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08.11.2014
Kategorie: Punktspiel
Gelesen: 1713
Von: Lenny

17 - SSV Jahn Regensburg (H)


Endlich rappelt es wieder in der Kiste. Und zwar mächtig gewaltig. Der Chemnitzer FC besiegt den SSV Jahn Regensburg mit 4:1. Fink und Türpitz trafen dabei vor etwas mehr als 5.000 Zuschauern auf der „Baustelle Fischerwiese“ – und katapultieren damit den Kraftklub wieder in die Spitzengruppe.

Es sind noch zehn Minuten bis zum Anpfiff. Der Aufstellungen der Teams wurden verkündet. Im Heimbereich werden Schals und große Schwenkfahnen präsentiert, da nimmt sich Danneberg das Mikrofon vom Stadionsprecher, geht in Richtung „Südkurve“ und hält einen Monolog. Mit wenigen Worten, die letztlich aber eine große Wirkung haben sollen. Er bedankt sich für Unterstützung und Vertrauen gegenüber der jungen Truppe in den vergangenen Wochen, als es – im Vergleich zum Saisonstart – nicht lief. Für heute verspricht er ein „Feuerwerk“. An diesem nahm er aber zu Beginn nicht teil. Er musste vorerst auf der Bank Platz nehmen, genau wie Hofrath und Kehl-Gomez. Nach ihrer kreativen Pause kehrten Ofosu und Türpitz wieder zurück, dazu bekam Mauersberger eine Chance. Für den verletzten Conrad rückte Scheffel in die Startformation.  

Die Himmelblauen spielen auf die gut gefüllte „Süd“, die mit dem Anpfiff die Stimme erhebt und in gewohnter Manier das Team nach vorn peitscht. Die Anfangsphase verlief allerdings unruhig, nach der ersten Chance, die Fink hatte, wurde es aber besser – und erfolgreich. Ofosu bekommt den Ball, läuft zielstrebig auf das Tor zu und passt im richtigen Moment zu Fink, der den Kopf oben behält und dabei sieht, dass auf der anderen Seite Türpitz vollkommen allein steht. Ein Blick, ein Pass, ein Tor. Der Bann war damit endlich gebrochen worden, der Chemnitzer FC weiß noch, wo das Tor steht. Vor der „Süd“ wurde danach exzessiv gefeiert.

Die Regensburger – unbeeindruckt davon – antworteten unmittelbar, jedoch war der wieder für Pentke im Tor stehende Reule zur Stelle und verhinderte den schnellen Ausgleich. Den 100 Regensburger, welche zu Spielbeginn mit zwei Dutzend Fähnchen noch einmal an „125 Jahre SSV Jahn Regensburg“ erinnerten und danach einen passablen Support hinlegten, blieb der Torschrei im Halse steckte. Danach wurden sie immer stiller. Der Grund: Der Kraftklub spielte sich in einen Rausch und damit ihr Team an die Wand.

Poggenberg wirf weit ein, in Richtung Fünfmeterraum, wo der Ball mehr schlecht als recht geklärt werden kann. Er landet auf dem linken Schlappen von Fink, an der Strafraumgrenze, der mutig abzieht und dafür belohnt wird. Mit seinem 7. Saisontreffer, bei dem der Regensburger Schlussmann nicht ganz unschuldig ist. Gefeiert wird erneut ausgiebig vor der „Süd“. Nach 20 Minuten stand es 2:0. Im Gästeblock wurde daraufhin die „rote Laterne“ gezeigt. Und man schwieg.

