Kategorie: DFB-Pokal
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Von: Lenny
DFB-Pokal, 2. Runde: SV Werder Bremen
Der Traum ist ausgeträumt. Der Kraftklub verliert vor mehr als 10.000 Zuschauern auf der ausverkauften „Baustelle Fischerwiese“ gegen clevere Bremer mit 0:2. Pro Halbzeit je ein Treffer, an denen Pentke nicht vollkommen schuldlos war. Auf Heimseite gab es eine Choreografie zu bestaunen, bei den Gästen Pyrotechnik und politische Aussagen.
Nach dem 1. FSV Mainz 05 reiste mit dem SV Werder Bremen ein gegenwärtig schwächelnder, dafür aber keineswegs unattraktiver Bundesligist auf die „Baustelle Fischerwiese“, die – wie sollte es auch anders sein – letztlich spielend leicht ausverkauft werden konnte. Offiziell sahen das Duell zwischen dem Vierplatzierten der dritten Liga und dem Schlusslicht der Bundesliga 10.161 Zuschauer. Mehr Kapazität gibt das Stadion an der Gellertstraße aktuell nicht her, 700 Zuschauer standen dank Genehmigung sogar auf den sogenannten „schwarzen Weg“ hinter der ehemaligen Gegengerade. Weit weg, hinter einem Zaun. Aber: Dabeisein ist bei so einem Spiel alles. Leider konnten das nicht alle. Aus unterschiedlichen Gründen.
Die, die da waren, hatten zwei Aufgaben, zumindest sollte man das meinen: Zum einen den Pokal-Fight mit einer würdigen Choreografie gemeinsam einzuleiten, zum anderen für brachialen Support zu sorgen. Mit beiden sollte der eigenen Mannschaft geholfen werden. Nur gelang beides mehr schlecht als recht.
Wie gegen Hansa Rostock war eine Choreografie über die gesamte Südkurve geplant. Mit himmelblauen und weißen Zetteln, dazu pappte am Zaun die Aussage „Geschichte schreiben – wie ’92 Sieger bleiben“, welche im Mittelblock mit folgendem Motiv ihre Erklärung erhielt. Damals, 1992, gastierte der SV Werder Bremen in Chemnitz, im Sportforum, als amtierender Europapokalsieger der Pokalsieger – und verlor, mit 1:2, nach Verlängerung, Renn und Heidrich trafen für die Himmelblauen und sorgten für die Sensation. Aus eben diesem Grund wurden die legendäre Anzeigetafel des Sportforums, eine Eintrittskarte und der Chemnitzer Löwe – mit Trikot und Fußball – gezeigt, was wirklich gut ausssah, ebenso die Zettellandschaft in unmittelbarer Nähe. Je weiter man sich davon jedoch entfernte und seinen Blick zu den Außenblöcken schweifen ließ, herrschte entweder das blanke Chaos oder es fehlten die Zettel. Eine Choreografie, die für einige Damen und Herren der „Fanszene Chemnitz“ mehrere Tages- und Nachtschichten bedeutet haben, wurde von einzelnen – keineswegs von allen! – mit Füßen getreten. Zum einen wurden die Zettel ohne eine Erklärung – noch dazu an manchen Stellen falsch – verteilt, zum anderen sah es der Event-Pöbel nicht ein, sich daran zu beteiligen. Sie ignorierten, warfen die Zettel weg, missachteten, zerstörten, bauten nichts, erst Recht nichts auf. Die Vorfreude wich blankem Entsetzen. Und das bereits vor dem Anpfiff. Der Support begann trotzdem respektabel. Alle wollten ihren Chemnitzer FC – wie gegen Mainz – lautstark unterstützen und siegen sehen.
Die 1.700 angereisten Bremer, die sich erstmal als erste Gäste sowohl auf den Steh- als auch Sitzplätzen niederlassen durften, hatten derweil ihren Spaß. Auf zwei Spruchbändern war „Jetzt gemeinsam zurück in die Zukunft!“ zu lesen, dazu wurden zahlreiche große Schwenk- als Blockfahnen genutzt, um pyrotechnische Vorbereitungen zu treffen. Im vorderen Bereich sowie am Mundloch brannte es lichterloh, am Zaun hing der Banner „SV Werder Cupfighters“, in deren Mitte ein jubelnder Marco Bode abgebildet war. Weiterhin wurde mit der Antifa-Fahne Politik ins Spiel gebracht und das Feuerwerk mit grünem Rauch abgeschlossen. Es sollte nicht die einzige politische Aktion an diesem kühlen Dienstagabend bleiben.
Der SV Werder Bremen steht nach der 0:1-Heimpleite gegen den 1. FC Köln mit dem Rücken zur Wand. Der Verein zog daraus seine Konsequenzen, entließ Robin Dutt. Sein Nachfolger: Victor Skripnik, der von Torsten Frings assistiert wird, zwei ehemaliger Werder-Akteure, die mit einer Mittelfeld-Raute große Erfolge feierten. Und mit dieser wurde selbstverständlich gespielt. Das Dutt’sche System, im Mittelfeld auf einer Linie zu spielen, hatte damit ausgedient.
