< 1/8-Finale Sachsenpokal: BSG Chemie Leipzig

23.11.2013
Kategorie: Punktspiel
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Von: Lenny

17 - Holstein Kiel (A)


Der Chemnitzer FC kommt bei Holstein Kiel nicht über ein 1:1-Unentschieden hinaus. Die Führung von Kegel reicht am Ende nicht aus. Unterm Strich bleibt somit alles beim Alten: Der Blick geht nach wie vor in den Tabellenkeller. Trotzdem waren 150 himmelblaue Anhänger im hohen Norden – und zeigten vor allem optische und akustische Zeichen!

Ganz Deutschland geht an diesem Tag arbeiten, nur die Sachsen nicht, denn diese müssen und/oder wollen büßen und beten. 60 treue himmelblaue Anhänger besuchten an diesem Feiertag das Sportforum, um der eigenen Mannschaft zu zeigen, dass die "Fanszene Chemnitz" hinter ihnen steht. Egal, wie der Wind gerade weht – wir schauen nach vorn, in die Zukunft, der Weg ist das Ziel und das nächste lautet: Kiel. Es geht zum Aufsteiger, der nunmehr seit zehn Spielen auf einen Sieg wartet. Mit lautstarkem Support sowie pyrotechnischen Erzeugnissen wurde das Training begleitet. Ein Zeichen, ein richtiges.

Normalerweise bedeuten lange Auswärtsfahrten, dass sich die Spreu vom Weizen trennt. Die Alles-und-Immer-Fahrer sind unter sich, jeder kennt zumeist jeden – und keiner schießt sich ab bzw. über das Ziel hinaus. Leider Gottes gab es an diesem sonnigen Herbsttag einige Herren, die darin einen Wettbewerb sahen und sich nicht zu benehmen wussten, sehr zur Freude der in großer Anzahl präsenten Staatsmacht, die sich genau solche Momente wünscht, in denen sie ein- und durchgreifen können.

Dessen ungeachtet bevölkerten 150 gut gelaunte Chemnitzer den großen Gästesektor und präsentierten zu Beginn ein großes Spruchband mit den unmissverständlichen Worten: "1.180 Km im Glaube an Euch!" – Dazu wurden Doppelhalter in die Höhe gehalten sowie kleine Fahnen geschwenkt. Beäugt wurde dies von 100 Polizisten sowie etwas mehr als 4.000 Kieler Störchen im Holstein-Stadion. Dazu gehörten auch die „Supside Ultras“, ein kleiner Haufen, der die Partie mit Fahnen unterschiedlicher Größe und Doppelhaltern einleitete und danach ab und an für – dem Dach über den Köpfen geschuldet – beachtliche Stimmung sorgten. Vor allem aber fielen sie durch dezent kritische Spruchbänder auf:

1. "Gegen Aufenthaltsverbote in der eigenen Stadt! Scheiß Zivi-Schweine! Ultra Kiel"
2. "Willkommen zurück, Uther! Gegen alle SVs!"
3. "Wo ist denn das LKA?"
4. "Zivischweine Hurensöhne! SSK"

Im Gästeblock sammelte sich ein kompakter Haufen hinter den Szene-Fahnen, der effektiv supportete und nach zwei Minuten den Torschrei schon auf den Lippen hatte. An einer flachen Garbuschewski-Flanke rutschte Semmer knapp vorbei. Er wollte mit rechts einschieben, anstatt mit links. Das Verhängnis, die Doch-Nicht-Führung. Im direkten Gegenzug schlug Birk über den Ball, so dass sein Gegenspieler allein auf Pentke marschieren konnte. Trotz Trikotziehen blieb dieser auf den Beinen, tanzte zudem Bankert aus, und verzog schlussendlich glücklicherweise. In der Folgezeit waren die Gastgeber immer einen Schritt eher am Ball, ferner das bessere von zwei schwachen Teams. Via Kopfball wären die Kieler beinahe in Führung gegangen, jedoch streifte dieser knapp am Pfosten vorbei. Die himmelblauen Fans reagierten mit dem Kämpfen-und-Siegen-Spruch. Zuvor wurden Schals gezeigt sowie regelmäßig geklatscht. Der Mob hatte Bock. Auch in solch einer tristen Zeit…

