< Halbfinale (Sachsenpokal): FSV Budissa Bautzen

04.04.2015
Kategorie: Punktspiel, 1.Mannschaft, 2014/2015
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Von: Lenny

31 - Sportgemeinschaft Dynamo Dresden (H)


Der Chemnitzer FC gewinnt völlig verdient das Sachsenderby gegen die SG Dynamo Dresden. Vor ausverkauftem Haus trafen Endres und Fink im ersten Durchgang. Vor der Partie hatte es eine imposanten Choreografie in der Südkurve gegeben, die Gäste sangen mit Fortdauer des Spiels nur noch sporadisch – und hatten am Ende die Schnauze voll...

 

Wie schon zum Hinspiel gestaltete sich auch beim Rückspiel die Kartenvergabe recht zügig. Nach weniger als zwei Stunden waren alle Heimblöcke bis auf den letzten Platz ausverkauft, sodass frühzeitig vermeldet werden konnte, dass das Sachsen-Derby zwischen dem Chemnitzer FC und der SG Dynamo Dresden vor der stolzen Kulisse von 10.000 Zuschauern stattfindet. Ebenfalls mit von der Partie war der MDR, der in Echtzeit darüber berichtete. Auffällig zum Spieltag war dann aber die Tatsache, dass mehr als die Hälfte der fertiggestellten Osttribüne nicht geöffnet war. Final fehlte dem beachtlichen baulichen Fortschritt die notwendige Sicherheit. Ein Schelm, wer an dieser Stelle bereits Böses denkt…

 

Sicher geht es aber mit Sicherheit in die Zukunft: Trainer Karsten Heine verlängerte sein Vertrag um zwei weitere Jahre. Ein Schritt der, trotz der Negativserie, die vor allem in der Vorweihnachtszeit ihren Höhepunkt hatte, in die richtige Richtung geht. Heine hat ein Konzept, welches vom aktuellen Kader größtenteils umgesetzt wird. Gegen Dynamo Dresden verblüffte er die himmelblauen Anhänger mit einer taktischen Meisterleistung, welche erfolgreich endete. Dazu gehörte die Rückkehr von Poggenberg, der den frischgebackenen Nationalspieler Guatemalas, Cincotta, ersetzte.

 

Vorher verblüffte aber die „Fanszene Chemnitz“ alle Anwesenden mit einer Choreografie, welche sich über die gesamte Länge und Höhe der neuen Südkurve erstreckte und aus drei Blockfahnen bestand. Am Zaun hing die Botschaft: „Unsere Wappen zeigen’s hier – Wir sind der König im Revier“. Folglich wurde links das Logo vom Chemnitzer FC und rechts das Wappen des FC Karl-Marx-Stadt gezeigt, in der Mitte kam der Löwe zum Vorschein, welcher das Symbol der SG Dynamo Dresden mit seinen spitzen Krallen zerdrückte. Vertont wurde die Choreografie mit „Scheiß-Dynamo“-Rufen.

 

Ursprünglich war noch ein zweiter Teil geplant. Nach dem Präsentieren der Blockfahnen sollten Fähnchen in Vereinsfarben zum Vorschein kommen. Diese waren bereits gekauft und größtenteils einsatzbereit. Aus nicht nachzuvollziehenden Gründen wurde das jedoch untersagt. Zudem wurde erst drei Tage vor dem Spiel – allen voran dank der Hilfe vom Fanprojekt und Fanbeauftrager – beim Verein die Choreografie mit zahlreichen Pro-Argumenten durchgesetzt. Dabei musste man sich unter anderem mit Begriffen wie „Massenpanik“ und „Pyro-Inferno“, welche heimlich unter der Blockfahne durchgeführt werden könnte, auseinandersetzen. Der Verein gab letztlich grünes Licht und brachte seinen Anhängern etwas Vertrauen entgegen, welches diese mit eben dieser Choreografie eindrucksvoll rechtfertigten. Dessen ungeachtet mussten aber drei Fanvertreter – für den Fall der Fälle, das etwas schief geht – den Kopf hinhalten und mit dem eigenen Namen bezahlen. Zwei davon wurden übrigens jüngst mit fragwürdigen Stadionverboten belegt, einzig und allein mit dem Ziel, die Fanszene gezielt zu schwächen und die anderen, gern zudem mit einem erpresserischen Hauch, einzuschüchtern. Als weiteres Zeichen der guten Absicht wurde von einem Fanszene-Vertreter mit Feuerwehrausbildung dem Verein schwarz auf weiß die Schwerentflammbarkeit der Blockfahne vorgelegt. An dieser Stelle beende ich das willkürliche Lied…

 

Stoff für insgesamt 80x18 Meter, dazu Farbe für circa 1.400 m². Zusammennähen. Vorzeichnen. Nachmalen. In einem gemieteten Raum, der leider nicht mehr die Fanhalle ist. Alles in der Freizeit. Alles innerhalb von wenigen Wochen gestemmt. Gemeinsam.

 

Während die „Fanszene Chemnitz“ Geschlossenheit zeigt, hüllt sich der Verein zumeist in blumige, nichtssagende Floskeln oder versteckt sich, da man selbst eine eigene Entscheidung scheut, hinter Personen, welche die „Fanszene Chemnitz“ nicht nur mit vorurteilsbeladenen Augen betrachten, sondern – wie das Choreo-Zustandekommen zu belegen weiß – bewerten.

