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30.01.2016
Kategorie: Punktspiel
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Von: Lenny

23 - Kieler SV Holstein (A)


Der Chemnitzer FC hat sich im Trainingslager in der Türkei gefunden und ordentlich auf die verbleibende Spielzeit eingeschworen. Zum ersten Ligaspiel im neuen Jahr war davon aber fast gar nichts zu sehen. Gegen den Kieler SV Holstein wurden die himmelblauen Herren wurde auf ganzer Linie abgewatscht. Besonders die Neuzugänge überzeugten bei der 2:5-Pleite mit Fehlern.

Der Chemnitzer FC hatte eine Position, über die es im Grunde genommen keinen Diskussionsbedarf gibt – und das ist die des Torhüters. Kunz – im Sommer von Sonnenhof Großaspach gekommen – hat regelmäßige solide Leistungen abgerufen und damit das ein oder andere Gegentor verhindert. Aus welchem Grund dieser in Kiel auf der Bank Platz nehmen wusste, weiß Trainer Heine ganz allein. Folglich stand der von der Hertha aus Berlin gekommene Gersbeck erstmalig im himmelblauen Tor, dazu debütierten mit Frahn und Bittroff zwei Akteure, die zuletzt mit Heidenheim und dem FSV Frankfurt zuletzt bei Zweitligisten unter Vertrag standen.

Vor dem Spiel kletterten einige Vertreter der „Fanszene Chemnitz“ den Zaun und präsentierten das Spruchband: „Wir wollen! Zeigt, dass Ihr auch wollt!“ – Eine klare Botschaft an das Team, nachdem es fünf Spiele auf optische und akustische Unterstützung verzichten musste. In Kiel sollte eine neue Ära beginnen – und der Anfang diesbezüglich sollte glücken, wenngleich die Gastgeber die erste gefährliche Chance der Partie hatte. Über die Seite von Bittroff, welche direkt patzte, aber Glück hatte, dass daraus kein Gegentreffer resultierte.

Auf der Gegenseite konnte Dem ein entscheidendes Kopfballduell für sich beanspruchen, der Ball landete bei Türpitz, der gut antizipierte und eiskalt vollstreckte. Nach neun Minuten stand es 0:1, was einen kollektiven Zaunsturm zur Folge hatte. Ein Teil der Jubelmeute war noch nicht wieder von diesem heruntergeklettert, schon mussten sie sehen, wie der Ausgleich fällt. Und das 25 Sekunden nach Wiederanpfiff. Der Grund: Endres und Gersbeck sind sich uneinig, letztgenannter will klären, haut aber mehr über als an den Ball – und legt dadurch ideal für Lewerenz vor, welcher direkt abzieht und triff. 1:1 nach zehn Minuten.

Die Himmelblauen agieren danach unsicher und ängstlich, produzieren leichte Fehler. Auch Endres, der sonst so sichere Felsen in der Brandung, lässt sich davon anstecken. Er klärt mit dem Arm und verursacht damit einen Freistoß aus aussichtsreicher Position. Lewerenz schlenzt, Gersbeck bleibt regungslos stehen – und sieht in aller Seelenruhe zu, wie der Ball einschlägt. 2:1 nach 17 Minuten.

Die Gastgeber, auf Rang 16 platziert, machen weiter, gegen katastrophal spielende Himmelblaue. In der 26. Minute erhöht Fetsch auf 3:1. Zum einem weil Gersbeck den Ball in die Mitte abprallen lässt, zum anderen weil Beitroff träumt.

Und weil es so schlimm ist, sorgt Evseev mit einem Traumtor nach einer halben Stunde für den negativen Höhepunkt. Die Kieler haben mit einfachen Mittel die neuformierte Chemnitzer Mannschaft an die Wand gespielt. Diese kam zwar durch Bittroff vor der Pause noch zu einer Möglichkeit, ansonsten war es nach dem Ausgleich ein Offenbarungseid.

