< 20 - Preußen Münster (A)

17.12.2011
Kategorie: 1.Mannschaft, 2011/2012, Punktspiel
Gelesen: 1930
Von: Lenny

21 - 1.FC Saarbrücken (H)


Im letzten Spiel des Jahres hat der Chemnitzer FC noch einmal ein fussballerisches Feuerwerk entzündet. Gegen den 1. FC Saarbrücken, seines Zeichen Drittplazierter und somit keineswegs Laufkundschaft, die man mit halber Kraft in die Knie zwingen kann, gewannen die Himmelblauen am Ende mit dem hauchzarten Ergebnis von 1:0, wobei aber diesbezüglich nicht unerwähnt bleiben darf, dass es die gesamte Spielzeit ein energischer Sturm-und-Drang-Lauf war, welcher letztlich in der 81. Minute von Wachsmuth gekrönt wurde. Das letzte Spiel des Jahres war mit Abstand das bis dato Beste in dieser Saison.

Da wir kaum eine Wahl haben, gilt es aus der Not eine Tugend zu machen: Einzig im Sturm – und das gab es lange nicht mehr – haben wir mittlerweile Optionen. Während Dobry gesetzt ist, streiten sich Henning und Förster um den Platz neben ihm. Da erstgenannter letzte Woche in Münster innerhalb von 15 Minuten mit einem Doppelpack für den Punktgewinn sorgte, blieb dem Torschützenkönig der vergangenen Saison damit nur die Reservistenrolle. Die restlichen Positionen wurden mit dem Personal besetzt, welches noch zur Verfügung steht – und das passte am vierten Adventswochenende wunderbar zusammen!
Die Mannschaft spielte sich in einen wahren Rausch. Direkt mit dem Anpfiff waren die Weichen für den fünften Heimsieg gestellt. Die Südkurve begrüßte ihre Elf mit Doppelhaltern, Fahnen und himmelblauen Luftballons.
Im Gästeblock kuschelten derweil 50 ultraorientierte „Boys“ and Girls, die erst ihre blau-schwarz-gelben Fahnen in den eisigen Ostwind hielten und anschließend eine – aber das war vorhersehbar – Pyro-Einlage folgen ließen, die chic aussah, deren Eindruck allerdings durch das Abfeuern einer Leuchtspur eindeutig getrübt wurde. Der Support, welcher danach an den Tag gelegt wurde, war, auch wenn das Spiel ihrer Mannschaft zu keinem Zeitpunkt der Partie Anlass dazu gab, laut, gut, leidenschaftlich. In der Südkurve dauerte es ein bisschen, bis der Aushilfs-Capo die Seinigen so weit hatte. Unterstützung erhielt er dabei von der himmelblauen Feuerwehr auf dem Rasen, die sofort auf die Tube drückte.

Und dann latschen wir auf das Gaspedal – und das mit einem überragenden Garbuschewski! Was dieser heute abspulte war atemberaubend! Er ragte aus einem ganz, ganz starken Kollektiv heraus, bei dem – endlich mal wieder – alles funktionierte. Das Tempo, die Laufwege, die Kommunikation, das Spiel – Alles, einfach alles funktionierte! Das einzige Manko: die Torchancenverwertung. Beispielsweise schoss Tüting, der im defensiven Mittelfeld auf eine tolle Art und Weise die Fäden zog, aus Nahdistanz den Schlussmann der Gäste an; seines Zeichens der einzige der Gäste, welcher Normalform hatte. Alle anderen Saarbrücker verweigerten strikt die Arbeit. Exemplarisch: Sie hatten keine einzige Chance im gesamten Spiel. Es war ein Armutszeugnis.
Der Club hingegen hatte Chancen für mehrere Spiele. Nach einem Bankert-Kopfball, Garbuschewski, natürlich Garbuschewski, trat den Freistoß, verhinderte der Querbalken die schon längst überfällige Führung. Es war zum Verrücktwerden. Der Club macht alles richtig, schaffte es aber nicht, in Führung zu gehen. Pause. Luftholen. Kräfte bündeln. Siegen. Irgendwie.

Kaum aus der Kabine gekommen, war es Garbuschewski, welcher seinen Gegenspieler narrte, und den Ball mit seinem schwächeren linken Fuß am Winkel vorbeischlenzte. Der Club stürmte, drängte, drückte, kämpfte, lag aber noch nicht in Front. Die Zeit verrannte, die Chancen blieben, das Glück zeigte sich zudem von seiner schlechten Seite. Als Beleg: Strässer passt zu Garbuschewski, der den Ball direkt vom Elfmeterpunkt gefühlvoll in Richtung Tor hämmert und nur den Innenpfosten trifft. Alter, das geht doch gar nicht! Wer den himmelblauen Wahnsinn noch nicht kennenlernen durfte, der hat dies heute nachgeholt. Alle 3.845 Zuschauer rückten zusammen, sangen lautstark, peitschten den aufopferungsvoll kämpfenden Club nach vorn. Holt uns die drei Punkte… Auch im Regen!
Es läuft die 81. Spielminute. Mal wieder ein ruhender Ball, mal wieder Garbuschewski, der heute bärenstarke Standards trat, mal wieder ein gefühlvoller Flankenball, welcher auf dem Kopf von Dobry landete, der, am langen Pfosten stehend, zum Fünfmeterraum köpfte, wo Wachsmuth alle Kraft in den Schuss legte und zur umjubelten Führung einnetzte. Endlich! Die Saarbrücker Mauer war gefallen, zerstört, kaputt! Wir führen! Es folgte ein grenzenloser Jubel! Überall! Wachsmuth rutschte vor dem Block 7 und wurde von seinen Mitspielern davor lebendig begraben! Ausrasten war angesagt! Das ist Fussball! Das ist Leben! Das ist eine Passion, die man nicht aufgeben darf! In allen Blöcken saßen sie auf den Zäunen, dazu die Fäuste in den grauen Himmel gestreckt! Das war es! Das Tor! Unser Tor! Das Siegestor! Unser Sieg! Aus! Abpfiff! Danke, Jungs!

Die Saarländer sind mit diesem Ergebnis bestens bedient: Wenn der Schiedsrichter einen besseren Tag erwischt, unter anderem wurden uns zwei Elfmeter verwehrt, und die himmelblauen Akteure mehr Zielwasser getrunken hätten, die von mir beschriebenen Chance bilden nur ein Ausschnitt, wäre ein halbes Dutzend definitv im Bereich des Möglichen gewesen. Aber ich will an dieser Stelle nicht schimpfen. Die Leistung hat gestimmt, die drei Punkte gehören uns. Das war der Club, den wir lieben…

Das „Team cfcfans.de“ schließt sich den Worten der „Ultra KMS“, die zum Schluss ein Spruchband sowie Pyro präsentierten, an und wünscht allen, denen der Chemnitzer Fussballclub am Herzen liegt, ein besinnliches Weihnachtsfest mit tollen Augen-Blicken im Kreise der Familie und Freunden sowie einen tollen Rutsch ins Europameisterschaftsjahr 2012. Lasst es krachen und bleibt sportlich!

„Ich tätowier' mir Deinen Namen übers Herz,
mit Ankern, damit jeder weiß wo meins hingehört,
’nen Leuchtturm daneben,
egal wie neblig, es leitet mich!
Schwalben an den Hals,
das jeder sieht wie frei wir sind!“


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