< 11 - Hallescher FC (A)

06.10.2013
Kategorie: 1.Mannschaft
Gelesen: 1836
Von: Lenny

12 - Preussen Münster (H)


13 Uhr schaut die Südkurve singend und klatschend zu, wie sich ihr Team erwärmt. 14:02 Uhr liegt dieses schon wieder in Rückstand, 14:19 Uhr wird es noch schlimmer, 14:36 Uhr wird es am schlimmsten, 14:41 Uhr wird es am allerschlimmsten. Preussen Münster führt zur Pause mit 4:0 – und gewinnt am Ende leicht und locker mit diesem Ergebnis. Nach 16 Uhr tritt Gerd Schädlich zurück. Für Immer. Danke Gerd Schädlich. Für Alles. Liebe himmelblaue Akteure – Schämt Euch!

Die Halle-Niederlage tat weh, wurde aber von Seiten der Fans schnell zu den Akten gelegt. Wir blicken nach vorn, und wollen der Mannschaft, die, laut Emmerich, immer wieder Fehler machen wird, was für ein nichtssagendes Statement, aufbauen, diese unterstützen. Und das nicht nur von der ersten Minute an, sondern schon beim Warm-Up. Die „Fanszene Chemnitz“ rief auf – und ein durchaus beachtlicher Teil folgte diesem Ruf. Als Spieler wäre ich stolz, so etwas erleben zu dürfen, viel mehr noch: Ich wäre  motivierter gewesen. Was sich die Fans erhofften, trat jedoch leider nicht ein. Es kam ganz anders. Weil die Mannschaft ein anderes Ziel im Visier hatte, worauf keiner gewettet hätte...

Zu diesem Spiel fehlen mir viele Worte. Auf ganzer Linie. Und das schon mit dem Anpfiff. Der Chemnitzer FC hat Anstoß, Preussen Münster den ersten Eckball. Ausführung, Kopfball, Tor. Zweite Minute. Scherder setzt sich gegen Förster durch, dessen Erinnerungen scheinbar noch der Nacht gehörten. Pentke und der am langen Pfosten stehende Pfeffer haben sich ebenfalls noch nicht richtig ans Tageslicht gewöhnt, sonst hätten die beiden zumindest den Versuch unternommen und eingegriffen. Ein Auftakt nach Maß, für das Sorgenkind aus dem Tabellenkeller, begleitet von 120 Schlachtenbummlern, die sich wie gewohnt duellierten. Die einen stehen links, die anderen rechts, die anderen in der Mitte. Alle Angaben ohne politische Bedeutung. Zum wiederholten Male kassierten wir zu Beginn einen Gegentreffer, der vor allem: verunsicherte. Der Chemnitzer FC ist ein Schatten seiner selbst.

Es folgte ein Abseitstor für die Gäste. Zum Glück. Doch kurz darauf dann doch der nächste Treffer, das nächste Geschenk. Stenzel versteht die Welt nicht mehr und lässt derweil seinen Gegenspieler entwischen.  Dieser scheibt rüber. 0:2. Pentke diesmal chancenlos. Erste Pfiffe. Die Südkurve rollt die Banner ein. Setzt ein Zeichen. Wir lassen uns nicht verarschen – Alle himmelblauen Fans lassen sich nicht verarschen! Nur werden wir es. Birk klärt, in dem er punktgenau zu einem Münsteraner passt. Dieser überlupft die himmelblaue Abwehr, die es heute nicht gibt. Piossek manövriert anschließend den Ball am erstarrten Pentke vorbei, mit Kullergeschwindigkeit überschreitet der Ball die Linie. Pfeffer schaut sich dieses Spektakel an, greift aber nicht ein. 0:3.
Es gab kein Aufbäumen, keine Bemühungen, stattdessen scheiterte Münster am Pfosten. Pentke blieb stehen, weil er sein Trikot nicht dreckig machen wollte. Unverständnis! Garbuschewski verliert den Ball, Conrad legt sich hin, Münster zaubert sich durch, Piossek nickte ein! 0:4. Halbzeit. Kein Halleluja. Und kein Lob, für keinen einzigen, und die, die noch nicht erwähnt worden sind, folgen nun: Bankert, Kegel, Hensel und Fink waren nicht besser. Alle verweigerten. Durch die Bank weg. Ohne Wenn und Aber.

