< 03 - 1.FC Heidenheim (H)

13.08.2013
Kategorie: 2013/2014, 1.Mannschaft
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Von: Lenny

Nach dem dritten Spieltag: Zur Lage der Nation

Meine Hoffnung ist mein Gefühl...


Die Zeit steht niemals still. Vor 48 Stunden verlor der Chemnitzer FC bereits sein zweites Heimspiel in Folge in dieser noch jungen Saison. Der 1. FC Heidenheim hatte, wenn man den kurzen TV-Bildern und den unzähligen, im Internet, veröffentlichten Worten Glauben schenken darf, ein ziemlich einfaches Spiel. Führung nach wenigen Sekunden, den Sack 15 Minuten vor Schluss, in Unterzahl, zugeschnürt und damit zum ersten Mal überhaupt Punkte aus dem Stadion an der Gellertstraße entführt. Bei all dem, was bis dato geschehen ist, bin ich froh, nicht dabei gewesen zu sein. Ich sehe diese durch einen unglücklichen Umstand hervorgerufene Abwesenheit nicht als Fluch, sondern als Segen.

Die Bilanz ist bitter, das Bild trügt: Der Chemnitzer FC steht nach drei Spielen in der unteren Tabellenhälfte, fast auf einem Abstiegsplatz. Die Träume, die Euphorie, die viele, auch ich, vor der Saison, nach den fantastischen Neuzugängen, allen voran nach der Rück-Verpflichtung von Ronny Garbuschewski, hatten, sind geplatzt, verflogen, in irgendeiner Schublade gelandet. Stattdessen herrscht besonders Frust und Wut, kaum Realismus, in den seltensten Fällen Weitsicht und leider allzu oft kein Niveau. Der hohe Anspruch sorgt für einen tiefen Fall: Man schießt gegen alle, man schimpft, man wettert, man malt schwarz und weiß, es werden selbst graue Töne vermieden, das die bunten Farben aktuell ausgeschlossen sind, ist verständlich, auch ich sehe dies so. Es fehlt der Hebel, wo es anzusetzen gilt, es fehlen Ansätze. Und vor allem aber fehlt bei vielen die Geduld. Seit dem Gerd Schädlich das Steuer in den Händen hält, brachte uns dieser durch jedes noch so stürmische Wasser. Es ist nicht das erste Mal, dass wir eine Negativserie haben.

Ich kann mich in keiner Art und Weise damit anfreunden, wie viele mit dieser Situation umgehen, diese bewerten. Wir haben von drei Schlachten keine einzige gewonnen, der Kampf um den Aufstieg ist aber dessen ungeachtet alles, nur nicht verloren. Ich glaube an die Mannschaft – und ich glaube auch an den Trainer und sein Konzept. Unserem geliebten Chemnitzer FC zu helfen, muss vordergründig unsere Aufgabe sein. Das jeder anders mit dieser Situation umgeht, ist legitim, nachvollziehbar, richtig. Jede Meinung, die – in welcher Form auch immer – artikuliert wird, respektiere ich. Gleichzeitig muss aber jeder akzeptieren, wenn konstruktive Kritik auf entsprechende Artikulationen kommen. Und ein jeder muss für sich selbst, für sich allein sprechen. Ein Satz wie „Peinliche Vorstellung Jungs, ganz peinlich!“, noch dazu im Namen der „Fanszene Chemnitz“ publiziert, ist blanker Hohn für die gesamte Fanszene. Selbiges gilt für das Halbwissen von Möchtegern-Fussball-Experten und Hobby-Spielanalysten.

All das wiederzugeben, was nach dem Spiel – wo auch immer – niedergeschrieben wurde, ist eine Sisyphusarbeit. Kurz und knapp: Viele – und ich betone: nicht alle – sind über das Ziel hinausgeschossen. Ob neues Spielsystem, neue Spieler, das Bekanntgeben von menschlichen Schwächen des aktuellen Kaders oder gar ein Trainerwechsel – die Palette war umfangreich. Und fragwürdig. Und hilft uns nicht weiter.

Mit einer etwas größeren Maßnahme reagierte „Contra Cultura Chemnitz“ („CCC“) am Sonntagmorgen. Mit dem Plakat „Kämpfen! Party, Kohle, Weiber satt – für Euch schämt sich die ganze Stadt!“ wurden die Spieler von der Gruppe, die es erst seit wenigen Monaten gibt und die zudem seit dem Heiden-Heim-Spiel das Privileg genießt, ihre große Fahne über den Zaun der altehrwürdigen Fischerwiese zu hängen, begrüßt. Dem Aufruf „Kämpfen!“ gebe ich meine volle Zustimmung. Gut zu spielen reicht gegenwärtig nicht aus. Jetzt erst Recht und umso mehr müssen wir alte Tugenden in die Waagschale werfen, um wieder auf Kurs zu kommen. Der zweite Teil ist überzogen, überflüssig, viel zu früh angesprochen wurden. Osnabrück und Heidenheim sind nun einmal leider keine Laufkundschaft, sondern vielmehr Kaliber. Und in Unterhaching hatten wir schlussendlich Pech. Sicherlich, wer aufsteigen möchte, muss solche Spiele besser bestreiten. Dennoch nützt es nichts, die Mannschaft damit noch weiter zu verunsichern. Was sie braucht, ist Unterstützung. Von uns allen. Und das kommenden Samstag – Deswegen: ALLE NACH RATISBONA!

Ich schäme mich nicht, ich bin enttäuscht, aber hoffnungsvoll und habe ein gutes Gefühl: Die Folter endet nie, wir werden dennoch siegen...


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