Die erste Chance hatten die Bremer. Felix Kroos schießt, Pentke hält, ohne Probleme. Auf die andere Seite: Kehl-Gomez, der für Lais in die Startformation gekommen war, im übrigen die einzige Änderung im Vergleich zum torlosen Heim-Unentschieden gegen Holstein Kiel, tanzt, macht einen Übersteiger, flankt flach, auf Ofosu, der frei zum Schuss kommt, aus wenigen Metern, nur schlägt er über anstatt an den Ball. Chance vertan. Schade. Auf geht’s Chemnitzer Jungs… Bremen sang auch, irgendetwas. Das Duell auf den Rängen konnte sich hören lassen.
Chemnitz hält gut mit, ist etwas besser als die Bremer, Chancen gibt es aber auf beiden Seiten. Ein Distanzschuss der Bremer rauscht knapp am Pfosten vorbei, auf der anderen Seite wird es sogar noch knapper. Poggenberg marschiert dynamisch nach vor und passt via Hacke zu Fink, der einen aussteigen lässt und aus 20 Metern aufs Tor hämmert – und es knallt. Pfosten. Kein Tor. Verdammt! Haareraufen. Das hätte es sein können, die Führung.
Der Chemnitzer FC bleibt am Drücker, in der Bremer Hälfte. Ofosu dribbelt von außen nach innen, will schießen, bleibt hängen, wodurch das Verhängnis seinen Lauf in Form eines schnellen Konters nimmt. Schlussendlich wird Bartels fein in Szene gesetzt. Und dieser lupft über den herauseilenden Pentke in die lange Ecke. In der 34. Minute ging der Favorit in Führung, seine Fans sprangen auf den Zaun, darunter war auch ein Sturmhaubenträger zu sehen, welcher das Tor mit einem Bengalo zelebrierte. In der Südkurve wurde es kurzzeitig still. Damit wollte man insgeheim nicht rechnen. Nun war es dann aber doch passiert.
Kurz vor dem Halbzeitpfiff leistete sich Pentke einen bitterbösen Fehlgriff nach einem harmlosen Freistoß, der glücklicherweise von Endres auf der Linie geklärt werden konnte. Es zweifacher Ligenunterschied war bis dato nicht zu sehen, Bremen spielte die durchaus vorhandene Klasse einmal erfolgreich aus.
Noch war aber nichts verloren. Und in der zweiten Hälfte spielten die Himmelblauen auf ihre Südkurve, die wieder gut begann, allerdings das Niveau nicht lange halten konnte, da sich Pentke erneut einen katastrophalen Patzer leistete. Nach einem Rückpass folgte ein miserabler Abschlag, der bei Fritz landete, dieser passte zu di Santo, der kompromisslos abzog und bei seinem straffen Schuss in die kurze Ecke Glück hatte, dass Pentke diesen nicht halten wollte. Der nächste Torwartfehler, ein Torwartwechsel ist damit nun unabdingbar. Zu häufig hat der sonst Sicherheit ausstrahlende Pentke gepatzt. Die Zeit für Reule ist mittlerweile überreif. Trotz dreier Capos kam der Support nicht mehr so richtig in Gang, genau wie die eigene Mannschaft.
Bremen agierte kontrolliert und clever, Chemnitz rannte zwar konzentriert an, blieb aber harmlos. Mehr als ein Versuch aus der Distanz von Türpitz, der in den Armen des Schlussmannes landete, sprang nicht heraus. Unterm Strich war es dessen ungeachtet eine couragierte Leistung.
Auf Bremer Seite dominierte die Politik: Shirts bildeten die Aussagen „No Ho-Ge-Sa!“ und „No Nazis!“, dazu hing über dem Zaun eine weiße Tapete mit der königsblauen Aufschrift „Nazischweine“. Zudem fackelte man die restliche Pyrotechnik ordnungsgemäß ab. Im Heimblock wurde danach ein Bremen-Schal angebrannt und von der Feuerwehr gelöscht. In Anbetracht der Tatsache, dass der Schalfunke ebenso auf Zaunfahnen hätte überspringen können, eine gute Entscheidung…
Was bleibt: Eine würdige Mannschaftsleistung, ein verunsicherter Torwart, dem unbedingt Zeit zum Nachdenken verschrieben werden sollte; dazu eine Fanszene, die will, und sich mit Event-Fans – oder: schweigende Konsumenten –, die ihren Fokus nur auf das Spiel legen, die neue Südkurve teilen müssen… Ich hoffe, wir alle sehen uns in Wehen-Wiesbaden, wenn der Kraftklub dort seinen ersten Treffer erzielt. Und hoffentlich als Sieger den Platz verlässt!
„Ich komm im Voll-Suff nach Hause.
Zum Glück ist niemand da, dem ich erklären muss, wo ich bis früh um 7 war.
Nie mehr grüner Salat, nur noch Burger und Chips.
Meine Laune steigt, So wie mein Körpergewicht.
Nie wieder Fernseh'n mit Bildung, Reportagen auf Arte.
Nur noch Comicbuchverfilmungen mit ordentlich Karate.
Nie mehr verstecken, keine Frau mehr im Haus.
Heißt: Nie mehr Pornoseiten löschen aus dem Browserverlauf!
Hier ist niemand, der mir sagt,
dass, was ich tu, ist nicht korrekt!
Ich mach das selber mit mir aus und ich komm gut mit mir zurecht
Ein Leben ohne Ärger, Differenzen oder Stress.
Ich hab einfach immer Recht, wir ergänzen uns perfekt.
Ich bin für immer allein
Für immer, für immer…“