< 1/4-Finale: SSV Markranstädt

01.03.2014
Kategorie: Punktspiel
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Von: Lenny

27 - FC Hansa Rostock (A)


Wir sind wieder zurück! Der Chemnitzer FC meldet sich sowohl auf dem Platz als auch auf den Rängen gegen den FC Hansa Rostock auf eine sehr geniale Art und Weise zurück. Einen 2:1-Auswärtserfolg feierten 500 himmelblaue Schlachtenbummler gebührend. Aber scheiß drauf, Rostock ist nur einmal im Jahr... Und wir waren der Sieger!

4:36 Uhr hätte mich mein Smartphone wecken müssen, allerdings kam es nicht dazu. Meine innere Uhr, gesteuert von der Liebe zu diesem Verein, zum Fussballclub Karl-Marx-Stadt, dem es aktuell nicht sonderlich gut geht, übernahm diese Aufgabe und sorgte dafür, dass ich nach kurzer Nacht motiviert aus den Federn in vertrauten Wänden springen konnte. Der FCK steht aktuell leider auf einem Abstiegsplatz, weil die Spieler es nach wie vor viel zu selten schaffen, das abzurufen, was in ihnen steckt. Die Leistung vergangenen Dienstag gegen den SSV Markranstädt war erneut sehr schwach. Und nun hat man mit dem FC Hansa Rostock ein Spitzenteam der Liga vor der Brust. Awaydays.

Weniger als 150 Frühaufsteher versammelten sich in der Dunkelheit auf dem Chemnitzer Hauptbahnhof, um via Zug gen Rostock zu fahren. Ebenfalls vor Ort war die Polizei, die alle kontrollierte, die einen mehr, die anderen weniger. Anschließend begleiteten diese den Zugfahrer-Mob. Ich wurde dabei mit der Frage begrüßt, ob ich auch zum Fußball fahren möchte. Ich entgegnete, dass ich mit nach Rostock fahre, um Bücher zu lesen und Kaffee zu trinken. „Wir hatten Sex in den Trümmern und träumten…“
Dank einer sechsminütigen Verspätung lagen exakt sieben Stunden zwischen der Abfahrts- und Ankunft. Mit Bier, Schnaps, Kaffee, Wasser, Bock, Brötchen, Mais.

Auf dem Rostocker Hauptbahnhof warteten zum Teil aggressive Polizisten sowie Shuttle-Busse, welche den Mob zum Ostseestadion brachten. Von Hansa-Spähern war auf der etwas mehr als zehn Minuten andauernden Fahrt nichts zu sehen. Im Stadion hingegen machten sie wiederum das, wofür sie berühmt und berüchtigt, wofür sie bekant sind: Brachialen Support – und das, nicht wie im Jahr zuvor, wieder auf ihrer geliebten Südtribüne, die auch heute wieder aus allen Nähten platzte. Zu Spielbeginn wurden Schals in die Höhe gehalten, gesungen und große Fahnen geschwenkt. Im Gästesektor wedelten derweil die vier bekannten Fahnen, ehe man danach versuchte, sich so gut es ging gegen „Suptras“ und Co. aus der Affäre zu ziehen. Nach zehn Minuten köpfte der Rostocker Innenverteidiger Ruprecht einen Garbuschewski-Freistoß unhaltbar ins eigene Tor. „Ein Schuss, ein Tor, Karl-Marx-Stadt…“

Die überraschende Führung spielte den in roten Trikots spielenden Himmelblauen in die Karten. Im Vergleich zum Remis gegen den SV Darmstadt aus der Vorwoche kamen für Hensel, der gelbgesperrt war, und Makarenko der begnadigte Kegel, der zeigte, dass er ein begnadeter Fußballer sein kann, und Nachwuchskraft Scheffel. Letzterer spielte auf der Position des rechten Verteidigers und machte seine Sache solide. Beim Ausgleichstreffer vor der Pause sah er allerdings nicht sonderlich gut aus. Erst stand er zu tief, so dass die Abseitsfalle nicht glückte, und danach verlor er den Zweikampf gegen Torschütze Radjabali-Fardi. Das 1:1-Unentschieden ist für den Gastgeber zur Pause etwas schmeichelhaft, da der Chemnitzer FC – trotz weniger Spielanteile – die besseren Chancen hatte. Einmal scheiterte Stenzel, der im rechten Mittelfeld ein Aktivposten gewesen ist, aus aussichtsreicher Position am Schlussmann, das andere Mal traf Fink, jedoch stand er beim Pass von Garbuschewski, der erneut hinter Fink aufgeboten wurde, im Abseits. Auf den Rängen dominierten, aber das war auch nicht anders zu erwarten, die Rostocker Anhänger. Die 500 Chemnitzer schlugen sich wacker und ließen sich den Mund zu keinem Zeitpunkt verbieten.

Auf dem Feld sah es ebenso aus, wenngleich der Viertplatzierte besser aus der Kabine kam. Pentke, beim Gegentreffer chancenlos, war stets auf dem Posten. Die Himmelblauen spielten dessen ungeachtet frech nach vorn und pressten. Mit Erfolg. Fink setzte den Innenverteidiger unter Druck, eroberte den Ball und lupfte aus etwas mehr als 20 Metern sofort auf das Tor, wo der Ball schlussendlich sicher landete. Hansa-Schlussmann Hahnel machte gar keine Anstalten, den unhaltbaren Ball halten zu wollen. Im Gästeblock drehte daraufhin das Kollektiv durch – und dieses anschließend am Lautstärke-Regler.

Im Hansa-Sektor – und das ist sehr selten – verursachte Entsetzen Stille. Für wenige Augenblicke, mehrmals sogar, ehe man sich danach wieder auf das Wesentliche besann: „Auf geht’s Hansa kämpfen und siegen…“ Dazu präsentierte man das Spruchband: „Es gibt kein schlechtes Wetter, es gibt nur schlechtes Fernsehen! Scheiss NDR!

Singen für die Mannschaft, den Verein, den Sieg – auf beiden Seiten, mit allen! Es wurde eine Support-Schlacht, die – gemessen am Potential – an die 500 Gäste aus Kraft-Klub-Karl-Marx-Stadt ging, die mit ab der 67. Minute, als das 2:1 fiel, durchgehend Alarm machten und dabei auch gegen die Rostocker sangen bzw. eine kleine Sachsenfahne mit dem Schriftzug „Fick Dich FCH!“ zeigten. Die Hanseaten konterten vereinzelt mit dem Stinkefinger sowie in der Gruppe mit lauten Liedern. Es war ein Hin und Her. Wie auf dem Rasen. In höchster Not rettete beispielsweise Hofrath auf der Linie.Als der Abpfiff ertönte, fielen Steine vom Herzen, brach großer Jubel aus. Der erste Sieg des Jahres wurde endlich eingefahren – und das im Ost-Derby gegen den FC Hansa Rostock. Darauf gilt es aufzubauen und am kommenden Spieltag gegen den 1. FC Saarbrücken auf der „Baustelle Fischerwiese“ daran anknüpfen. Chemnitz steigt niemals ab!   

Vier Shuttle-Busse brachten die Chemnitzer Fans wieder retour zu Bahnhof. Auf dem Weg dahin posten an einigen Ecken junge Herren, am Bahnhof wurde zudem noch etwas Leergut durch die Gegend geworfen. Ansonsten blieb es gewohnheitsgemäß bei diesem Duell ruhig. 


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