< 09 - 1. FC Saarbrücken (A)

21.09.2013
Kategorie: Punktspiel
Gelesen: 1854
Von: Lenny

10 - Stuttgarter Kickers (H)


Der Ball ruht. Es läuft die 84. Minute. Der Chemnitzer FC hat einen Freistoß an der Strafraumgrenze zugesprochen bekommen. Fink stößt an, Landeka stoppt und Garbuschewski hämmert den Ball irgendwie an der Mauer vorbei und erlöst die himmelblaue Fanszene. Der Chemnitzer FC gewinnt gegen die Stuttgarter Kickers mit 1:0. Auch wenn nach dieser Partie noch längst nicht alles Gold ist, was glänzt, genießen wir diesen Augen-Blick.

Die Bundesrepublik fieberte der Wahl entgegen und die himmelblaue Anhängerschaft diskutiert ausführlich darüber, wer ein guter und wer ein böser Fan ist. Es ist eine Schein-Diskussion, es ist schwarz-weiße Malerei ohne Magie. Ansatz war die Gästezahl in Saarbrücken, wo – aus welchen Gründen auch immer – nur etwas mehr als 100 himmelblaue Schlachtenbummler  weilten. Ich möchte an dieser Stelle die Thematik nicht aussezieren, sondern verweise explizit darauf, dass die Trennung zwischen „gut“ und „böse“ nicht existiert. Seit der Personalie Fichtner ist – mehr oder weniger – ein Riss durch die Szene gegangen, sicherlich. Dessen ungeachtet gehört ein jeder, der den Kraft-Klub besucht, egal ob auswärts oder zuhause, zur himmelblauen Fanschar dazu. Was der Einzelne dann daraus macht, entscheidet er selbst, nämlich mit seinem Anspruch  – und an dieser Stellte trennt sich nun die Spreu vom Weizen, hier kommt es zur Spaltung: Ultraorientierte auf der einen, normale Anhänger auf der anderen Seite. Die einen sorgen für die Stimmung und für optische Akzente, die anderen schauen das Spiel, zeigen ab und an Emotionen. Beide Seiten jubeln. Am Ende. Zusammen. Wegen diesen einem, wegen ihrem Verein. Und so soll das bitte auch bleiben. Wer weiß, wo er steht, wer weiß, wo er hin möchte, wer weiß, was er kann, wird seinen Platz finden. Und wer diesbezüglich Hilfe benötigt, weiß ganz genau, wo er diese findet, finden kann, vorausgesetzt man ist bereit, seinen Elfenbeinturm zu verlassen.

Zum Duell gegen die Kickers aus Stuttgart, nur auf dem 18. Platz stehend, kamen exakt 4.146 Zuschauer in das Stadion an der Gellertstraße. Und diese sahen eine erste Halbzeit, die alles war, nur nicht ansehnlich, trotz dass mit Kegel für Birk die Offensive gestärkt wurde. Dieser verfehlte nach zehn Minuten als erster das Tor der Gäste, die von 40 zumeist schweigsamen Schwaben begleitet wurden. In Schlepptau hatten diese ihre große „Stuttgart“-Fahne, welche akkurat und sicher an den Wellenbrechern befestigt wurde. Hilfe in Form einer Kleberolle mit freundlichen Grüßen nahmen die jungen Herren der „Blauen Bomber“ nicht an, man hatte aus dem Heidenheimer-Fehler scheinbar gelernt. Ihr Team agierte forsch, war bissig, kam sogar gefährlich vor das Tor von Pentke.

Der Kraft-Klub präsentierte sich derweil pomadig, Chancen, noch dazu welche aus dem Spiel, waren eine Seltenheit. Nach einer Ecke zwang Förster den Kickers-Schlussmann zu einer Parade, ein Seitfallzieher von Fink landete neben dem Tor. Kurz vor dem – erlösenden – Halbzeitpfiff wurde dieser regelwidrig von den Beinen geholt, den fälligen Pfiff und den damit verbundenen Freistoß von der Strafraumgrenze gab es nicht. Stattdessen pfiffen viele himmelblaue Anhänger. Die Südkurve übte derweil ihr neues Lied:

"Chemnitzer,
FC, Allez, Allez,
Chemnitzer FC, Allez, Allez, Allez,
Seit 1-9-6-6, der Stolz von Groß und Klein,
Chemnitzer FC, für immer mein Verein!"

So wie das Spiel lief, war die Stimmung – sowohl die Mannschaft als auch die Fans erwischten einen schwachen Tag, der aber – Gott sei Dank! – noch glücklich endete. Doch bis der erlösende Treffer fiel, musste gezittert werden. Und das nicht zu knapp, denn bereits unmittelbar nach Wideranpfiff leistete sich Pentke einen katastrophalen Fehlpass, aus dem beinahe der Führungstreffer der Gäste resultiert wäre. Jedoch bügelte er seinen Fauxpas selbst aus und stand wenige Zeigerumdrehungen später ein weiteres Mal auf dem Posten. Beim Kraft-Klub köpfte Hensel nach einer Garbuschewski-Ecke knapp vorbei.

Die Zäsur erfolgte nach einer Stunde: Gäste-Verteidiger Stein holte den kurz zuvor für Förster eingewechselten Semmer von den Beinen und kassierte folgerichtig die zweite gelbe Karte. Wie schon gegen Hansa Rostock durfte der Kraft-Klub erneut in Überzahl wirken, allerdings machte dieser viel zu wenig daraus. Der einzige, der auf das Tor hämmerte, war Garbuschewski – und er, nur er, konnte es ein, der schlussendlich mit einem genialen Freistoß für die Erlösung sorgte. Für den Heimsieg. Für drei Punkte.

Der Kraft-Klub ist diesmal nicht in Schönheit gestorben, zeigte aber eklatante Schwächen. Ich mosere nicht, da Fußball nun einmal Ergebnissport ist. Ob diese Leistung gegen aktuell gut aufspielenden Hallenser reicht, darf bezweifelt werden. Im Ost-Derby gegen den HFC muss, um die Serie von sieben Spielen ohne Niederlage weiter auszubauen, eindeutig mehr in die Waagschale geworfen werden.

Und selbiges gilt auch für die Fans: OHNE WENN UND ABER – ALLE NACH HALLE!
Und bitte, nach den traurigen Ereignissen aus der letzten Saison: Passt auf Euch, Eure Mitmenschen und vor allem auf Eure Farben auf! Halle, noch dazu von Lokisten unterstützt, ist nicht Irgendwer!

"Erfolgreiche Feinde,
Geißel der Menschheit.
Erfolgreiche Feinde,
Influenza mit Lizenz.

Ich sehe die Signale,
Beim Wandern in Endzeit,
Als ewiger Stenz.
In meinem Körper nisten die Viren,
Die Kreationen, die mich vergiften.
In meinem Körper die schwarzen Löcher
Die Geistesblitze...
Ich schlage ein wie eine Haubitze -
Stütze mich!

Was ich noch sagen wollte:
Ich bin kein Mensch in der Revolte,
Die Revolte ist in mir!"


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