Nach der Pause kamen noch Landeka, Semmer und Pusch. Es brachte nichts, keiner brachte etwas, rein gar nichts. In solchen Situationen – und das ist bei jedem Verein identisch – muss eigentlich die ärmste Sau, der Trainer, den Kopf hinhalten und sich Spott anhören. Doch dem war nicht so. Schädlich-Raus-Rufe – wenn ich einzelne überhört habe, tut es mir Leid! – konnte ich nicht vernehmen, stattdessen übte sich das Publikum in Häme. Oh-wie-ist-das-schön und Holt-uns-die-drei-Punkte schallte es, zudem schwappten LaOla-Wellen durch die Fischerwiese. Herzlichen Glückwunsch und Willkommen im falschen Film – und dafür haben wir bezahlt?! Wir wollen unsere Geld zurück hätte ich ebenso verstanden…

Als die Demontage ihr Ende gefunden hatte, verließ ich wütend das Stadion. Andere blieben und warteten auf die Versager, von denen einige kamen und sich – wie immer – hinter Alibi-Ausreden versteckten! Wie lächerlich, wie erbärmlich! Wisst ihr eigentlich, was ihr mit dieser Leistung provoziert habt, Freunde der Nacht?! Rekordtrainer Gerd Schädlich wirft freiwillig das Handtuch – und das mit Worten, die besser unausgesprochen blieben wären.

Für diesen sehr, sehr schwierigen Schritt verdient er größten Respekt. Ich ziehe den Hut für all das, was er für den Chemnitzer FC tat. Die anfängliche Skepsis, ich schließe mich das nicht aus, wurde sukzessive abgebaut. Der Erfolg gab ihm Recht. Über gewisse Methoden, Vorgehensweisen, Maßnahmen und Worte kann man stets streiten. Was zählt, ist die Leistung auf dem Platz – und die stimmte bis zuletzt regelmäßig. Im Sommer muss es einen Knick gegeben haben, der nun sein wahres Gesicht zeigt. Elf Herren sind vordergründig dafür verantwortlich, vorbereitet und eingestellt von einem Fussball-Lehrer. Gerd Schädlich ist ein sehr guter, noch dazu einer aus dem Osten. Nur liegen bei diversen Spielern in der Gegenwart die Prioritäten in Bars, an Tischen und hinter Automaten. Ferner kreuzen einige regelmäßig die Zahlen 1-0-2 an…

Dass Gerd Schädlich die Mannschaft nicht mehr erreicht hat, glaube ich schlicht und ergreifend nicht. Es ist eher umgekehrt, die Mannschaft wehrte ab. Wie pubertierende Jungs auf Klassenfahrt. Das Spiel gegen Münster ist das Parade-Beispiel, der i-Punkt, dafür. Nun sind sie am Ziel angekommen und stehen in der Verantwortung. Und zwar allein. Gegen Döbeln und in Burghausen seid ihr zum Siegen verdammt! Und das bis dahin bitte ohne Trainer! Ihr habt den Karren absichtlich in den Dreck versinken lassen, nun seid ihr fällig: Jetzt müssen Kämpfer und Charaktere her. Die Zeiten von Ausreden sind vorbei! Ein für alle Mal. Ich bin gespannt, wer in diese Rollen schlüpft. In der Stunde Null...

"Die Luft ist hier zu dünn, obwohl man atmen kann,
Das Reden fällt zu schwer, also schweigt man.
Ihre Hände sind verkrampft, wir spüren ihren Schmerz!
Jetzt wäre ein Zeichen gut, das weiß man…

Das alle informiert, dass alles aus dem Ruder lief!
Hier – wo niemand Dich berührt,
erreicht wirst Du immer sein, unbemerkt –
auf einmal einfach weg, abgeschmiert!
So musste es wohl sein…

Und Du fliegst weiter Richtung Unbekannt,
wo niemand Dich auch mal begreifen kann.
Und gar nichts Dich berührt.

In manchen Nächten kann man außerdem,
ein leichtes Flackern am Himmel sehen, das alle irritiert!

Vielleicht muss es so sein.
Laute Scham, immer allein!
Vielleicht muss es so sein..."


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