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07.09.2013
Kategorie: Punktspiel
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Von: Lenny

08 - FC Hansa Rostock (H)


Im Ost-Derby trennte sich der Chemnitzer FC vom FC Hansa Rostock 1:1-Unentschieden. Die Führung von Fink glich Ioannidis vor 8.360 Zuschauer, darunter mehr als 2.000 Hanseaten, im Stadion an der Gellertstraße im Sonnenschein aus. Im Gästeblock qualmte es zu Beginn, danach wurde es laut, genau wie in der Südkurve. Es war Pfeffer in der Partie, am Ende verwürzte jedoch Schiedsrichter Weiner mit diversen Fehlentscheidungen diese zum Nachteil der Himmelblauen.

Wenn die Fans vom FC Hansa Rostock zu Gast sind, wird die Sicherheit um das Stadion und in selbigen besonders verstärkt. Auch diesmal reiste ein große Anhängerschaft aus dem hohen Norden an, mehr als die Hälfte entschied sich für den Sonderzug, die Rostocker aus Berlin stießen zudem am Chemnitzer Hauptbahnhof dazu, so dass der Mob auf 1.000 Mann anwuchs. Die restlichen 1.000 kamen mit Autos und Bussen, darunter auch 30 Stadionverbotler, die sich letztlich vor dem Block via Live-Stream das Spiel anschauten.
Der motivierte und zum Teil sehr aggressiv auftretende Mob wurde über die Dresdner Straße zum Gästeblock eskortiert. Es blieb – im Vergleich zum Vorjahr, wo es einige Ausreiseversuche gab – diesmal ruhig, verdächtigerweise ruhig. Erst im Stadion machten die „Suptras“ und Co. wieder auf ihre typische Art und Weise auf sich aufmerksam.

Während diese durch die Straßen liefen und der Stadt mitteilten, wer heute zu Gast ist,  traf sich die „Fanszene Chemnitz“ vor der Fanhalle, um sich bei Bier und Bratwurst auf die Partie vorzubereiten. Überschrieben war diese Zusammenkunft mit: „Solidaritäs-Grillen für Ungi!“, was sowohl vor als auch nach dem Spiel von einer großen Anzahl in Anspruch genommen wurde.
Im Vorfeld wurde zudem mit allen Mitteln mobilisiert. Es galt, dem Rahmen entsprechend, das Ost-Derby vorzubereiten. Anfang der Woche tauchte online eine Collage mit der unmissverständlichen Ansage „Maul auf!“ auf, Ende der Woche wurde die Stadt mit einem Flyer verschönert, welcher dazu aufrief, in die Südkurve, in den Stimmungsblock, zu kommen, um den lautstarken Gästen Paroli zu bieten. Am Ende kamen bei bestem Wetter über 8.000 Zuschauern in das Stadion an der Gellertstraße.

Einige kamen den Wunsch nach und stellten sich mit in die Südkurve, wo als Intro weiße und blaue Rollen gen Spielfeld geschmissen wurden. Auf dem Zaun saßen dazu mehrere Jungs fahnenschwenkend. Die Gegenseite – aber irgendwie war es nicht anders zu erwarten – zog alle Register und reklamierte ein weiteres Mal für sich, die Nummer 1 in Ostdeutschland zu sein. Am Zaun wurde der große Banner „Alles für den FCH!“ gehisst, im Block wedelte man derweil überall mit blau-weiß-roten Fahnen. Unterm Strich gab dies schon ein chices Bild ab, nur ist eben Hansa zu Gast – und die lassen es sich natürlich nicht nehmen, mit einer gehörigen Portion Pyrotechnik zu arbeiten. Vor dem Block erblickte als erstes ein roter Rauchtopf das Licht der Welt. Danach zog im Block blauer, weißer und ebenfalls wieder roter Rauch auf, dazu gab es Vermummte, die auf den Zaun hingen und pyrotechnische Erzeugnisse in den Händen hielten. Schließlich stand noch einer mit einem Bengalo in der Hand auf dem Zaun. Der Block, keineswegs benebelt von dem ganzen Nebel, startete anschließend lautstark mit dem Support. Die Südkurve setzte sich zur Wehr.

