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09.01.2013
Kategorie: Testspiel, 1.Mannschaft, 2012/2013
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Von: Lenny

Chemnitz Cup 2013


Der Chemnitzer FC gewinnt zum dritten Mal hintereinander sein eigenes Turnier. Im Finale setzten sich die Himmelblauen gegen den Ligakonkurrenten aus Halle nach einem spannenden Neunmeterkrimi mit 12:11 durch. Den entscheidenden Elfmeter verwandelte der spielende Torwart Anton Fink. Insgesamt besuchten 2.450 Zuschauer den „Chemnitz Cup“, ein Turnier, welches eine komische Atmosphäre auf den Rängen besitzt. Der Grund: eine unterschiedliche Definition des Fandaseins. Ein Vergleich.

Und alle Jahre grüßt das Murmeltier und lädt die Himmelblauen, die es möchten, zum ersten fussballerischen Höhepunkt des Jahres in die Messe Chemnitz ein, wobei hinsichtlich der gestaffelten Eintrittspreise von 6 bis 36 Euro sowie dem Umstand, dass das Turnier an einem Dienstag stattfindet, nicht unbedingt von „einladen“ gesprochen werden kann. Nichtsdestotrotz tummelten sich letztlich 2.450 Damen und Herren in der Arena, um ein packendes Hallenturnier zu sehen – und das sahen diese auch, unterm Strich. Das, was die Herren auf dem künstlichen Rasen zeigten, war durchaus ansehnlich, vor allem in Anbetracht der Tatsache, dass die Vorbereitung auf die Saison erst wenige Tage jung ist. Am Ende hatte der Gastgeber vom Chemnitzer FC im Finale gegen den Halleschen FC die Nase vorn. Im Neunmeterschießen bezwang man die Jungs vom HFC. Dritter wurde Lok Leipzig, welche das kleine Finale gegen die Unblauen mit 3:2 für sich entschieden. Im Spiel um Platz 5 bezwang der VFC den tschechischen Vertreter FC Banik Most mit 5:3.
Wer nachlesen möchte, wie das Turnier genau verlief, den verweise ich zu den Kollegen der cfc-fanpage, die über all das, was geschehen ist, fleißig getickert habe: www.cfc-fanpage.de/liveticker/liveticker.php

Über das Sportliche möchte ich keine Worte verlieren, vielmehr möchte ich einige Ausführungen – vor allem als Befürworter der „12:12“-Kampagne, deren Stille nun ein vorläufiges Ende gefunden hat – zu den „Fans“ abgeben, die da gewesen sind.

  • Lok und Plauen brachten keine Fans mit.
  • Aus Most waren 10 „Ultras“ da, im Schlepptau hatten diese zwei chice Banner sowie ordentlich Bock, auf den Putz zu hauen und für Stimmung zu sorgen – und das taten diese auch. Zudem schloss man mit einigen Himmelblauen „Freundschaft“, tauschte Shirts und Schals und unterstützte sich gegenseitig. Aus meiner Sicht waren die Jungs aus Tschechien die Gewinner des Abends, wenngleich ihr Team auf dem letzten Rang landete.
  • Aus Halle reiste ein Dutzend an, sportlich gekleidet, politisch-orientiert, ultra-nah. Diese verhielten sich allerdings, da von der Sicherheit die ganze Zeit über genauestens beäugt, ruhig, tranken ihr Bier und zeigten – und anders kann es auch nicht sein –, dass sie da sind und ließen sich auf keinerlei Spielchen und Provokationen ein.
  • Aus dem Schacht pilgerten sicherlich 800 Leute nach Karl-Marx-Stadt, darunter waren größtenteils Familien mit ihren Söhnen sowie ab und an eine Tochter. Stimmungs- oder Krawallmacher blieben fern. Das, was gesungen bzw. gerufen wurde, waren kurze Klassiker, die ein jeder kennt, die keinen vom Hocker reißen und die – und das ist eigentlich das Schlimme – nicht einmal eine Antwort verdient haben. Nur gab die Gegenseite diese immer wieder. Leider.

Zuallerallererst: Der himmelblaue Block war nicht voll, doch die, die waren, sind vor allem Unbekannte gewesen, die versuchten, den Verein zu unterstützen und die Fanszene zu repräsentieren. Es blieb beim Versuch, mehr noch: Es war ein waghalsiges Unterfangen, welches schon mit dem ersten Spiel zum Scheitern verurteilt war. Wie auf der unblauen Gegenseite wurden kurze Lieder bzw. Schlachtrufe skandiert, ein Fakt, der keineswegs falsch ist, nur kann es nicht sein, dass mit mehr als 500 Leuten in diesem Bereich keine akzeptable Lautstärke erzielt werden kann. Je länger das Turnier andauerte, desto schwächer wurde es. Der Grund: viel zu viele Blicke in überteuerte Becher voller Bier. Mein lieber Herr Gesangsverein, was für ein Haufen zeigte sich dort nur?! Die wenigen szenekundigen Fans, es waren keine zehn an der Zahl, welche sich in zivil auf den beiden Gegengeraden versteckten, schüttelten nur mit dem Kopf. Mehr noch: Man musste sich schämen, die Stirn in Falten ziehen, die Augen verdrehen.

