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21.03.2015
Kategorie: Punktspiel, 1.Mannschaft, 2014/2015
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Von: Lenny

30 - FC Energie Cottbus (A)


Der Fußball schreibt immer wieder aufs Neue seine ganz eigenen Geschichten: Der Chemnitzer FC führt nach 93 Minuten gegen den FC Energie Cottbus vor etwas mehr als 8.000 Zuschauern im „Stadion der Freundschaft“ mit 2:1. Löning und Fink hatten den Rückstand gedreht. Doch dann kam ausgerechnet Garbuschewski. Und ein Freistoß von der Strafraumgrenze. Und der Ausgleich. Alte Liebe rostet manchmal schneller als gedacht.

Ost-Duelle mobilisieren Fanszenen. Und wenn mit Magdeburg gegen Zwickau, Dresden gegen Halle und Cottbus gegen Chemnitz drei davon auf ein und denselben Tag fallen, entsteht ein logistisches Problem. Und das wurde wie folgt gelöst: Die Partie in Magdeburg beginnt auf Wunsch des MDR bereits 12:05, ein Live-Spiel, wodurch die via Zug anreisenden Zwickauer in Leipzig nicht auf die Fans des Chemnitzer FC treffen. Diese wiederum fahren über Leipzig, um in Dresden nicht auf die Anhänger des HFC zu stoßen, die mit einem Sonderzug, in dem mehr als 1.000 Rot-Weiße letztlich saßen, nach Elbflorenz. Diejenigen, die keinen Platz im Sonderzug hatten, wählte die normale Verbindung. Als 250 himmelblaue Zugfahrer kurz nach 10:30 Uhr den Leipziger Hauptbahnhof erreichten, stromerte einige Hallenser und Lokisten umher. Zu mehr als einem flüchtigen Blickkontakt kam es aber nicht, da ein Großaufgebot der Polizei dafür sorgte, dass die himmelblauen Supporter auf Gleis 13 aus- und auf eben jenen wieder einstiegen. Einkäufe und Toilettengänge wurden untersagt. Die fast zwei Stunden andauernde Fahrt in Polizeibegleitung gen Cottbus gestaltete sich tiefen-entspannt, genau wie der anschließende Marsch vom Hauptbahnhof zum „Stadion der Freundschaft“, wo der Mob eine halbe Stunde vor Anpfiff eintrudelte.

Während die Zugfahrer pünktlich den Block betraten, hatten diverse Autofahrer Pech, sorgte ein Stau für eine verspätete Ankunft. Infolgedessen füllte sich der Away-Sektor sukzessive. Final wurde dieser mit 1.200 Himmelblauen gefüllt, welche den Zaun mit der große Chemnitz- und der kleinen Sektion-Stadionverbot-Fahne beflaggt hatten. Zum Anpfiff zeigte man das Spruchband „Durchbeißen! Gute Besserung, Teddy!“. Auf der Heimseite wurden erst Schals in die Höhe gehalten, danach der Zaun mit entsprechenden Fanclub-Bannern geschmückt. 8.043 Zuschauer waren heiß auf das Ost-Duell.       

Im Vergleich zum Heimsieg gegen die zweite Mannschaft vom VfB Stuttgart veränderte Heine sein Team auf zwei Positionen. Für den kurzfristig verletzten Poggenberg rückte Cincotta auf die linke Verteidigerseite, im Zentrum agierte wieder Endres, welcher nach seiner Sperre zurückkehrte und Conrad ersetzte. Siegtorschütze Ofosu blieb ebenfalls in der Startformation. Auf Seiten der Cottbusser gab es ein doppeltes Wiedersehen. Sowohl Garbuschewski als auch Makarenko liefen von Beginn an auf. Letztgenannter hatte gleich die erste Chance, ein Schuss von der linken Seite, der Pentke aber vor keine große Prüfung stellte. Wenige Augenblicke später wurde es jedoch richtig brenzlig. Röseler vertändelte den Ball als letzter Mann leichtsinnig und lud damit den Torschützen vom Dienst bei Energie, Kleindienst, ein. Dieser lief allein auf Pentke zu, nur versagten ihm im direkten Duell die Nerven. Pentke parierte bravurös und verhinderte den Rückstand.