 

Der selbst erzeugte Druck war groß, die zu tragende Last auf den Schultern enorm, das Resultat – und das bestätigten viele – aussagekräftig. Und soll vor allem aber eines nicht sein: eine Eintagsfliege. Egal, was in der nahen und fernen Zukunft auch geschieht. Wir, die „Fanszene Chemnitz“, kämpfen mit dem, was uns zur Verfügung steht, koste es, was es wolle… Für diesen Verein, in dieser Stadt, für immer!

 

In den beiden Gästeblöcken hatten sich 1.600 Dresdner Sportfreunde eingefunden, die neben dem Schwenken einiger großer Fahnen vor allem Wert auf Support legten, der von einem Großteil getragen wurde und entsprechend brachial daherkam. Die „Süd“ antwortete prompt. Und lautstark.

 

Auf dem Feld wurde sich in der Anfangsviertelstunde abgetastet, ehe die Himmelblauen den ersten Nadelstich setzten. 17. Minute: Türpitz schlägt den Eckball an den kurzen Pfosten, wo Löning das Kopfballduell gewinnt und mustergültig verlängert; am langen Pfosten steht Endres mutterseelenallein und tunnelt anschließend den Schlussmann. Der Torschütze dreht mit seinen Teamkollegen im Anschluss durch, gleiches geschieht auf den Rängen. Ein Auftakt nach Maß. Eine Führung, die befreite und noch mehr Auftrieb gab.

 

Chemnitz agierte mit einer aggressiven Offensive: Dynamo, stets neuem Druck ausgesetzt, konnte folglich nicht in Ruhe aufbauen, machte Fehler und kam somit nicht zur Entfaltung. Ein Beispiel: Conrad erobert energisch den Ball in Höhe der Mittellinie und passt zu den dynamischen Offensivkräften. Erst Ofosu, dann Türpitz – und auch Rechtsverteidiger Scheffel marschiert mit, welcher Löning bedienen möchte, nur wird dieser zu Fall gebracht. Am langen Pfosten lauert aber Fink, der die Hereingabe zum 2:0 abschließt. Nach nicht einmal einer halben Stunde war das Spiel scheinbar schon entschieden.

 

Im Dynamo-Block wurde hinterher eine Uffta durchgeführt. Zur Pause kehrte aber Ruhe in deren Blöcken ein; ein Zustand, welcher nahezu die komplette zweite Halbzeit über blieb. Auch weil sich die eigene Mannschaft aufgegeben hatte. Gefährliche Chancen blieben aus. Es stand die neunte Niederlage ins Haus – und das aus den letzten zehn Spielen. Nach dem Anpfiff schimpften viele, 20 andere stürmten VIP-Bereich, wurden aber unverzüglich von der Security zurechtgewiesen und nach Hause gebeten. Außerhalb des Stadions wollten Staatsdiener mit der himmelblauen „Sektion Stadionverbot“ und ihren Sympathisanten im stadionnahen Pub Kaffee trinken. Dem unangemeldeten Erscheinen wurde freundlich eine Absage erteilt, sodass die Damen und Herren in Uniform aus der Ferne, in Sicherheit und ohne ä Schälchen Heeßen das Treiben weiter zu verfolgen hatten.

 

Die himmelblaue Mannschaft hingegen hat die Kurve bekommen und punktet fleißig: Heute wiederum hätte man die Gäste aus Elbflorenz abschießen und demütigen können. Über ein 4:0 hätten diese sich nicht beschweren dürfen: Ofosu schlenzte knapp vorbei, Fink scheiterte am Schlussmann, genau wie später die eingewechselten Ziereis und Cincotta.

 

Während die Gäste im Sonnenschein schwiegen, war die Stimmung in der Süd zumeist gut, in den seltensten Fällen exzessiv. Man gewann irgendwie das Gefühl, dass auf der pickepackevollen Tribüne zu viele standen, die nur bereit sind, Klassiker mitzusingen. Leider aber nicht mehr.

 

Weiterhin präsentierte die „Fanszene Chemnitz“ zwei Spruchbänder: Das erste – „Seit wann versteht ihr was von Muschis?“ – bezog sich eigentlich in erster Linie auf das Hinspiel, als Dresden ein Spruchband gegen das Chemnitzer Maskottchen, die ChemCat, zeigte. Doch als der FSV Zwickau am Ostermontag das Sachsenpokalfinale erreichte, passte es umso mehr. Zwickau und die SGD…

 

Mit dem zweiten Spruchband wurde der Vorsänger der Gäste, dessen Nachname farbig hervorgehoben gewesen ist, gegrüßt. Dieser bekocht bekanntlich die Studentenschar, sofern diese denn da ist, dementsprechend hieß es auch: „Dynamo zum Spielen am Bahnhof kamen keine – Teller Waschen sich nicht von alleine!“ Und das scheint in großer Anzahl der Fall gewesen zu sein, denn kein Dresdner wollte an einer Nachtwanderung durch Chemnitz in der Woche zuvor teilnehmen…

 

Der Chemnitzer FC gewinnt ohne größere Probleme das Sachsen-Derby gegen die SG Dynamo Dresden und überholt diese damit in der Tabelle. Noch zwei Punkte, um das selbst erklärte Saisonziel, das Erreichen von 45 Punkten, zu realisieren. Erste Chance dazu haben die Himmelblauen in Münster. Und vielleicht gelingt mit dem ersten Sieg bei den Preußen dieses Vorhaben.


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