Besonders störend war folgendes Verhalten:
Man begab sich auf das Niveau der Unblauen herab. Und das beim eigenen Turnier! Immer wenn diese auf eine primitive Art und Weise pöbelten, wurde zurückgestänkert. Die Folge: Es wurden kaum Lieder für die Mannschaft gesungen. Als der Schacht dann im Halbfinale gegen den Halleschen FC den Kürzeren zog, war der HFC als nächstes an der Reihe. 500 wettern gegen 12 – Muss das wirklich sein?! Nein, das muss definitiv nicht sein! Im Gegenteil: Diese müssen ignoriert werden, weil von denen keine Gegenwehr zu erwarten ist. Stattdessen gilt es, die Mannschaft nach vorn zu treiben, nach vorn peitschen, zum Sieg schreien! Mit Emotionen! Es muss aus dem Herzen kommen, weil man den Verein liebt, weil man will, dass dieser siegt… Bitter wurde es, als die Himmelblauen im Finale gegen den HFC mit 2:0 in Rückstand geraten waren. Man schwieg – und wurde erst wieder, zumindest ein bisschen, sofern die vom Alkohol schweren Augen noch offen waren, von einem Most-Ultra, der „Chemnitz“-Rufe intonierte, auf Kurs gebracht.

Nein. Nein. Nein. – Das ist nie und nimmer grenzenlose himmelblaue Liebe, wenn andere einen darauf hinweisen; es ist höchstens ein Auf-Sich-Aufmerksam-Machen, mehr nicht, mehr ist es wirklich nicht – und das ist traurig. Zwei Herren dieser fragwürdigen himmelblauen Zunft meinten beispielsweise eine „Uffta“ durchführen zu müssen. Das, was diese beiden Möchte-Gern-Capos zustande brachten, war ein lächerliches, ein jämmerliches Bild. Ohne Farbe. Ohne Konturen. Einer der beiden – und es sollte kein Einzelfall bleiben – wurde anschließend wegen fragwürdigen Gesten infolge überhöhten Alkoholkonsums aus der Halle verwiesen. Ohne Worte…
Die meisten der himmelblauen Anhänger agierten bei diesem Turnier disziplinlos. Sie hatten eine Bühne, nur konnte diese ihre Chance – ohne Anwesenheit der „Südkurve“ – nicht nutzen, nicht einmal im Ansatz. Sie agierten leider so, als ob sie nicht wissen, wie Stimmung gemacht wird. Sie führten sich auf wie die Axt im Walde. Ohne Konzept. Ohne den Blick für den Moment. Es regierte die Spontaneität – und die ist nicht immer gut, wie an diesem Abend. Sie halfen der Mannschaft zu selten und haben somit keine Aktie am dritten Turniersieg in Folge. Nein, das haben sie nicht, das Lob gehört denen, die auf dem Platz standen – und die allein gelassen worden sind. Danke für die Titel, Jungs! Nichts ist dringender als die Schuld, Danke zu sagen, als Danke zu schreiben…

Ich möchte an dieser Stelle keine Hallenturnier-Diskussion eröffnen. Seit Jahren – und das aus gutem Grund, wie der heutige Abend bewiesen hat – ist bekannt, dass nahezu die komplette Szene so etwas boykottiert – und daran wird sich auch nichts ändern. Das Buch ist geschlossen, wird nicht mehr weiter geschrieben. Es soll vielmehr ein Vergleich sein, auf das, was in der Zukunft beim Chemnitzer FC geschehen kann.
Diese Turnier-Stimmung – ich überspitze bewusst – als Gradmesser, in dem Fall für das Spiel gegen Hansa Rostock. Ist es das, was man sich wünscht, wenn man ins Stadion geht?! Wegen niveaulosem Support und einfachem Liedgut?! Nein, das kann eigentlich nicht – das Ziel – sein. Oder will man vielleicht gar keine Stimmung, wie es „12:12“ wenige Spieltage vorgemacht hat?! Nein, auch das will man irgendwie nicht. Nur: Was will man dann?! Falls das allerdings doch das Ziel sein sollte, dann lacht uns nicht nur Rostock aus…
Ich freue mich schon jetzt auf den Ausflug nach Darmstadt, wo wir wieder unter uns sind, wo die da sein werden, die bis zum bitteren Ende, egal an welchem Ort dies sein mag, reisen, supporten, lieben…

Am Ende ein Hinweis in eigener Sache: Es sind die Bilder online, welche zum Schluss übrig blieben, nachdem die Karte in meiner Kamera ihre Arbeit einstellte und infolgedessen mehr als 100 Bilder niemals das Licht der himmelblauen Welt erblicken werden. Ob Fluch oder Segen, das mag jeder bitte selbst beurteilen…
Das nächste Testspiel bestreiten wir schon morgen gegen die zweite Mannschaft der Hertha aus Berlin.

„Du hörst sie alle sagen, diese Zukunft war mal strahlender.
Denn auf ihre alten Tage ist sie, auch nicht mehr das, was sie einmal war.

Ohoho, jeder wird hier gebraucht,
weckt die Toten auf.

Man fasst sich an den Händen, trocknet Tränen
und nimmt Demut an und ich beginne zu
bezweifeln, ob man das alleine schaffen kann.

Uns geht die Zukunft aus, eine Lösung in der Ferne.
Nur stete Krisenherde spenden uns noch Wärme.
Und man teilt die Schaufeln und die große Angst.
Man trifft sich an den Gräbern,
weckt die Toten und nimmt Haltung an.“


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