< 36 - FC Rot-Weiß Erfurt (H)

11.05.2013
Kategorie: Punktspiel, 1.Mannschaft, 2012/2013
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Von: Lenny

37 - Stuttgarter Kickers (A)


Im letzten Auswärtsspiel der Saison holte der Chemnitzer FC bei den Stuttgarter Kickers ein 1:1-Unentschieden. Den Rückstand vor 5.415 Zuschauern aus dem ersten Durchgang egalisierte nach dem Seitenwechsel der eingewechselte Jansen mit seinem zweiten Saisontreffer via Kopfball. Im Sachsenpokal-Finale gegen RB Leipzig muss allerdings wesentlich mehr kommen, um den Sieg – und damit verbunden: den Pokal – davon zu tragen.

Die Planungen für das letzte Auswärtsspiel der Saison begannen schon im Herbst. Das Ziel mit Stuttgart war klar, nur stand noch nicht fest, wie der Anreise in die Landeshauptstadt von Baden-Württemberg erfolgen soll. Dabei schlugen die „Ultras Chemnitz“ die bewährten Fortbewegungsmittel – Auto, Transporter, Bus und Bahn – allesamt aus und entschieden sich für die dekadente Variante Flugzeug. Mehr als 50 Damen und Herren hoben von Dresden aus ab und besetzten kurz nach 10 Uhr – unterstützt von 25 Zürichern sowie einigen, die in den frühen Morgenstunden mit dem Auto in Chemnitz gestartet waren – einen Biergarten im Schlossgarten, welcher an diesem Tag sicherlich den größten Umsatz seit langen erlebt haben dürfte. Das Pils und Weizen floss wie gewohnt literweise, bei Gesprächen über das Hier und Jetzt sowie die nahe und ferne Zukunft, die durstigen Kehlen hinunter, zudem wurde das ein oder andere Schnitzel und Rostbrät’l gefuttert sowie Haxen verzehrt. Die Zivilpolizisten, vier an der Zahl, zwei von jeder Seite, hatten, abseits, am Rand sitzend, um den friedlichen Mob im Auge zu behalten, leichtes Spiel und bekamen zudem Cola light spendiert. Zur Mittagsstunde marschierte der Mob lautstark durch Stuttgart und wurde u.a. via U-Bahn zum altehrwürdigen „Gazi-Stadion auf der Waldau“ gebracht, wo sich zum vorletzten Saisonspiel über 5.000 Zuschauer einfinden sollten.

Während die Saison beim Chemnitzer FC gelaufen ist, kämpfen die Kickers aus Stuttgart noch gegen den Abstieg. Ein Sieg wäre wichtig – und das wusste auch der „Block B“, welcher die Marschroute „Auf geht’s Stuttgart – Kämpfen & Siegen!“ mit einer Choreografie verkündete. Im blauen Zettel-Meer tauchten neben dem Vereins- auch das Stadtwappen sowie das Zeichen der „Blauen Bomber“ auf. Im Gästeblock, in dem sich 350 Himmelblaue eingefunden hatten, wurden zahlreiche weiße und himmelblaue Ballons in die Luft gehalten, ehe anschließend mit zwei Schwenkfahnen gewedelt wurde. Es folgte – auf beiden Seiten – guter Support, wobei die Heimischen von ihrem Team auf dem Rasen wesentlich mehr Unterstützung erhielten. Direkt von Beginn an waren die Kickers Herr im eigenen Haus, versuchten infolgedessen frühzeitig, die Führung zu erzielen. Die ersatzgeschwächten Himmelblauen, welche die letzten beiden Partien verloren hatten und bei denen mit Wachsmuth, Stenzel, Semmer und Förster vier Startformationskandidaten verletzungs- bzw. krankheitsbedingt fehlten, mussten sofort verteidigen, allen voran der wiedergenese Pentke bekam besonders viel zu tun. Es sollte aber über eine halbe Stunde dauern, ehe er hinter sich greifen musste. Hörnig lässt sich an der Seitenlinie vernaschen, die flache Hereingabe kann Hazaimeh, da er am Ball vorbei haut, nicht klären, so dass Grüttner leichtes Spiel hat und mit seinem 18. Saisontreffer die längst fällige und absolut verdiente Führung erzielte. Sein Pendant auf der Gegenseite, Fink, wurde von seinen Mitspielern derweil allein gelassen, hing somit in der Luft und blieb unsichtbar. Chemnitz war in der ersten Halbzeit überall, nur nicht vor dem Tor der Kickers, die danach – stimmungsvoll von ihren Anhängern angetrieben – sofort auf den zweiten Treffer drängten. Bis zur Pause blieb es dabei. Zum unseren Glück. Kaffee und Fleischpflanzerl.

