< 25 - SV Wehen-Wiesbaden

20.02.2016
Kategorie: Punktspiel, 1.Mannschaft, 2015/2016
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Von: Lenny

26 - SG Dynamo Dresden (H)


In einem packenden Sachsenderby trennte sich der Chemnitzer FC 2:2 von der SG Dynamo Dresden – und konnte dabei zwei Mal einen Rückstand wettmachten. Vor dem Spiel beeindruckte die „Südkurve“ mit einer Jubiläumschoreografie. Auch im Gästeblock wurde etwas gezeigt.

Die Voraussetzungen könnten unterschiedlicher nicht sein. Während die SG Dynamo Dresden souverän die Tabelle der 3. Liga anführt, muss sich der Chemnitzer FC langsam aber sich dem Abstiegskampf stellen. Nur zuletzt zwei Punkteteilungen der besseren Sorte – ein torloses Remis in Unterzahl gegen den 1. FC Magdeburg sowie das Egalisierung eines 0:1-Rückstandes beim SV Wehen-Wiesbaden – sind es nur noch drei Punkte bis zum ersten Abstiegsplatz. Ein Sieg gegen die Sportgemeinschaft wäre folglich umso wichtiger.

Insgesamt wollten 10.644 Zuschauer das 77. Duell zwischen den Himmelblauen und den Schwarz-Gelben bei Schmuddelwetter – es nieselte immer und immer wieder – sehen. Während der Gästeblock sofort ausverkauft war, gelang es den Gastgebern final leider nicht, die Gegengerade komplett auszuverkaufen. Clevere SGD-Anhänger nutzten diesen Zustand aus, um sich mit Tickets für den Heimbereich einzudecken. Ein 50 Mann starker Mob stellte sich kompakt, dabei größtenteils ohne schwarz-gelbe Fanutensilien in den Außenbereich der Gegengerade – und verhielt sich weitestgehend unauffällig. Wer sich allerdings outete, wie in der zweiten Halbzeit vier Herren, die bei Wer-nicht-hüpft-ist-Magdeburg springen mussten, wurde freundlich vom der Security aus dem Stadion geschickt. Es blieb aber bei diesem Einzelfall.

Die „Südkurve“ war aber wie immer bestens gefüllt – und das war extrem wichtig, um die Jubiläumschoreografie, welche eigentlich gegen den FC Energie Cottbus geplant gewesen ist, erfolgreich durchführen zu können. Der Block wurde vertikal in zwei Teile untergliedert. Oben wehte eine Vielzahl himmelblauer Fahnen, unten waren es weiße. In den jeweiligen Außenblöcken wurden jeweils fünf große Doppelhalter geöffnet, auf denen – in chronologischer Reihenfolge – zehn Persönlichkeiten zu sehen waren, die maßgeblich an der Geschichte des FCK Karl-Marx-Stadt bzw. des Chemnitzer FC seit seiner Gründung am 15. Januar 1966 mitgeschrieben haben. Im Zentrum wurde weiterhin einen Blockfahne mit Stadtlöwen, Ehrenkranz und den beiden Logos nach oben gezogen, vor dem Block stand dazu der Spruch „Ihr alle habt ihn aufgebaut – den Club, der uns die Sinne raubt!", der die gelungene Choreografie abrundete.

Stellvertretend wurden von links nach rechts mit einem Konterfei bedacht und genannt:

Horst Scherbaum übernahm er die erste Mannschaft des Vorgängervereins, SC Karl-Marx-Stadt, und führte drei Jahre später den jüngst gegründeten FC Karl-Marx-Stadt zu seiner ersten und einzigen Meisterschaft in der DDR-Oberliga.

Frank Sorge steht für „Einmal FCK – immer FCK!“. Von 1967 bis 1981 bestritt er 272 Spiele und erzielte 28 Tore.

Jürgen Bähringer bestritt insgesamt 350 Oberligaspiele für den FCK und erzielte dabei 57 Tore – Unvergessen dabei sein Treffer in der Saison 1984/85 gegen Dynamo Dresden, wo er aus sage und schreibe 42 Metern traf.

Joachim Müller rückte nach dem Abstieg des FCK im Jahr 1970 als 18-jähriges Talent in der erste Mannschaft, in der er sofort für Furore sorgte. In 25 Spielen traf er zwölf Mal. Nach seiner Spielerkarriere wechselte er auf die Bank: erst als Nachwuchstrainer, 2002 wurde er sogar Cheftrainer der Himmelblauen, deren Abstieg in die Viertklassigkeit er verhindern konnte.

Rico Steinmann lernte beim FCK das Fußballspielen und galt als eines der größten Talente in der DDR, für die er 23 Länderspiele absolvierte. Nach der Wende blieb das dem 1. FC Köln nicht verborgen, welcher Steinmann verpflichtete. Nach der Jahrtausendwende fungierte er kurzzeitig als Manager beim CFC.

Christoph Frank lernte unter Hans Meyer das A und O der Fußballkunst: Von 1988 bis 1993 war er Co-Trainer, zuvor war er Nachwuchstrainer gewesen. 1986 holte er mit seinem Team DDR-Jugendmannschaft. Bis 1996 blieb er jeweils Co-Trainer, ehe seine Stunde als Chefcoach schlug. Den Abstieg aus der 2. Liga in jenem Jahr konnte er leider nicht mehr abwenden. Drei Jahre später meldete er sich jedoch mit einer schlagkräftigen Truppe zurück. Da die Erfolge in der 2. Liga ausblieben, wurde er September 2000 entlassen. April 2008 kehrte Franke, der zuvor bei Dynamo Dresden war, wieder nach Chemnitz zurück und schaffte nicht nur den Aufstieg, sondern konnte weiterhin den Sachsenpokal gewinnen. Vor seiner Trainerlaufbahn war als Spieler beim FCK aktiv.

