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13.08.2017
Kategorie: 2017/2018, 1.Mannschaft, DFB-Pokal
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Von: Lenny

DFB-Pokal: FC Bayern München (H)


Der FC Bayern München war eine Nummer zu groß für die Himmelblauen. So verlor der Chemnitzer FC nach einer guten ersten Halbzeit vor ausverkauftem Haus auf der „Festung Fischerwiese“ am Ende standesgemäß – und zwar mit 0:5.

Als Sebastian Kehl erst den Chemnitzer FC und anschließend den FC Bayern München aus dem Lostopf fischte, war die Freude im einstigen Karl-Marx-Stadt über dieses – wie es gern  beschrieben wird – „Traumlos“ riesengroß – und das sowohl aus Vereins- und als auch Fansicht. Nachdem der CFC eine Ach-und-Krach-Lizenz erhalten hatte, war damit eine unverhoffte Möglichkeit gegeben, um einen ersten – in dem Fall: dezent großen – Schritt hinsichtlich finanzieller Konsolidierung zu unternehmen. So wurden entsprechend Fanartikel entworfen sowie die Ticketpreise nach oben korrigiert. Bei einer Stadionkapazität für „nur“ 15.000 Zuschauer war klar, dass nicht jeder himmelblaue Fan in den Genuss kommen und Ancelotti und die Weltstars des deutschen Rekordmeister und -pokalsiegers sehen wird. Dauerkartenbesitzer, Vereinsmitglieder und offizielle Fanclubs erhielten verdientermaßen ein Vorkaufrecht.

Mit 15.015 Zuschauern war die „Festung Fischerweise“ seit fertigem Umbau erstmalig ausverkauft, im Gästeblock folglich 1.500 Anhänger zugegen. Auf der Gegengerade waren weiterhin zahlreiche rot-weiße Fanartikel zu sehen, in erster Linie sind es die – auf Anraten des FC Bayern München – für dieses Spiel angefertigten Freundschaftsschals gewesen, welche kostenlos verteilt wurden. An der Schal-Idee gib es nichts Verwerfliches, nur hätte man die Aktion nach und nicht vor dem Spiel durchführen müssen, um eben genau das zu verhindern. Einige Südkurvengänger, vor allen in den beiden Außenblöcken, trugen den Schals somit ebenfalls offen zur Schau und zerstörten damit das Bild einer „himmelblauen Wand“, die hinter dem jungen Team stehen wollte.

Die „Ultra-Szene KMS“ verzichtete – auch wegen zahlreicher Event-Fans – auf eine großangelegte Choreografie, sondern konzentrierte sich auf das Wesentliche. Am Zaun prangte der Spruch: „1.000 Fahnen nur für Dich, denn unmöglich gibt es nicht!“ – und diese wedelten dahinter, wenngleich an manchen Stelle Lücken offensichtlich wurden. Anstatt die Fahnen in die Höhe zu halten, war einigen die freie Sicht auf Lewandowski, Ribery und Müller leider wichtiger. Vorher konnte immerhin eine beachtliche, größtenteils himmelblaue-weiße Schalparade durchgeführt werden, an der sich die komplette „Südkurve“ sowie ein Großteil der Gegengerade beteiligte. 

Im Gästesektor wedelte die „Schickeria München“ – unterstützt von einigen Vertretern von „Ultra‘ Sankt Pauli“ – mit rot-weißen Fähnchen. Als die Mannschaften das Feld betraten, qualmte es bei denen recht ordentlich. Neben roten und weißen Rauch zündeten Vermummte dazu diverse Bengalos. Optisch kein schlechtes Intro, was man jedoch vom anschließenden Support nicht dauerhaft behaupten kann. Gute Phasen gab es eher selten, was auf Heimseite – ausnahmsweise unabhängig von Spielverlauf und -ergebnis – diesmal anders war. 

CFC-Trainer Steffen suchte diesmal das Heil in der Defensive und bot eine Viererkette auf, vor dieser ein kompaktes Mittelfeld und mit Frahn und Hansch zwei potentielle Angreifer. Da von  Piechowski verletzungsbedingt ausfiel, erhielt Scheffel, der nach zwei Kreuzbandrissen in Folge zurückgekehrt war und von den Fans euphorisch begrüßt wurde, seine erste Chance in dieser Spielzeit – und nutze dieser auf der rechten Verteidigerposition durchaus. Im Vergleich zum Jena-Remis gab es keine Veränderungen weiter. Beim großen FC Bayern fehlten Nationaltorhüter Neuer sowie Neuzugang Rodriguez. Die restliche Prominenz war aber mit an Bord, unter anderem auch der für 41,5 Millionen von Olympique Lyon verpflichteten Tolisso.