Die gute Stimmung im Gästesektor, der – im Gegensatz zu den vergangenen Kiel-Besuchen – diesmal auf der Haupttribünenseite lag, verflachte mit jedem Gegentor immer mehr. Auf der andere Seite war es entsprechend anders: Jeder Treffer pushte die Fans und deren Lautstärke.

Zur Pause blieb Bittroff in der Kabine, für ihn kam mit Koch ein weiterer Neuzugang. Jedoch reihte auch er sich nahtlos in die Fehlerstatistik ein. In der 72. Minute legte er mustergültig für Lewerenz, der damit den Dreierpack schnüren durfte. Gersbeck zum zweiten Mal machtlos. Kurz nach dem Seitenwechsel hatte Türpitz mit einem sehenswerten Distanzschuss auf 2:4 verkürzen können. Genügend Zeit war anschließend noch, doch sprangen mit einem Fink-Schuss, welcher das Ziel verfehlte, und einem Frahn-Versuch, der geklärt werden konnte, nichts weiter mehr heraus.

Der Chemnitzer FC geht an der Kieler Förde sang- und klanglos mit 2:5 unter. Nach dem fünften Treffer wurden die himmelblauen Zaunfahnen abgenommen, man platzierte sich auf den Zaun – und wartete auf die Mannschaft. Es herrschte Redebedarf. Zugleich marschierten Polizei und Ordnungsdienst auf, um Herr der Lage zu werden. Es sei hierbei die Frage erlaubt: Welche Lage sahen diese nur wieder?! Nach Klärung der Beweggründe zog man in Richtung Bande ab und beobachtet es größere Ferne das Geschehen.

Ein Großteil der Mannschaft stellte sich, Trainer Heine und Sportdirektor Beutel jedoch nicht. Es wurde viele Worte gewechselt, größtenteils vernünftige, sowie wechselten Trikots ihre Besitzer. Den meisten Spieler war klar, welchen Bock sie heute geschossen haben. Es war ein massiver Schlag in jedes himmelblaue Herz, nicht nur in die der 150 Anhänger, die in Kiel waren, sondern in alle. In jedes einzelne. Gegen den 1. FC Magdeburg, die gerade alles andere als erfolglosen Fußball zeigen, muss es eine Reaktion geben. Von allen. Vom Trainer. Von jeden einzelnem Spiel. Bei einer Niederlage wird die Luft für einen Herrn ganz gewaltig dünn…

Aber es gibt sie dann doch noch, die Optimisten in den himmelblauen Reihen. So stolzierte eine Person mit Pullover „Unter K. Heine mit Fink und Frahn in Liga 2, wir Fans vom CFC sind dabei.“ durch den Block… Ich habe da eher Zweifel, als Hoffnung.

Mitte der zweiten Halbzeit erblickte im Kieler Schmuddelwetter ein zweites Spruchband das Licht der Welt. Mit „Ein Jahr kulinarische Genüsse – ChemnitZürich: Nur Gourmets!“ wurde das einjährige Bestehen der Feinschmecker-Gruppe zelebriert…

 

An dieser Stelle gibt es einen zweiten Bericht, in dem Fall: eine tagebuchähnliche Brief, welcher auf feine Art und Weise explizit das beschreibt, was nicht funktioniert, was nicht funktioniert hat…

 

„Mein lieber Mitbewohner Karsten,

Mensch, wie die Zeit vergeht. Über zwei Jahre wohnen wir nun zusammen. Damals, als Du gekommen bist, wurde hier plötzlich ein Zimmer frei, weil der Gerd gegangen ist. Der hat sich einfach mit ein paar Trunkenbolden aus dem Haus nicht mehr verstanden, die inzwischen auch schon eine ganze Weile nicht mehr hier wohnen, aber keine wirklich bessere Bleibe gefunden haben. Passiert eben – wir hatten aber vorher viele schöne Zeiten zusammen mit dem Gerd. Irgendwann hat er eingesehen, dass er lieber in eine ruhigere Gegend zieht und sich das hier nicht mehr antun muss, wenn er nicht erwünscht ist.

