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04.09.2013
Kategorie: Punktspiel, 1.Mannschaft, 2013/2014
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Von: Lenny

07 - SV Darmstadt 98 (A)


Mit einem lilienblauen Auge kehrt der Chemnitzer FC aus Darmstadt zurück. Nach einer cleveren ersten Hälfte vor 4.800 Zuschauern am altehrwürdigen Böllenfalltor verloren die Himmelblauen nach dem Seitenwechsel den Faden – und zum Schuss beinahe alle Punkte. Nach 90 Minuten trennte man sich vom SV Darmstadt 98 – wie schon in der Vorsaison – mit 1:1-Unentschieden. Garbuschewski brachte die Seinigen via sagenhaftem Distanzschuss in Front. Der Ausgleich fiel nach Pause durch einen Foulelfmeter. Anschließend überschlugen sich die Ereignisse: Erst flog Hensel vom Platz, danach hämmerte Garbuschewski einen Strafstoß nur an den Pfosten – und am Ende zitterten alle diejenigen, die himmelblau im Herzen tragen. Heute waren 250 vor Ort.

Immer wieder dienstags, immer wieder Darmstadt. Der Spielplanplaner meint es entweder nicht sonderlich gut mit der himmelblauen Reisegesellschaft oder er beabsichtigt es, dass diese werktags den Weg in das mehr als 400 Kilometer entfernte Darmstadt antreten müssen. Aus Chemnitz kamen die wenigsten, der Großteil aus dem Umland, aus dem Westen. In Summe waren – und das ist eine akzeptable Zahl – 250 Leute im weitläufigen Gästeblock, der, wie gewohnt, ordentlich beflaggt gewesen ist. Bevor dies allerdings vollzogen werden konnte, mussten einige Auto- und Transporterbesatzungen die Staatsmacht von ihrer Unschuld überzeugen. Wer Ultra- bzw. Szene-Klamotten trug, wurde pauschal verdächtigt. Es folgten: Personal- und Körperkontrollen sowie das Durchsuchen des Fahrzeugs und der Taschen bzw. Rucksäcke. Laut Polizei sei dies ein Sicherheitsspiel, man müsse vorbeugen. Ansatz war der Gastauftritt vor zwei Jahren. Wer die Kirche diesbezüglich im Dorf lässt, deeskaliert, wer den Teufel an die Wand malt, provoziert. Wie in diesem Fall. Verantwortliche des Fanprojekts Darmstadt reagierten über die Tatsache, dass dies ein Sicherheitsspiel sei, vor allem, weil es in der vergangen Saison unter genau identischen Voraussetzung ruhig blieb, nur mit Kopfschütteln. Freiheit stirbt mit Sicherheitswahn. Traurig, aber mehr denn je wahr, in Fußball-Deutschland. In Darmstadt wurde ein weiteres Kapitel für dieses dicke Buch geschrieben.

Im Stadion am Böllenfalltor zählte an diesem Dienstagabend in erster Linie: siempre presente und Äppelwoi trinken. Dazu wurden ab und an drei große Fahnen geschwenkt, an Support wurde nur vereinzelt gedacht. Auf der Gegenseite, unterm Dach, im Block, wo die 'usual suspects' stehen, wedelte man ebenfalls nur mit Fahnen, ehe danach der Support begann.

Nach dem ersten Heimsieg gab es eine Veränderung in der himmelblauen Startformation: Torschütze Pfeffer ersetzte Makarenko, der Rest blieb – und musste sich mit dem Anpfiff sofort mit kämpferisch eingestellten Gastgebern auseinandersetzen. Diese tauchten nach zehn Minute das erste Mal kreuzgefährlich vor Pentke auf, der via Fußabwehr den frühen Rückstand verhindern konnte. Der Kraft-Klub antwortete aber prompt: Ein Distanzschuss des sehr agilen Förster streifte knapp am Pfosten vorbei. In der Folgezeit hatte Darmstadt – zumeist initiiert durch himmelblaue Fehlpässe – mehr vom Spiel, allerdings schafften sie es nicht, zum Torabschluss zu kommen. Dem Kraft-Klub gelang dies besser. Erst scheiterte Pfeffer am Schlussmann, danach traf Garbuschewski – und das wie gewohnt. Er schnappt sich das Leder, läuft los und zieht, da kein Mitspieler anspielbar war, aus der Ferne mit seinem starken rechten Fuß ab. Sein Schuss knallt erst an den Innenpfosten und liegt anschließend im Netz. Nach etwas mehr als einer halben Stunde ging ein cleverer Kraft-Klub in Front. Im Gästesektor wurde es kurzzeitig laut, während die Heimischen mit dem Fußballgott im Sonnenschein haderten.