Kurz vor der Pause meldeten sich die Himmelblauen auf einmal mit zwei Chancen zurück und zu Wort. Im Mittelpunkt stand, mal wieder, Semmer, der erst den Ball nicht verarbeiten konnte, um diesen aufs Tor zu bringen. Direkt danach schob er einen Pusch-Kullerball am langen Pfosten vorbei. Mit etwas Glück hätte die auf zwei Positionen veränderte himmelblaue Startelf in Führung gehen konnte. Neben Semmer rückte eben jener Pusch erstmalig wieder ins Team. Ebenso Le Beau, der auf der rechten Verteidigerposition artig Stellung bezog.

Nach dem Seitenwechsel veränderte sich das überschaubare Niveau nicht, Kiel besser, der Kraft-Klub lauerte auf Konter – und in der 65. Minute sollte es einen geben. Semmer passte, in der eigenen Hälfte stehend, zu Pusch, dieser leitete zu Kegel weiter, der den Ball annimmt, auf dem Weg zum Tor zwei Kieler vernascht und dann mit einem Schlenzer den Ball aus etwas mehr als 20 Metern im Tor unterbringt. Kegel, wahrlich kein Laufwunder, aber heute wenigstens ball- und passsicher, brachte mit seinem ersten Saisontreffer die Seinigen überraschend in Führung. Sehr zur Freude der himmelblauen Anhänger, die danach kollektiv ausrasteten und ihre Freude freien Lauf ließen. Im Block oder auf dem Zaun. Endlich, der Bann war gebrochen… We are back in business!

Jubel-Fäuste wurden gleichzeitig auch an die arrogante Jugendgruppe aus dem Nachbarblock gerichtet, welche die ganze Zaun bananekauend pöbelten. Nach dem Treffer schoben harmlose Sicherheitskräfte die im wiedervereinten Deutschland geborenen Herren leicht zur Seite. Die Klappe war groß, der Mut nicht existent…

Nach sieben Minuten, in der die Stimmung im Gästeblock-Sektor eine wundervolle Lautstärke erreichte, war die Freude jedoch schon wieder vorüber. Aus einem Eckball resultierte der Ausgleichstreffer, der perfekt ins Bild der diesjährigen Saison passt. Der Chemnitzer FC kann eine Führung nicht halten. Zudem musste wieder gezittert werden, allerdings blieb es beim – wenn man Spielanteile und Chance betrachtet – letztlich mehr glücklichen als verdienten Punktgewinn.

Die Fans werteten diesen jedoch als Erfolgserlebnis und entrollten nach dem Schlusspfiff das Spruchband: "Danke, Jungs!" – Weiterhin gab es vom Capo der "Ultras Chemnitz 1999" eine Ansage zu den Spieler, die an den Zaun gekommen waren. Er erklärte, was es bedeutet, die himmelblauen Farben zu tragen. Wir, die Fans, sind immer da, bei Wind und Wetter, bei jedem Spiel, ob Liga-, Pokal- oder Testspiel. Wir wollen nicht viel, sondern einzig und allein, dass jeder Spieler kämpft, von der ersten Minute an bis zum Schlusspfiff. Wenn schon nicht für sich selbst, dann für die Fans, denen der Weg zweitrangig ist, solange das Ziel stimmt. Liebe kennt keine Grenzen: "1.180 Km im Glaube an Euch…"

„Manchmal bin ich, einfach nur gut drauf!
Manchmal bin ich, selten zu Hause!
Manchmal bin ich, auch gerne alleine!
Aber eigentlich will ich nur bei Dir sein!

Komm wir reichen uns die,
Hand und wir werden schon sehen,
dass die zeitlosen Momente wirklich niemals vergehen.

Es ist der eine Augenblick,
dieses vertraute Gefühl,
dass unsere Träume irgendwann in Erfüllung gehen..."


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