Es war sofort Stimmung auf den Rängen, und auf dem Feld gab es nach wenigen Minuten schon das erste Highlight zu bestaunen. Hansa, in ungewohnten grünen Trikots spielend, hämmerte den Ball an den Pfosten. Glück für Pentke und den Kraft-Klub, der sich, nach dem Beinahe-Rückstand, aufrappelte und dagegen hielt. Und das erfolgreich: Birk flankte, Fink köpfte, gegen die Laufrichtung des Torwarts, zur umjubelten Führung. Alle auf den Zaun oder die Hände in die Höhe, oder beides! Und ab dafür! Eine perfekte Antwort auf die Sturm-und-Drang-Hanseaten, auf der man sich nicht ausruhte – Im Gegenteil: Angriff ist die beste Verteidigung und ein zweiter Treffer, noch dazu ein schneller, sorgt für mehr Sicherheit. Der Kraft-Klub spielt, schießt, trifft leider das Tor nicht. Die Gäste kommen einmal, nach einem langen Ball, vor das Tor von Pentke – und erzielen den schmeichelhaften Ausgleich. Torschütze Ioannidis traf, nachdem er sich mit unfairen Mitteln seinen Gegenspieler Cinar vom Lieb hielt, von der Strafraumgrenze in den Winkel. Pentke flog umsonst. Den „Suptras“ war es egal, sie machten weiter, hatten Spaß und nun auch einen Grund den Zaun zu bevölkern.

Alle Himmelblauen schluckten diese bittere Pille relativ schnell – und zogen bis zur Pause an einem Strang. Trotz beachtlicher Unterstützung konnten die Chancen, die sich boten, nicht genutzt werden. 1:1 ging es in die Kabinen, aus denen beide Teams unverändert herauskamen. Spielen sollte aber in der zweiten Halbzeit nur ein Team, und das sind die Gastgeber, das ist der Kraft-Klub, der marschiert, schießt und siegen will. Ein Garbuschewski-Freistoß wird zur Ecke geklärt, die Fink-Chance hinterher vereitelt. Hansa wehrte sich – und das nicht immer dem Regelwerk entsprechend: Verteidiger Radjabali-Fardi fliegt mit gelb-rot vom Platz. Erst ein Foul, dann eine Unsportlichkeit. Der Kraft-Klub, so sollte man meinen, ist nun in Überzahl, für fast 20 Minuten. Nur war dem nicht so. Der Unparteiische wurde parteiisch. Schiedsrichter Weiner entschied die Partie. Mit seinen Fehlentscheidungen bzw. -einschätzung. Ein Eckball von Garbuschewski segelt in den Strafraum, in  den Fünfmeterraum, zum Hansa-Verteidiger, der, in bester Volleyball-Manier, den Ball vor den einköpfbereiten Cinar klärt. Aufschrei überall, alle sahen es, selbst der Übeltäter gab es hinterher zu, nur die Schiedsrichter hatten die Augen verschlossen. In der Südkurve fungierte derweil ein zweiter Capo, der auf dem Zaun stand und dabei half, den guten Support noch weiter zu steigern. Der Spielverlauf tat sein übriges...

Dass diese Entscheidung die Gemüter erhitzte, war klar, nur ging es damit weiter: zwei weitere Handspiele wurden übersehen. Das Fass war nun endgültig übergelaufen und neben den üblichen Wurfgeschossen, Feuerzeuge und kleine Schnapsflaschen, flogen nun sogar noch unzählige Brötchen aufs Feld. Und das nicht zu knapp. Eine Semmelflug sorgte sogar dafür, dass sich ein Hanseate, im übrigen nicht davon getroffen, auf dem Rasen mit schmerzverzerrtem Gesicht wälzte. Kurz vor Schluss stand die stimmungsvolle Partie auf der Kippe, sie war dem Abbruch nahe, wurde aber schlussendlich noch ordentlich über die Bühne gebracht. Allerdings bleiben eine indiskutable Schiedsrichter-Leistung sowie der Fast-Brötchen-Spiel-Abbruch, weil irgendein naiver Mensch diese Idee unbedingt in einem brisanten Ost-Derby umsetzen musste, im Gedächtnis.

Der Kraft-Klub verliert zwei Punkte, Hansa gewinnt einen. Mehr möchte ich dazu nicht schreiben. Samstag geht es nach Saarbrücken.

"Wir sind die Zukunft.
Tragen die Hoffnung.
Aller Bedrückten dieser Welt.
Freiheit kann keiner für uns schaffen.
Ziel unserer Arbeit sind wird selbst.

Jungen und Mädchen,
heran, lebt euer Leben.
Klar und voran.
Schüret die Flammen unseres Willens.
Niemals der Knechtschaft gefügig zu sein.

Pflanzet die Kräfte der Lebensfreiheit.
Tief in die Sinne der Menschen ein.
Fort mit dem Spießer, Weg mit dem Knechte.
Leben soll nie mehr betrogen sein.
Reißet kräftig das Steuer herüber.
Nehmt das Geschick in die eigene Hand.

Jungen und Mädchen,
heran, tragt euer Leben.
Klar und voran.
Schüret die Flammen unseres Willens.
Niemals der Dummheit gefügig zu sein.

Pflanzet die Kräfte natürlicher Würde.
Tief in die Körper der Menschen ein.
Sprenget die Kriege, jaget die Meute

Jungen und Mädchen,
heran, kämpft euer Leben.
Klar und voran.
Schüret die Flammen unseres Willens.
Niemals der Lüge gefügig zu sein.

Brecht auf die Quellen..."
   


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