Bereits angesprochener Danneberg wurde nach einer halben Stunde für den verletzten Endres eingewechselt. Wenige Minuten später durfte er mitjubeln. Nach einem Eckball, der nicht – wie gewöhnlich – in die Mitte flog, sondern nach hinten, an die Sechszehnmeterlinie, wo Fink allein stand – und via Volley-Abnahme traf. Der Schuss ging an Freund und Feind vorbei, schlug unhaltbar ein. Ab durch die Mitte – 3:0! Pause. Mit einer verdienten Führung. Regensburg nahezu chancenlos. Dessen ungeachtet wehrten sie sich sporadisch und hatten nach dem Seitenwechsel ihre zweite gute Möglichkeit, dabei sich aber erneut Reule geschlagen geben mussten.

In der „Süd“ wurde derweil ein kritisches Spruchband gezeigt. „Auswärts für die Treue gelobt – Daheim gibt’s grundlos Hausverbot!“ war darauf zu lesen. Ein Widerspruch zu den Worten von Danneberg?! Nein, während die Mannschaft weiß, wie wichtig die – treuen! – Fans sind, sortiert der Verein kategorisch aus. Er bestraft ohne Grundlage, auf bloßen Verdacht, willkürlich. Eigentlich – so war zumindest damals die Zielstellung nach dem DFB-Pokal gegen die SG Dynamo Dresden gewesen, als allerhand aus dem Ruder gelaufen ist – sollte das zerschnitte Tuch allmählich wieder zusammen genäht werden. Doch der Schein trog. Wie jüngst das Gastbeispiel in Dresden zeigte. Anstatt mit der Fanszene zu kommunizieren, werden Teile davon mit Hausverboten belegt. Der Weg des geringsten Widerstandes ist stets der einfachste, zugleich der, indem nicht persönlich miteinander kommuniziert wird. Es dominieren schwarze Buchstaben auf weißen Zetteln. Ein zeitnaher Fan-Abend, bei dem erst miteinander gesprochen und anschließend das Länderspiel geschaut wird, soll das (ver-)ändern. Wer sein Wiesbaden-Ticket mitbringt, bekommt etwas, eine Überraschung, vom Verein. Eine durchaus feine Geste, jedoch – vor allem für dauerhafte Away-Fahrer – nicht mehr als ein Tropfen auf den mittlerweile wieder heiß gewordenen Stein. Scheinbar ändern sich gewisse Mechanismen nie. Leider.  

Nichtsdestotrotz erhält die junge Mannschaft das, was sie verdient, sowohl zu Hause als auch auswärts, am Wochenende und unter der Woche, in der ersten und zweiten Halbzeit: Unterstützung, die natürlich leichter ist, wenn erfolgreich gespielt wird. In der 68. Minute vollendete Türpitz zum 4:0, die Vorlage lieferte Stenzel, der sein 200. Spiel in der 3. Liga bestritt. Nach einer misslungenen Eckballvariante kamen die bayerischen Gäste zum Anschlusstreffer. Reule war chancenlos bei dieser Ergebniskosmetik.

Aufwand und Ertrag stimmen wieder. Der Chemnitzer FC feierte einen verdienten Sieg, der in zwei Wochen gegen den Aufsteiger Sonnenhof Großaspach wiederholt werden darf. Bis es soweit ist, führt uns die Reise erstmals zum FC Eintracht Niesky. Sachsenpokal is calling… Wir zählen wieder die Spiele bis Europa!

„Auf einmal ist die Stadt wunderhübsch.
Mit ihren Platten aus Beton.
Selbst was im Radio kommt,
Gar nicht so kacke wie sonst.
Sogar irgendwie ganz gut der neue Song von Beyoncé.
Selbst die Frida Gold Single is' – nein, is' sie nich'!

Aber davon abgesehen,
Ist auf einmal alles schön:
Was ist mein Problem?
Warum hab' ich kein Problem?
Außerdem wann, wie und wo wir uns wiederseh'n.
Meine Freunde fragen: "Alter, wie lang' soll das noch so geh'n?"

Schlecht gelaunt, die Welt ist schuld, damit kam ich besser klar.
Aber irgendwie ist heute alles anders als es gestern war
Doch ich kann. Nichts dafür. Das ist alles, alles wegen Dir…“


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