< 32 - SV Wacker Burghausen (H)

05.04.2014
Kategorie: Punktspiel
Gelesen: 2533
Von: Lenny & MH

33 - RasenBallsport Leipzig (A)


Der Chemnitzer FC erreicht trotz einer knappen 1:2-Niederlage beim Getränkekombinat aus Fuschl am See die nächste Runde des Europapokals. Dank eines 3:1-Sieges im Hinspiel konnte das Team von Trainer Karsten Heine das knapp verlorene Spiel verschmerzen und darf sich nun auf weitere, interessantere Spiele gegen internationale Gegner freuen.

Die Partie begann ohne große Abtastphase und bereits in der 1. Minute setzten die himmelblauen Gäste in Gestalt von Mauersberger das erste Ausrufezeichen. Sein zu hoch angesetzter Abschluss stellte allerdings keine Gefahr für das Gehäuse der Nummer 22 des Kombinats dar. Wenig später setzte auch das Kombinat zum ersten ernsthaften Angriff an – und sogleich wurde es gefährlich. Mannschaftskapitän Silvio Bankert konnte den Schuss eines Kombinat-Akteurs, der Keeper Pentke umkurvte, soeben noch von der Torlinie kratzen. In der Folgezeit konnte sich das Kombinat nun leichte Feldvorteile erspielen, welche in regelmäßig wiederkehrenden Tormöglichkeiten mündeten. Noch allerdings hielt das Abwehrgestell der Chemnitzer um den in einigen Situationen glänzend aufgelegten Schlussmann Pentke dem Kombinats-Druck stand. Bis zur 24. Minute, als die Nummer 34 des Kombinats eine ungünstige Annahme eines Kollegen als günstige Ablage in einen straffen, platzierten und gleichermaßen unhaltbaren Schuss packte und dieser im Kreuzeck des Chemnitzer Gehäuses einschlug.

Die am heutigen Tage wirklich blutjunge himmelblaue Mannschaft – u.a. mit Tom Scheffel (19), Kevin Conrad (23), Jeron Al-Hazaimeh (22), Marc Lais (23), Marcel Hofrafh (21) und Christian Mauersberger (18) in der Startelf – zeigte sich ob des Rückstands und denn immer gefährlicher werdenden Kombinats-Angriffe ein wenig beeindruckt, aber hin und wieder doch ein Stück weit verunsichert. Über einen weiteren Gegentreffer in den Minuten nach dem Rückstand hätte man sich nicht beschweren dürfen. Aus dem Gästeblock kamen aber unermüdlich die Rufe „Auf geht´s Chemnitzer Jungs! Schießt ein Tor für uns“, welche nach gut 34 Minuten Gehör fanden: Mauersberger setzte sich auf rechts gut durch und kam zur Flanke. Diese segelte durch den Kombinats-Strafraum und niemand schien einen Ballkontakt verbuchen zu können, bis auf Hofrath, welcher sich zwischen zwei Nummern der Kombinats-Abwehr hindurch schlich. Ja, eben jener Marcel Hofrath, den wohl Anfang Januar diesen Jahres noch nicht einmal der härteste Kern der Clubfans kannte, verbucht nach dem Siegtor am letzten Samstag gegen Burghausen bereits seinen zweiten Saisontreffer. Erfrischend, dynamisch, unnachgiebig! Losgelöst durch den Erfolg feiern alle himmelblauen gemeinsam an der Eckfahne vor der Gästekurve. Menschen liegen sich in den Armen, halten vor Begeisterung einen Wimpernschlag inne – bis unter explosionsartigen Jubel lautstark das neue Tagesziel definiert wird: „AUSWÄRTSSIEG, AUSWÄRTSIEG“ ertönt es aus über 3.500 himmelblauen Kehlen. Bis zur Halbzeit gab es nur wenige zusätzliche Höhepunkte und auch zu Beginn des zweiten Abschnitts warteten beide Mannschaften zunächst ein wenig ab. Die Chemnitzer, ob des aktuellen 4:2-Vorsprungs in der Gesamtwertung. Das Kombinat trauerte wohl zunächst noch der verpassten 2:0-Führung nach. Das Ende ist dann schnell erzählt: Nach erneuter Linienrettung von Conrad und ein paar halben Chancen auf beiden Seiten kam das Kombinat durch dessen Nummer 24 zwar noch zum 2:1-Siegtreffer, für den eigentlichen Sieg reichte es aber nicht mehr.