Der Kraft-Klub will direkt nachlegen, jedoch verfehlt Förster erneut das Ziel um wenige Zentimeter. Die Darmstädter versuchen es nach wie vor, nur fehlt ihnen das passende Mittel, um aus ihrem Übergewicht Kapital zu schlagen. Zur Halbzeit führte der Gast aus Chemnitz mit 1:0.

Für die einen war die Pause gut, für die anderen, für uns, schlecht, denn nach dem Seitenwechsel ging es drunter und drüber: Am Ende wären die Deiche beinahe gebrochen – und zwar richtig! Darmstadt erspielte sich unverzüglich eine Großchance, traf aber glücklicherweise nur den Pfosten, den möglichen Nachschuss verhinderte Hensel in höchster Not. Der Schiedsrichter sah das ganz anders und entschied auf Strafstoß. Eine Fehlentscheidung, welche Darmstadt den Ausgleich schenkte. Stroh-Engel verwandelte abgezockt. Nun sprang der Funke über, es war Feuer unter dem Dach und Sportfreund Hensel verlor in einem Zweikampf erst leichtsinnig den Ball und dann unüberlegt die Nerven. Ein unnötiges Foul brachte ihm die zweite gelbe Karte ein. Ampelkarte. 10 gegen 11. Und das für fast eine halbe Stunde. Herzlichen Glückwunsch!

Was danach folgte, war klar: Mit den Fans in Rücken das Spiel auf ein Tor. Schädlich reagierte und nahm den schwachen Fink aus dem Spiel und verstärkte mit Wachsmuth die Defensive. Die Devise hieß: mit Kontern für Entlastung sorgen und den Punkt über die Zeit retten. Die eh schon hitzige Partie lud sich noch mehr auf, als der Schiedsrichter, nachdem Pfeffer in die Zange genommen und zu Fall gebracht wurde, auf den Elfmeterpunkt zeigte. Da Fink nicht mehr auf dem Platz stand, übernahm Garbuschewski die Verantwortung. Die ersten himmelblauen Fans hatten schon den Zaun im Gästeblock erklommen, nur mussten sie mitansehen, wie der straff getretene Strafstoß an den Pfosten ging. Chance, es blieb die einzige, vertan – und nun den Sturmlauf irgendwie überstehen. Darmstadt bekam Ecke und Ecke, Last-Minute-Neuzugang Konrad wäre fast ein Eigentor unterlaufen, ein Darmstädter köpfte zudem noch wuchtig an den Querbalken, ein anderer drosch aus Nahdistanz den Ball in den Abendhimmel – und dazu sorgten die Darmstädter auf allen Plätzen und Rängen für lautstarke Unterstützung. Am Ende sollte es nicht reichen, es blieb beim 1:1-Unentschieden.

Als der Schlusspfiff ertönte, kletterte einige himmelblaue Fans auf den Zaum, die einen wollte die Banner abhängen, andere wiederum nur der Mannschaft Applaus für den hart umkämpften Punkt schenken. Die Ordner sahen darin eine Platzsturm und gingen entsprechend aggressiv zu Werke. Als die Spieler am Block ankamen und Hände abklatschten, gingen die Ordner auf Abstand – und blieben es.

In der zweiten Halbzeit wurden im Gästeblock „menschliche Buchstaben“ gebildet: U-N-G-i! Dazu hob man die Hände, klatschte und schrie: „Auf geht’s Ungi – Kämpfen und Siegen!“ Wenn der Fußball zur Nebensache wird. Ungi, kämpfe Dich zurück ins Leben! Wir brauchen Dich!

Der Punkt geht – in Anbetracht des Spielverlaufs – vollkommen in Ordnung und sorgt dafür, dass wir zum einen seit vier Spielen ungeschlagen sind und zum anderen das wir in dieser Saison noch keinen Auswärtskick verloren haben. Immerhin. Darauf gilt es aufzubauen. Am Samstag kommt Hansa – Alle in die Süd! Und: Macht's Maul auf! Wir sind Chemnitz!

„Ich will für Dich nüchtern bleiben,
Unaufhörlich Berichte schreiben.
Meinen Tag ohne Scham erleben,
Ich will frei sein und mich gleichzeitig ergeben.

Ich will nüchtern für Dich sein,
Um Dämonen zu vertreiben.
Ich will mich für Dich reparieren,
Meine Heilung inszenieren,
Meine Spleen clean erleben,
Ich will high sein und doch auf dem Boden kleben.

Ich will nüchtern für Dich sein,
Um das Koma zu vertreiben:
Will ich für dich nüchtern bleiben!


Ich will nüchtern für Dich sein,
Gestehen und bereuen!

Kannst du mich nicht fallen sehen?!
Ich bin allein..."


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