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10.08.2014
Kategorie: Punktspiel
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Von: Lenny

04 - SC Fortuna Köln (A)


Der Kraftklub zeigt sich in einer dezent erfolgreichen Form. Auch das zweite Auswärtsspiel der Saison konnten die Himmelblauen gewinnen. Vor mehr als 2.000 Zuschauer im Kölner Südstadion sorgte Mannschaftskapitän Fink nach dem Seitenwechsel via Doppelpack für die Führung. Am Ende kam die Fortuna nur noch zum Anschlusstreffer, sodass der Kraftklub Spitzenreiter bleibt.

Gegen Mitternacht beendete ich die Korrektur für den nächsten Zeitvertreib, um wenigstens für wenige Stunden die Augen zu schließen, ehe auf der Reise in die Domstadt der frühe Vogel gefangen werden sollte. Nur hatte ich dabei die Samstagnachtrechnung ohne einen Nachbar gemacht, der aus seiner Wohnung eine Diskothek machte und – bei geöffneten Fenstern – Mainstream-Musik spielte, zu welcher junge Damen Lied für Lied gut kreischten und schlecht mitsangen. Wie lange das andauerte, kann ich nicht sagen, als ich merklich müde kurz vor 4 Uhr mit dem Schlaf aufhörte und aufstand, brannte zwar noch Licht in besagter Wohnung, allerdings schwieg die Musikanlage. Manchmal ist das Schicksal wirklich ein mieser Verräter.

Den Grund für unsere frühzeitige Abfahrt in Dunkelheit bildete der Umstand, dass wir uns gemütlich in einem Establishment in Stadionnähe niederlassen und kölntypische Getränke konsumieren wollten. Ohne Verkehrsverzögerungen erreichten wir 10 Uhr das „Südstadion“ und den – vom Verein ausgeschriebenen – Parkplatz, auf dem wir allerdings nicht stehen durften. Eine mittelalte Dame, sichtlich darüber frustriert, am Sonntagmorgen arbeiten zu müssen, teilte dies uns mit und erklärte dazu, dass gleich die Polizei kommt und andere, die hier ihre Fahrzeuge abstellen müssen. Eine Alternative, wo wir stattdessen hinfahren könnten, gab sie uns nicht mit auf den Weg. Wir drehten um, verließen die Sackgasse und steuerten den Gästesektor von der anderen Seite an, wo sich – siehe da! – ein großer Parkplatz zeigte, auf welchem bis dato ein Ordner zugegen war. Wir parkten vor dem „Kölner Tierschutzverein“, warteten auf den zweiten PKW, der kurze später eintraf, sich neben uns stellte. Erst Hände schütteln, dann die Beine in die Hand nehmen, um eine Guten-Morgen-Lokalität zu finden.

Auf einmal tauchte aber wie aus dem Nichts ein zweiter Ordner auf, welcher uns mitteilte, dass wir auch hier nicht stehen dürfen. Dieser Parkplatz gehört Spielern und Funktionären und Sponsoren, was jedoch nirgendwo vermerkt gewesen war. Wir parken ein weiteres Mal um, ehe es endlich, vorbei an vielen Graffitis vom 1. FC Köln sowie wenigen der Fortuna, in Richtung Innenstadt ging, wo nach kurzer Zeit eine ent- und ansprechende Lokalität für das himmelblaue Dutzend gefunden werden konnte. Ein Anruf beim Besitzer war zwar nötig, aber als dieser hörte, dass durstige Kunden auf ihn warten, öffnete er eher als sonst. Und seine Kellner, die scheinbar aufgrund dessen willkürlich in den Kleiderschrank griffen und dabei Klamotten erwischten, die alles andere, nur nicht zueinanderpassten, mussten deswegen eher Kölsch servieren. Nach einigen Runden wurde die Gruppe größer, letztlich bestand der Mob aus 25 Jungs, welche die ganze Zeit über unbehelligt und sorgenfrei ihr Kölsch trinken konnten. Gegen 13 Uhr bewegte man sich wieder zum Südstadion, in dem sich, neben 2.000 Fortuna-Fans, insgesamt 300 himmelblaue Anhänger befanden, welche zu Spielbeginn mit vier großen Schwenkfahnen ihr Team, den Spitzenreiter, begrüßten und anschließend mit dem Support begannen, nur hielt dieser nicht sonderlich lang. Sportlich motivierte Herren rannten wie ferngesteuert auf einmal zum Ausgang, schoben eine im Weg stehende Absperrung zur Seite, um den mit angereisten drei Stadionverbotler zur Hilfe zu eilen. Diese wurde von FC-Anhängern herausgefordert und angegriffen. Der Schlagabtausch dauerte nur kurz an, da die Polizei danach sofort auf den Plan trat. Die Angreifer flüchteten via Tribüne; über die neben dem Stadion weilenden himmelblauen Stadionverbotler wurden die Angreifer übrigens von einem Catering-Mitarbeiter in Kenntnis gesetzt.

