verein, der sich nur an die Regeln hält, die Hände gebunden.
Doch damit noch längst nicht genug: Sowohl vor der Fanhalle als auch im Stadion präsentierte sich eine Großaufgebot der Polizei, dazu Spürhunde und ein Hubschrauber. Irgendwie lag Ungemach in der Luft, was sich bei der Eingangskontrolle fortsetzte, die bei mir noch nie so intensiv gewesen ist wie heute. Der Club wird zum Hardliner und fährt radikal auf der Null-Toleranz-Schiene.

Die meisten Fanclubs, welche vom Verbot des Spruchbandes hörten, zeigten sich solidarisch und hingen ihre Banner im Stadion direkt falsch herum bzw. zu Beginn nur halb auf. Die Südkurve reagierte entsprechend und zeigte das Spruchband „Wer verbietet, der hat Angst!“ – danach begann ihr Support, nur dauerte dieser nicht sonderlich lang an. Der Grund: Der Verein führte ermittlungstechnische Maßnahmen im Zusammenhang mit den Vorkommnissen zum DFB-Pokalspiel gegen Dynamo Dresden im Block 5 durch und wollte damit präventiv erneute Störungen verhindern. Wer glaubt, wird selig, wer nicht glaubt, kommt trotzdem in den Himmel. Eine Gruppe von 30 Leuten wurde ohne jeglichen Beweis zur Personalienfeststellung aus dem Stadion geführt. Rechtsstaatliche Prinzipien verloren in diesem Augenblick ihre Gültigkeit. Zu allem Übel verkündete der Stadionsprecher medienwirksam, schließlich waren Funktionäre des DFB im Stadion zugegen, diese Maßnahme. Der CFC hört auf den DFB und wird somit zu seinem Lakaien und wählt damit lieber Konfrontation als Konversationen mit den eigenen Fans, dabei wäre gerade jetzt der perfekte Zeitpunkt, um sich an einen Tisch zu setzen und über Lösungsansätze zu debattieren.

Selbstverständlich wurde dieses willkürliche Vorgehen von der ultraorientierte Szene als Ausladung interpretiert. Fahnen ab – und raus aus dem Stadion! So eine Farce verdient es nicht, angesehen zu werden. Unter Fussball-Fans-sind-keine-Verbrecher aus dem Hallenser Block, der bis dato einen guten Auftritt hingelegt hatte, verließ ein Großteil das Stadion, wo anschließend kurzzeitig die Situation eskalierte. Unnötige Bengalos provozieren ein polizeiliches Vorgehen und haben diverse Festnahmen zur Folge. Im Stadion blieb es hingegen ruhig, merklich ruhig. Einzig die 800 Hallenser sangen – und das die ganze Zeit über!
Der Chemnitzer FC hat – und das ausgerechnet in einem Derby – damit dafür gesorgt, dass aus einem Heim- ein Auswärtsspiel wurde. Wie bitter. Gerade in solch brisanten Spielen ist die Mannschaft auf ihre lautstarken Anhänger angewiesen, nur war das Team heute auf sich allein gestellt, sie wurden allein gelassen, weil es die Verantwortlichen so wollten und die Fans scheinbar nicht anders konnten.
Es ist schlimm, dass das sportliche Geschehen in den Hintergrund rückte, mehr noch: gerückt wurde, von Außenstehenden, welche richtige Ziele verfolgen, jedoch die falschen Mittel wählen. Eine Gruppe zu verbieten ist die eine Sache, die Leute, welche die Gruppe repräsentieren eine ganz andere. Ohne Beweise kann es keine Strafe(n) geben. Punkt. Aus. Ende. Und die Zeiten, in denen von Kollektiv-Schuld gesprochen wurde, sind ebenso längst vorbei. Es ist der falsche Weg, nur weil einige wenige Unbelehrbare Scheiße gebaut haben, alle an den Pranger zu stellen.

Das Derby zwischen dem Chemnitzer FC und dem Halleschen FC endete vor 5.900 Zuschauern 1:1. Die himmelblaue Führung erzielte Fink per Handelfmeter, für den schmeichelhaften Ausgleich sorgte HFC-Kapitän Wagefeld kurz vorm Abpfiff. Unterm Strich haben wir zwei Punkte verloren, Halle hingegen einen gewonnen. Auf den Rängen siegten klar und deutlich die Gäste aus Sachsen-Anhalt, wenngleich die noch im Stadion verbliebenen himmelblauen Anhänger in der 2. Halbzeit ab und an versuchten, für ein bisschen Stimmung zu sorgen. Jedoch gelang dies nur, wenn die Mannschaft offensive Akzente setze.

Was bleibt zum Schluss übrig?!
In erster Linie ein tief im Dreck steckender himmelblauer Karren, der sich, wenn sich nichts (ver-)ändern sollte, nicht bewegen wird. Um keine voreiligen Schlüsse zu ziehen, wäre es ratsam, wenn sich JEDER an die eigene Nase fasst und überlegt, wie die gegenwärtige Situation zeitnah gelöst werden kann. Fakt ist, dass zum einen das Verhältnis zwischen Verein und Fans in den vergangenen zwei Wochen erheblich Schaden genommen hat und zum anderen wurde anschließend – ob absichtlich oder nicht, darüber mag ich nicht werten – ein Keil zwischen die Fans getrieben. Beide Momentaufnahmen sind alles andere als zufriedenstellend.

Es muss sich nun, weil es verlangt wird, positioniert werden – Wir als „Team cfcfans.de“ bzw. „Chemnitzer Emigranten“ stehen hinter der Mannschaft und werden diese weiterhin bei ihren Aufgaben in der 3. Liga unterstützen!

„Whispering voices in my head,
sounds like they're calling my name.
A heavy hand is shaking my bed,
I'm waking up and I feel the strain.
I'm feeling pushed again... I'm feeling pushed again...

Why should I go where everyone goes?
Why should I do what everyone does?
I don't like it when you get too close,
I don't wanna be under your thumb.

Why can't you just leave me alone?
Solitude is a faithful friend.
Turn the lights off - I'm not home,
can't you see, I don't need your help?

You're going fast when I wanna go slow,
you make me run when I want to walk.
You're sending me down a rocky road,
I get confused when you start to talk.
I'm feeling pushed again... feeling pushed again…” 


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