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30.03.2013
Kategorie: Punktspiel, 1.Mannschaft, 2012/2013
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Von: Lenny

31 - Alemannia Aachen (A)


„Ich glaub‘, es geht schon wieder los, das darf doch wohl nicht wahr sein, dass man hier schon wieder 5:1 führt…“ – Der Chemnitzer FC zerlegt die Alemannia aus Aachen im eigenen Tivoli und erhält die Kaiserkrönung.

Im Grunde genommen reist man am besten, indem man fühlt – und viele himmelblaue Anhänger fühlen sich nach wie vor in fremden Gefilden wesentlich wohler, als in den eigenen vier Wänden. Ein Zustand, welcher sich in dieser Saison, davon muss leider ausgegangen werden, nicht mehr ändern wird. Heimspiele sind Pflichttermine, Auswärtsfahrten hingegen das Salz in der Suppe. Dort wird gelebt, dort wird geliebt. In Aachen wurde dies wieder deutlich, als – wie schon beim letzten Auftritt in Osnabrück – eine chice Choreografie, erneut initiiert von der Ultra-Bande „Tradition stirbt nie“ sowie den „Southside Supporters“, welche sich werktags hinsetzten und dies in ihrer Freizeit realisierten, das Licht der Welt erblickte. Bevor es allerdings soweit war, hatten die 300 Chemnitzer 12 ermäßigte bzw. 14 volle Euro zu bezahlen, um den neuen Tivoli in Aachen betreten zu dürfen. Danach wurden die üblichen Szene-Banner an den Wellenbrechern und auf der Tribüne platziert und die Choreografie durchgeführt. Unten im Block war auf dem Spruchband, welches aus den Farben dunkelblau, weiß und himmelblau bestand, „Chemnitzer FC“ zu lesen; dahinter wedelten Fahnen in den jeweiligen Farben.

Auf Aachener Seite gab es außer Schals und großen Schwenkfahnen nichts Nennenswertes. Der Grund: „Choreo-Verbot – Danke!“ Der Zustand zwischen Fans und dem Verein, welcher gegenwärtig mehr denn je immer noch mit der Insolvenz und einem Neuanfang in der Kreisliga liebäugelt, ist schlecht. Nach den Ereignissen in Münster wurden mehr als 100 Hausverbote ausgesprochen. Von den himmelblauen Anhängern, denen es seit dem Dresden-Spiel zum Teil ähnlich ergeht, spendeten mit den Worten „Für Tradition mit Herz, statt Erfolg mit Kommerz – Kämpfen Aachen, kämpfen!“ Trost. Unsere Daumen sind gedrückt.

Da mir allerdings das Wissen fehlt, gehe ich nicht weiter, gehe ich nicht in media res und verweise einzig noch auf das Spruchband, welches in der Aachen-Kurve zu den Repressalien gezeigt wurde: „Fussballfans sind keine Verbrecher!“ – Es war so, es ist so – und es wird immer so bleiben, und genau deswegen sollte man mit Fussballfans vernünftig umgehen und keine Untergangsszenarien heraufbeschwören. Schwarze Schafe gibt es überall, nur trägt der Großteil der Fans eindeutig weiße Gewänder. Das, was zuletzt in Berlin geschah, als bei einer Übung der Polizei zwei Hubschrauber kollidierten, bildet aktuell die Spitze des Eisbergs. Die Polizei probte einen Hooligan-Einsatz – und bezahlte diesen hinterfragenswerten Einsatz mit einem Toten sowie mehreren leicht und schwer verletzten Beamten. Mit Sicherheit sterben – diesen Weg will keiner gehen. Niemals. Dass die eine oder andere Szene dieses Unglück instrumentalisiert, um Öl ins Feuer zu gießen, ist aber ebenso nicht der richtige Weg. Nach Essen („Wer hoch fliegt, fällt auch tief…“) und Rostock („Hub… Hub… Hubschraubereinsatz?!“) reihte sich nun auch Chemnitz mit den Worten „Wer Krieg spielt, wird Tote ernten…“ ein. Polemik und Populismus sind hier eindeutig die falschen Berater, Subtilität und Fingerspitzengefühl wären definitiv besser. Wer mit Feuer spielt, kann sich auch die Finger verbrennen…

Auf dem Feld ließen die Himmelblauen mit dem Anpfiff nichts anbrennen. Für den grippekranken Kegel spielte Hörnig, und im Sturm bekam Semmer den Vorzug gegenüber Förster. Und jener Wechsel sollte sich bereits nach 13 Minuten und 12 Sekunden auszahlen. Nachdem Landeka und Hörnig erste vielversprechende Chancen vergaben, köpfte Semmer nach einer gefühlvollen Birk-Flanke mit einer Bogenlampe ein. Endlich, der Knoten bei Semmer ist geplatzt! Und das wurde frenetisch vor dem Aachen-Block zelebriert. Besonders Pfeffer scheint die Alemannia nicht wohlgesonnen zu sein. Eine Faust war seine freudige Reaktion auf die frühe Führung zu den Heimfans, die sich sofort in Richtung Zaun begaben und ihre Meinung geigten. Pfeffer war dies egal, denn er marschierte in der Folgezeit seine Außenbahn rauf und runter. Genau wie Landeka auf der anderen. Chemnitz dominierte, war Herr im fremden Haus. Aachen war schwach, kam aber zu drei gefährlichen Chancen. Die erste leitete Pentke mit einer verunglückten Faustabwehr ein, die zweite erspielten sich die Alemannen selbst und die dritte war ein Freistoß. Schuss eins ging knapp neben den Pfosten, Schuss zwei aus drei Metern an den Querbalken und Schuss drei klärte Pentke zur Ecke. Mehr kam nicht, den Rest übernahm der Chemnitzer FC, der sich zahlreiche Chancen traumhaft herausspielte. Semmer köpfte, Fink schoss drüber. Bis zur Pause fiel zwar noch ein Treffer, Hörnig nickte nach einem Birk-Freistoß ein, nur verwehrte der Schiedsrichter diesem die Gültigkeit. Angeblich lag eine Abseitsposition vor, die keiner, außer er, sah.