Auf den Rängen herrschte eine passable Atmosphäre. Brachial wurde es vor allem, als beide Fanblöcke „Scheiß Dynamo!“ skandierten. Kaum waren diese Rufe verhalt, konnten die Fans des FC Energie Cottbus, der noch mit dem Aufstieg in die 2. Bundesliga liebäugelt, jubeln. Garbuschewski leitete mit einem Pass, welcher von Danneberg unglücklich abgelenkt wurde, den Führungstreffer ein. Kleindienst lief zum zweiten Mal allein auf Pentke zu und ließ diesem in diesem Fall nicht den Hauch einer Chance. Am Ende konnte auch Cincotta, der sich auf der Linie positioniert hatte, den Rückstand nicht mehr verhindern. Das unglückliche am Rückstand war zum einen, dass dieser aus einer Abseitsposition heraus erzielte wurde, und zum anderen, dass es kurz zuvor einen Elfmeter für den Chemnitzer FC hätte geben müssen. Garbuschewski ging ungestüm in den Zweikampf mit Ofosu, berührte ihn klar, holte ihn von den Beinen. Schon Mitte der ersten Halbzeit deutete sich an, dass der Schiedsrichter nicht seinen besten Tag haben sollte, was sich auch nach dem Seitenwechsel nicht änderte.

Zuvor geschah aber noch folgendes: Stenzel wird gefoult. Es gibt einen Freistoß, welcher gedankenschnell von Röseler nach vorn geschlagen wird und bei Türpitz landet. Dieser passt in die Mitte, wo Löning lauert und die sich bietende Chance eiskalt nutzt. Nach 27 Minuten steht es 1:1-Unentschieden. Der Jubel im Gästesektor ausgelassen, vor allem weil dieser sage und schreibe 972 Minuten darauf warten musste. Der Fluch, torlos in der Fremde zu agieren, war damit endlich gebrochen worden, was zur Folge hatte, dass der Support bis zur Pause noch gesteigert werden konnte.

Der zweite Durchgang begann mit einer neuen Kraft: Für den schwachen Röseler kam Conrad. Den besseren Start erwischten die Himmelblauen, welche sich nach 53 Minuten dafür belohnten. Pentke mit einem langen Ball nach vorn, auf Löning, welcher zu Türpitz weiterleitet. Dieser dringt in den Strafraum ein und wird von Mimbala, welcher den Ball zwar minimal berührte, rüde aus dem Gleichgewicht und zu Fall gebracht. Elfmeter. Fink. Führung. Und ab vor die Kurve, wo einige Herren am Zaun hängend eine Siegerfaust nach oben streckten. Wie schon zuletzt gegen die zweite Mannschaft von Borussia Dortmund konnte erneut ein Rückstand gedreht werden.

Der Weg war das Ziel – und der Chemnitzer FC auf einem guten. Der Grund: Cottbus hatte keine Linie mehr, fand nicht mehr zurück in die Partie. Die Himmelblauen – frenetisch von den Anhängern unterstützt – verwalteten stark, wodurch der Ausgleich in weite Ferne rückte.

Die Nachspielzeit brach an, Conrad begeht ein dämliches Foul, an der Strafraumgrenze. Garbuschewski näherte sich dem Ort des Geschehens, legte sich den Ball zurecht. Es lief die letzte, die allerletzte Minute. Rien ne va plus, danach geht nichts mehr. Er läuft an, er schlenzt, ein bugsiert den Ball unhaltbar unter die Latte. Er jubelt weniger, seine Mitspieler dafür umso mehr. Bei den Himmelblauen gehen die Köpfe nach unten. Das darf nicht wahr sein. Es war bitter, verdammt bitter.

Es gibt aber noch einmal Anstoß. Ein wütender Ofosu rennt nach vorn, entwischt seinem Gegenspieler, befindet sich im Strafraum, in dem er von den Beinen geholt wird. Die Pfeife bleibt stumm. Zum zweiten Mal. War es ein Elfmeter?! Eine Berührung gab es defintiv, ob man in dieser Situation fallen muss oder nicht, ist schwer zu entscheiden. Fest steht: Über einen zweiten Elfmeterpfiff hätten sich die Lausitzer nicht beschweren dürfen.

Unabhängig von der mäßigen Schiedsrichterleistung: Der Chemnitzer FC hat gekämpft und hätte den Auswärtsdreier verdient gehabt. Am Ende kam Garbuschewski und verhinderte dies mit einem Kunstschuss. Am kommenden Sonntag geht es zu Budissa Bautzen. Sachsenpokal, Halbfinale. Alle nach Bautzen! 


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