Nun ja, Du warst da und es wehte ein wenig frischer Wind durch die gemeinsame Stube. Auch wenn‘s anfangs keine einfache Zeit war, ich erinnere da nur an die wirklich missglückte Reise nach Dortmund, wo nicht nur das Wetter an der miesen Laune von allen Schuld war. Aber letztlich lief es gerade in dem ersten gemeinsamen Sommer ziemlich gut. Wie Du den Laden hier auf Vordermann gebracht hast, das war teilweise beindruckend und wir dachten alle, dass wir vielleicht sogar bald in eine noch schönere Wohnung einen Stock höher umziehen können. Dann kamen uns bloß ein paar laue Wochen vor Weihnachten ins Gehege, als Du zwei, drei Mal danebengelegen hast. Aber über die Weihnachtsfeiertage haben wir uns gesammelt und am Ende wurden wir dann sogar noch zur fünfbesten Mietergemeinschaft gewählt! War schon eine dufte Truppe damals. Aus mir unerfindlichen Gründen mussten dann viele Leute im letzten Sommer plötzlich ausziehen. Manche hatten jahrelang hier gewohnt. Wie hieß der eine noch? Ach ja, Philipp. Der hat immer seinen letzten Cent dafür gegeben, dass es bei uns chic ist. Dafür kam dann aber der Kevin und mit dem wurden wir dann auch alle ziemlich schnell warm, ging schon alles in allem. Im November dann, an meinem Geburtstag, hatten wir eine ziemlich unschöne Begegnung mit den Obdachlosen aus dem Nachbardorf. Die haben uns, in der eigenen Wohnung, aber so richtig aufs Kreuz gelegt. Die Schuld wurde Dir gegeben, weil Du ja eigentlich so etwas wie unser Anführer bist. In der Folge haben dann einige eine ganze Weile nicht mehr mit Dir geredet.

Aber als Du dann kurz vor Weihnachten krank geworden bist, hatten viele ein Einsehen und gaben Dir noch eine faire Chance, ein paar neue Untermieter zu suchen. Einer davon war der Daniel, für den wir anfangs ziemlich wenig übrig hatten, weil er mal in wirklich grausigen Verhältnissen gewohnt hat. Aber er hat sich Mühe gegeben und wir dachten, dass wir das mit dem schon irgendwie hinbekommen, vor allem, weil er sich mit der guten Seele unseres Hauses, dem Anton, auch so blendend zu verstehen scheint. Und dann kam da auf die Schnelle noch der Marius, der Deiner Meinung nach unbedingt das Zimmer vom Kevin kriegen sollte, das, wo vorher so lange der gute Philipp gewohnt hatte. Das haben dann wirklich alle im Haus so überhaupt nicht verstanden. Und der Marius, der angeblich viel bessere Manieren als der Kevin haben sollte, hat sich gleich an seinem ersten Tag so dermaßen daneben benommen und fünf Gegenstände durch die Bude geworfen. Dabei ging einiges zu Bruch und es hatte zur Folge, dass sämtliche Aufbruchsstimmung, die hier im Haus zu herrschen schien, wieder völlig verschwunden war. Und das muss ich Dir wirklich ankreiden, Karsten. Das war allein Dein Wille, wir alle hatten kein gutes Gefühl dabei. Und bevor uns nun allen der Mietvertrag zum Ende des Monats Mai gekündigt wird, bitte ich Dich sehr, dass Du die Verantwortung für den Schlamassel übernimmst und fristlos kündigst.

Es gibt beispielsweise auch in Berlin viele schöne Wohnungen und der Rico oder der Sven ziehen nach kurzer Überlegung bestimmt sehr gern in Dein doch eigentlich ganz schmuckes Zimmer. Wäre das ein Deal? Ach ja, bitte vergiss Deinen Beutel nicht, wenn Du ausräumst!

 

Viele Grüße,

Dein treuer Mitbewohner.“


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