Michael Ballack schnürte 1988 erstmalig die Schuhe für den FCK – und entwickelte sich anschließend, unter anderem auch unter die Ägide von Franke, zu einem der besten deutschen Fußballspieler. Bereits in Nachwuchsbereich eilte Ballack von Erfolg zu Erfolg, der Aufstieg in den Männerbereich eine reine Formsache. 1995 erhielt – wie er genannt wurde – „kleiner Kaiser“ seinen Profivertrag. 1997 wurde ein gewisser Otto Rehagel auf Ballack aufmerksam und holte ihn zum 1. FC Kaiserslautern.

Ulf Mehlhorn kam, sah und traf in seinem ersten Spiel direkt gegen Schacht. Wie Steinmann wurde mit Mehlhorn der Generationswechsel Ende der 80iger Jahre eingeläutet. Dazu gehören weiterhin die internationalen Auftritte gegen Porto, Sion und die „alte Dame“ aus Turin. 1995 zog es ihn zur Fortuna nach Düsseldorf, kehrte aber im Sommer des Jahres 1998 über die Station VfB Leipzig wieder zurück. Ulf Mehlhorn war vor allem bekannt für seine „linke Klebe“.

Philipp Pentke wechselte im Sommer 2009 zum damaligen Regionalligisten Chemnitzer FC – und absolvierte bis 2015 183 Spiele. Er stieg mit dem CFC in die 3. Liga auf, hielt zudem mehrfach den Sachsenpokal in die Höhe, aus denen diverse unvergessene DFB-Pokal-Schlachten resultierten.

Last but not least, Anton Fink: Der jüngste Akteur im Bunde und noch bei den Himmelblauen verbliebene ist der „Fußballgott“, der durchaus in der Lage ist, Dresden zu ärgern. Nur nicht an diesem Tag. Aufgrund einer Grippe musste der Mannschaftskapitän kurzfristig passen, für debütierte der 18jährige Baumgart. Er spielte als zweite Spitze neben König.

Die Anhänger aus der sächsischen Landeshauptstadt hissten das Motto „Niemand kann Dynamo stoppen!“ an den Zaun, dazu gab es eine aus mehreren Teilen bestehende, recht einfach konzipierte, aber dessen ungeachtet ansehnliche Choreografie. Oben schwarz Zettel, unten gelb. Als nächstes folgte im unteren Sektor eine Blockfahne unten, oben wurden kleine Schwenker gezeigt, in der Masse allerdings zu wenig, um ein geschlossenes Bild zu erzeugen. Auf pyrotechnische Erzeugnisse wurde erneut verzichtet. Final gab zahlreiche Luftballon in Vereinsfarben und ältere Fahnen. Nach einem Countdown begann der gute Support, den Aosman nach sechs Minuten bereits unterbrach. Stefaniak machte des Spiel schnell, zu schnell für die Himmelblauen, die nach eigener Ecke eiskalt ausgekontert wurde.

Ein bitterer Auftakt, welcher den Gästen – sowohl auf den Rängen als auch auf dem Feld – in die Karten spielten. Nur hielt das nicht sonderlich lang an. Die Antwort lieferten die Schwarz-Gelben selbst. Mit einem Eigentor. Erzielt von Hefele, erzwungen von Baumgart, der sich nach einer scharfen Türpitz-Flanke in diese warf und damit seinen Gegenspieler unter Druck setze. Die „Südkurve“ außer Rand und Band, danach mit einer verbesserten Stimmung, die jedoch von Höhen und Tiefen geprägt gewesen ist. Auf der Gegenseite sah es ähnlich aus, auch dort brach selten brachiale Derby-Stimmung aus. Die Dresdner erhielten Unterstützung, bei den Chemnitzer waren Züricher zu Gast. Beide Fanszenen präsentierte geklautes Material.

Nach einer Viertelstunde dominierte der Kampf, Chancen blieben entsprechend aus. Bis zur 37. Spielminute. In dieser schlug die SGD zum zweiten Mal eiskalt zu. Testroet traf mit einem Kopfball, bei dem Gersbeck ebensowenig nicht den Hauch einer Abwehrmöglichkeit hatte.

Es blieb zur Pause bei der Gästeführung – und dieser blieb auch ein angeschlagener König, der im ersten Durchgang einen guten Auftritt zeigte und von Kaffenberger ersetzt wurde, welcher einen Schuss direkt knapp übers Tor bugsierte. Der CFC drückt, die SGD verwaltet – und das gelingt bis zur 85. Minute, ehe sich das wiederholte, was in der Woche zuvor schon bei Wehen-Wiesbaden glückte. Der erneut eingewechselte Cincotta legt vor, und der nimmermüde Danneberg schließt ab. In dem Fall zum 2:2. Vor der „Südkurve“, die im Anschluss noch einmal alles gab. Der Spitzenreiter hatte Glück, dass der Abpfiff nicht lange auf sich warten ließ, ansonsten wäre eine Niederlage sicherlich eingetreten. Und beinahe wäre es auch eingetreten, jedoch agierte Baumgart, der die gesamte Spielzeit über auf dem Platz stand, etwas überhastet, als ihm sich die Chance bot. Sein Schuss konnte im letzten Augenblick abgeblockt werden.

Dessen ungeachtet war es wieder eine Leistung, die Mut macht und Hoffnung gibt, weil der Einsatz, weil die Moral stimmt. Einziges Manko: ein Punkt ist auf Dauer zu wenig. Drei sind wesentlich besser – und vielleicht reicht der aktuelle Schwung aus, um wie im Vorjahr beim SC Preußen Münster den Platz als Sieger zu verlassen. Mit dabei wieder: Daniel Frahn.


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