Nachdem die Situation bereinigt wurde, stellt man die drei Stadionverbotler vor die Wahl: Entweder weiterhin draußen bleiben oder lieber ins Stadion gehen. Bevor die nächste wilde Horde um die Ecke kommt, entschied man sich für den Gästesektor, in dem anschließend die Stimmung bis zum Pausenpfiff wieder etwas besser wurde.

Die Fortuna-Anhänger um die „Eagles“, eine der ältesten Ultra-Gruppierungen in Deutschland, leiteten das zweite Heimspiel der Saison ebenfalls mit Fahnen ein sowie mit Support, der sich durchaus hören lassen konnte. Unterstützt wurden sie von ihrem Team, das unter Woche mit dem 2:0 in Halle den ersten Saisonsieg verbuchen konnten, welches eine gute erste Halbzeit spielte, dabei jedoch vergaß, in Führung zu gehen. Die beste Möglichkeit hatte Rahn, der mit der jungen himmelblauen Verteidigung Katz-und-Maus spielte, den Ball an Pentke vorbeischob, dabei aber zum Glück nur den Außenpfosten traf. Kurze Zeit glänzte Pentke mit einem sensationellen Reflex. Der auf einer Position veränderte Chemnitzer FC – für den verletzten Glasner rückte Mauersberger in die Startformation – hatte, wenn überhaupt, nur Halbchancen.

Zur Pause reagierte Heine und brachte für den schwachen Mauersberger, der damit seine Einsatzchance nicht nutzen konnte, Scheffel. Und dieser Wechsel sollte sich nach 52. Minuten bereits auszahlen. Ofosu marschiert dynamisch zum gegnerischen Strafraum, anstatt aber, aus aussichtsreicher Position, zu schießen, passt er zu Scheffel, welcher flach zu Fink passt. Dieser nimmt die mustergültige Vorlage direkt und bugsiert den Ball in die lange Ecke. Unhaltbar. Und traumhaft. Etwas überraschend – und im Stile einer Spitzenmannschaft – geht der Chemnitzer FC bei Fortuna Köln im altehrwürdigen „Südstadion“ in Führung. Der Gästeanhang jubelte im Block, da der Zaun aufgrund fanunfreundlicher Zacken – ohne sich zu verletzen – nicht bestiegen wurde.

Zehn Minuten später antizipierte Stenzel perfekt und holte – wie schon gegen Osnabrück – einen Strafstoß heraus, der erneut von Fink eiskalt verwandelt wurde. Etwas mehr als eine Stunde war zu diesem Zeitpunkt gespielt und der Chemnitzer FC lag 2:0 in Führung. Der Jubel wiederholte sich – und die Stimmung wurde, trotz intensiver werdenden Regens, besser. Im Zentrum des weiträumigen Gästeblocks versammelte sich zwar leider nur ein Drittel der Anwesenden, aber die hatten Bock. Und das bis zum Spielpfiff, wobei bis dahin noch etwas gezittert werden musste, da die Fortuna in der 70. Minute einen Abstimmungsfehler zwischen Poggenberg und Scheffel zu nutzen wusste und damit für das erste Chemnitzer Gegentor der Saison sorgte. Und beinahe wäre noch ein zweites dazugekommen, nur hatte ein sehr starker Pentke etwas dagegen. In der Schlussphase parierte er einen Kopfball nach einer Ecke glänzend. Team und Fans feierten nach Spiel fröhlich im Regen, bilden eine wunderbare Einheit, die beide Lust auf mehr haben.

Der Chemnitzer FC hat nach vier Spielen zehn Punkte auf der Habenseite, steht damit auf dem ersten Platz in der Tabelle, und hat dabei vor allem gezeigt, dass auf dem Feld eine Mannschaft steht, die zueinander gefunden hat und miteinander erfolgreich Fußball spielen möchte. Und es auch kann. Optimale Vorzeichen, um am Freitagabend in der ersten Runde gegen den Bundesligisten Mainz 05, der zuletzt in der in der dritten Runde zur Europa-League am griechischen Vertreter Asteras Tripolis scheiterte, bestehen zu können. 19 Uhr rollt der Ball – Alle in die neue Süd! Den Kraftklub zum Sieg schreien, um Teil des Wunders zu werden.  


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