Die Himmelblauen liefen in ihren extra für dieses Spiel angefertigten weißen Trikots auf – und versteckten sich nicht. So tauchte man bereits nach vier Minuten vor dem Tor von Ulreich auf. Nach Balleroberung von Scheffel wurde Aydin perfekt von Grote auf die Reise geschickt, dieser fand aber nach Stellungsfehler von Kimmisch leider keinen Abnehmer in der Mitte. Sein ungenaues Zielspiel landete weder bei Reinhardt noch bei Frahn.

Die Bayern ließen bis zum Pausenpfiff keine weitere himmelblaue Chance mehr zu, zudem den Ball elegant laufen und erspielten sich einige Möglichkeiten. So parierte Kunz in der siebten Minute Coman und direkt danach Müller. In der 19. Minute entschied Schiedsrichterin Bibiana Steinhaus auf Freistoß. Endres konnte Lewandowski nur via Foul stoppen und erhielt dafür die gelbe Karte. Der Pole schnappte sich den Ball und erzielte den Führungstreffer, welcher unglücklicherweise von Grote und Frahn unhaltbar abgefälscht wurde. Ansonsten hätte ihn Kunz diesen sicher gehalten.

Für die gegentoranfällige himmelblaue Defensive war es ein Achtungserfolg, so lag man gegen den VfR Aalen nach 19 Minuten schon mit 0:3 hinten. Bis zur Pause dominierten die Bayern, jedoch fehlten Hochkäter. Den einzigen hatte Ribery in der 45. Minute; so prüfte er via straffen Volleyschuss Kunz. Einen bitteren Wehrmutstropfen war die verletzungsbedingte Auswechslung von Grote Mitte der ersten Halbzeit.

Kleine Teams haben gegen den FC Bayern München keine Chance, doch eben die müssen diese nutzen. Seit der historischen Niederlage im Jahr 1994 gegen Vestenbergsgreuth zogen die Bayern immer in die zweite Runde im DFB-Pokal ein. Nach dem Seitenwechsel wurden die Himmelblauen mutiger – und dafür direkt eiskalt bestraft. Die Bayern fuhren nach leichtsinnigen Ballverlust von Trinks, der für Grote in die Partie gekommen war, in der 51. Minute einen Konter über Ribery und Coman. Letztgenannter vollendet souverän – und sorgte damit für die Entscheidung. Zuvor hatte Müller Kunz mit einem Picke-Schuss von der Strafraumgrenze geprüft.

Der starken „Südkurve“ war jeder Gegentreffer heute sichtlich egal, sie sangen weiter für ihr Team – und hatten auf einmal den Torschrei auf den Lippen. Erneut genießt Aydin auf der linken Seite viel Freiraum, dabei nimmt er Frahn mit, welcher den Ball mustergültig in den Rücken der Abwehr passt und in Trinks einen Abnehmer findet. Dieser will den Ball in die lange Ecke schieben – und in eben dieser wäre er auch gelandet, nur warf sich Hummels in den Weg und klärte mit dem Oberarm. Steinhaus und Assistent übersahen diese Rettungstat und verweigerten den Strafstoß. Mit einem Anschlusstor und einer lautstark eskalierenden „Südkurve“ hätte es sicherlich noch einmal dezent spannend werden können.

So spielten die Bayern dekadent ihren Stiefel runter – und gewannen am Ende standesgemäß mit 5:0. Den dritten Treffer erzielte Lewandowski nach feinem Spielzug, den vierten Ribery nach perfektem Freistoß aus 25 Metern und den fünften köpfte Hummels nach einer Robben-Ecke ein.

Für den Chemnitzer FC, seine Fans und die Stadt Chemnitz war es final ein unvergesslicher Fußball-Nachmittag, den vor allem die „Südkurve“ richtig einzuschätzen verstand. So wurden über den Schlusspfiff hinaus die Spieler für deren aufopferungsvollen Kampf gegen den haushohen Favoriten gefeiert.
Bleibt zu hoffen, dass die gezeigte Leistung mit in den Punktspielbetrieb genommen werden kann, um gegen den VfL Osnabrück den zweite Saisonheimsieg einzufahren.


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