Die Führung ging mehr als in Ordnung, nur stand diese auf wackeligen Beinen. Ein zweiter Treffer hätte die nötige Sicherheit gegen den Tabellenvorletzten gegeben, der heute von 8.749 Zuschauer beehrte wurde, die aus berechtigten Gründen nur selten für die Stimmung sorgte, welche man vom Tivoli gewöhnt ist. Im Gästeblock sah es, nicht nur weil regelmäßig Fahnen im Einsatz waren, ganz anders aus. Es war laut – und als Fink nach einem zauberhaften Landeka-Pass auf den Aachener Schlussmann lief und diesen mit einem Schlenzer in den Giebel aus 20 Metern nicht den Hauch einer Chance ließ, wurde es noch brachialer. „Hej, wir sind Chemnitz…“

Aachen steckte jedoch nicht auf und kam nach einem Eckball zum Anschlusstreffer. Der Kraft-Klub bettelte um einen weiteren Gegentreffer und zitterte. Die Partie drohte zu kippen, doch dann stellten sich die Heimischen selbst ein Bein. Ein Kommunikationsproblem zwischen letztem Mann und Torwart wusste Fink zu nutzen. Er antizipierte den Fehlpass und schob ins leere Tor ein. 3:1, die Messen waren damit gelesen, aber noch mehr als 20 Minuten waren zu spielen. Der zuvor für Semmer in die Partie gekommene Förster erzielte, so glaube ich, mit seinem ersten Ballkontakt das 4:1. Fink und Pfeffer spielten Katz und Maus mit ihren Gegenspieler, der Abschluss war dann Formsache. Und das, was danach im Gästeblock folgte, war eine Wohltat. Der Roland-Kaiser-Klassiker, welcher uns in der Aufstiegssaison begleitete, wurde wieder aus der Mottenkiste herausgeholt und bis zum Schlusspfiff auf eine beeindrucke Art und Weise gesungen. Durchgehend und laut. „Es glaub‘, es geht schon wieder los…“ – Aber es ging noch weiter: Den Schlusspunkt setzte Makarenko, der von Fink mustergültig bedient wurde und problemlos den Ball über die Linie drückte: Aachen 1, Chemnitz 5!

Und da man Feste bekanntlich auch spontan feiern muss, gab es nach dem Spiel seit langem mal wieder eine Pentke-Uffta sowie eine Pogo-Einlage der Mannschaft. Fans UND Mannschaft sind füreinander da, ich wiederhole: Fans UND Mannschaft sind füreinander, und weil alle guten Dinge drei sind, noch ein weiteres, letztes Mal: Fans UND Mannschaft sind füreinander da, ziehen an einem Strang, jeder macht das, wozu er da ist. Es ist die Leidenschaft, die uns antreibt, die alle antreibt. Es ist die Liebe zum Verein, die uns zwingt, Woche für Woche für diesen da zu sein. Am Mittwoch geht es nach Zwickau, zum FSV, mit hoffentlich 800 Leuten, die wissen, was zu tun ist. Das „Team cfcfans.de“ wird vor Ort sein. Und wir wollen nach Europa…

"Deine Türme stürzen ein und die Scheiße, die liegt hier.
Kümmere Dich nicht um den Dreck, ich bin bei Dir!
Nimm den schlimmsten Fall der Fälle und ich bieg ihn zurecht.
Zeig den Mittelfinger, diese Welt ist schlecht;
Dass der Weg nicht immer gerade ist, das weiß ich doch auch.
Auch Du bist immer da, wenn ich Dich brauch!
Liegst Du tief am Boden, dann helfe ich Dir auf!
Ich geh für Dich unter und ich geh für Dich drauf…

Und wenn du fällst – Bin ich bei Dir! Hej, Hej, Hej…
Die Welt stürzt ein, begräbt Dich hier.
Kümmere Dich nicht um den Dreck, ich bin bei dir
Hol' Dich da raus, zieh Dich ans Licht.
Ich bin bei Dir, verlass Dich nicht…

Das ist Dein Weg und Du sinkst hier nicht nieder.
Klappt es heute nicht, dann kommst Du morgen wieder.
Wenn Du nichts mehr siehst, dann sehe ich für uns zwei!
Und wenn Du stecken bleibst, spreng ich Dir den Weg frei!
Und hat nichts mehr Bestand in dieser Welt,
dann gibt es noch das, was uns zusammen hält!
Das ist unser Leben und wir leben es spürbar:
In dieser Nacht sind wir unzerstörbar!"


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