Und diesen eigentlichen Sieg, auch abseits des hier gewählten Europapokal-Aufhängers, wird es für ein derartig gekünsteltes und ferngesteuertes Marketing-Zwischenresultat nie geben. Eine Düsseldorfer Musikformation, von der man halten darf, was man möchte, brachte es bereits vor einigen Jahren ziemlich treffend auf den Punkt:

"Es ist egal, ob wir das Spiel verlieren,
denn darauf kommt es nicht an.
Und ob das irgend jemand hier sonst kapiert,
ist für uns nicht interessant.
Ihr könnt uns schlagen so oft und so hoch ihr wollt,
es wird trotzdem nie passieren,
dass auch nur einer von uns mit euch tauschen will,
denn ihr seid nicht wie wir."


Niemand ist so wie das Kombinat – und das möchte auch keiner sein. „Wer verbietet, der hat Angst“- ein in der Vergangenheit präsentiertes Transparent im heimischen Stadion - hätte die Gedanken vieler himmelblauer Schlachtenbummler heute nicht besser ausdrücken können. Angst vor der kritischen Meinung eines seit einer Unzahl von Spielen akkreditierten Fotografen und Schreiberlings aus himmelblauen Fangemeinde, vor Kleidungsstücken, die lediglich das Kürzel des Kombinats und das Verb „stoppen“ aufgedruckt haben. Bekannte, die sich im neutralen Bereich aufhielten, berichten darüber, dass einer Person der Zugang zum neutralen Bereich verwehrt wurde, weil sie einen weiß-blauen Schal trug. Kein Logo des Chemnitzer FC, nichts. Lediglich ein kleiner, weiß-blauer Schal.  Zu allem Überfluss werden sogar Brieftaschen auf etwaige Klebebildchen, die im Gästeblock angebracht werden könnten, kontrolliert – was nur einen Schluss zulässt: Hier hat vielseitige, offene und verbindende Fankultur schon längst verloren. Und das noch bevor sie überhaupt eine faire Chance bekam zu überstehen. Und irgendwo ist diese Art der Zensur für ein nach eigenen Aussagen permanent über den Dingen und der Kritik stehendes Kombinats-Konglomerat eher traurig als peinlich.

Möge das Kombinat seinen sportlich erfolgreichen Weg gehen, gern auch eine Liga höher in der nächsten Saison, sodass der Chemnitzer FC der Saison 2014/15 von ihm verschont bleibt. Die Partie im ehemaligen Zentralstadion hat einmal mehr gezeigt, dass Fußball nicht nur 90 Minuten auf und neben dem Platz ist. Es sind nicht nur elf gegen elf Spieler im Kampf um Zweikämpfe und Torgelegenheiten. Es ist Leidenschaft, Gemeinschaft, Ehre, Emotion […] und Zusammenhalt, egal ob man 3:0 führt oder 1:5 im Rückstand ist. So feierte nahezu der komplette Gästeblock nach der Niederlage seine tapfer kämpfenden, wenn auch spielerisch stellenweise unterlegenen Helden, während ein Großteil der Zuschauer auf Seiten des Kombinats nach Schlusspfiff wie von der Tarantel gestochen seine Plastiksitzschalen verließ und den Bereich außerhalb des ehemaligen Zentralstadions aufsuchte. Das kann verstehen wer will – und muss. Wir werden es niemals! Chemnitz steigt niemals ab! Heja FCK… Tradition stirbt nie!

"Ole ole ole ola, egal, wer heute siegt!
Ole ole ole ola, es geht um mehr als nur ein Spiel!

Selbst wenn wir Letzter sind
und dauernd verlieren,
es wird trotzdem nie geschehen,
dass auch nur einer von uns mit euch tauschen will."


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