Wer allerdings hoffte, dass nach der Pause ein Ruck durch das himmelblaue Team geht, wurde enttäuscht. Es ging genau so weiter: Die Kickers wollten unbedingt auf 2:0 erhöhen. Und Chancen dazu hatten sie einige. Nur stand Pentke – wie ein einsamer Fels in der stürmischen See – immer im Weg. Die Zeit verging, die Stimmung auf beiden Seiten war nach wie vor, trotz kurzer Regeneinlage von Petrus, gut. Und am Ergebnis änderte sich nichts. Allerdings wurde nach 72 Minuten das Spiel vollkommen auf den Kopf gestellt. Der Ball landete auf dem linken Flügel beim eingewechselten Makarenko, welcher eine gefühlvolle Flanke in den Strafraum schlug. Sein Abnehmer: der eingewechselte Jansen, welcher problemlos zum Ausgleich einnickte. Torschütze hin oder her – danach herrschte Party im Gästeblock und neben den, die eh schon die komplette zweite Halbzeit auf dem Zaun standen bzw. im Netz hingen, gesellten sich weitere hinzu. Mit dem Rest, der dahinter im Block stand, wurde bis zum Schlusspfiff gesungen, gesungen und immer wieder gesungen. Und das: Lautstark, enthusiastisch, vom Herzen, mit Liebe. Während die Kickers weiterhin Angriff um Angriff fuhren, stimmten sich die Himmelblauen schon auf den kommenden Mittwoch, auf das Sachsenpokal-Finale, gegen das verhasste Produkt, RB Leipzig, ein. Pokalsieg nur für uns…

Als der Schiedsrichter die Partie beendete, wurden im Gästeblock die Spruchbänder „Moral beweisen – Arsch aufreißen: Kämpft, rennt, holt den Pokal! Scheiß Redbull!“ präsentiert und der Punktgewinn der Mannschaft gefeiert. Als diese auslief, gab es kurzzeitig verbalen Trouble, als Zürich auf Zürich traf. Bekanntermaßen pflegen die Kickers eine Freundschaft zum FC Zürich, was auf der Gegenseite, bei den Grasshoppers, natürlich wenig Anklang hervorruft. Einige Gesten, viele Worte sowie der ein oder andere Herr auf dem Zaun. Alles im Rahmen, alles folgenlos. Die Polizei zeigte Präsenz, wirkte deeskalierend, hatte alles im Griff. Auch die bietrinkenden Stadionverbotler, welche es sich an dem Imbiss vorm Gazi-Stadion bequem gemacht hatten…

Die Saison ist fast vorüber. Neben dem letzten Liga-Spiel gegen die Spielvereinigung Unterhaching, wo es um die goldene Ananas und den sechsten Platz geht, steht das Sachsenpokal-Finale gegen RB Leipzig an, welches unbedingt, mit allen Mitteln und um jeden Preis, koste es, was es wolle, gewonnen werden muss. Ohne Wenn und Aber, ohne Kompromisse. Eine Niederlage wäre mehr als bitter und hätte zur Folge, dass aus einer normalen – zumindest auf dem Spielfeld, nicht auf den Rängen! – eine enttäuschend Saison wird. Ohne Pentke wäre gegen die Stuttgarter Kickers ein Debakel möglich gewesen.

Und für Mittwoch: ALLE NACH LEIPZIG! FÜR DEN CLUB! FÜR DEN POKALSIEG! ES MUSS EIN HEIMSPIEL SEIN!

„Ich mache einen Ritt.
Denn ich weiß, das Land ist weiter
Ich lass sie hinter mir:
Deine Welt und meine Geister
Wo bleibt die Erlösung,
Kalte Nächte, endloses Warten.
Was ist mit Absolution,
Wenn es Nacht wird im Volksgarten…

Meine Sache, mein Problem -
Ich werde nicht untergehen!
Statt der weißen Fahne, werdet ihr meinen Mittelfinger sehen!

Was ich mit mir trage,
Kann ich mit Niemandem teilen:
Nicht mit Dir, mit meiner Liebe -
Und nicht in diesen Zeilen.
Ich sehe die Versuchung.
Hier und überall, wo ich gehe:
Ich muss stark sein,
Gib mir die Kraft zum Widerstehen…“


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