< DFB-Pokal, 2. Runde: SV Werder Bremen

01.11.2014
Kategorie: Punktspiel
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Von: Lenny

16 - SV Wehen-Wiesbaden (A)


Wer keine Tore schießt, kann kein Spiel gewinnen. Wer zudem Gegentore kassiert, der verliert. Der Kraftklub unterlag gegen den SV Wehen-Wiesbaden vor 3.210 Zuschauern mit 0:2. Beide Treffer resultierten aus Fehlpässen, über welche die Fans jedoch hinwegsahen. Weit nach Abpfiff wurde lautstark im Gästesektor gesungen.

Es hat lange gedauert, doch gegen den SV Wehen-Wiesbaden war es endlich soweit und damit die Zeit reif: Am 16. Spieltag kam Maximilian Reule, der im Sommer vom Karlsruher SC verpflichtet wurde, zu seinem Saison-Debüt. Die etatmäßige Nummer Eins, Philipp Pentke, hat in der Vergangenheit – so wie am vergangenen Dienstag auch gegen den SV Werder Bremen im DFB-Pokal – ganz einfach zu häufig patzt. Zudem erhielten Türpitz und Ofosu, die in letzter Zeit allzu selten an den starken Saisonstart anknüpfen konnten, eine Pause. Hofrath kam, genauso wie Lais in die Startformation. Der Rest blieb gleich.

Circa 350 himmelblaue Anhänger begleiteten ihr Team in die hessische Landeshauptstadt und machten zu Beginn fahnenschwenkend sowie danach lautstark im chic beflaggten Gästesektor auf sich aufmerksam – ungeachtet der zuletzt schwächeren Auftritte. Heute sollte es besser werden, vor allem sollte erstmalig ein Treffer im „Stadion Wiesbaden“ fallen. Drei Gastspiel, kein Tor, das galt es zu ändern.
Der Anfang für dieses Vorhaben war durchaus vielversprechend. Mittels schneller Kombinationen wollte man zum Erfolg kommen. Die erste gute Chance wurde jedoch zurückgepfiffen. Hofrath, der insgesamt einen guten Eindruck hinterließ, stand angeblich im Abseits. Nur war dem nicht so. Eine Fehlentscheidung. Leider.

Die Himmelblauen hatten mehr vom Spiel, waren mehr am Ball. Die Gastgeber, wohlgemerkt der Tabellenzweite, legten ihr Augenmerk auf Konter, von denen der erste fast im Reule-Tor untergebracht werden konnte. Jedoch hielt er – nachdem Conrad das Kopfballduell verlor und danach überlaufen wurde sowie im Zentrum Röseler zu spät attackierte – glänzend. Eine Parade, die Selbstbewusstsein für weitere gab.

Endres springt seinen Gegenspieler etwas unbeholfen in den Rücken. Ein Foul, ein Freistoß, aus aussichtsreicher Position, kurz hinter der Strafraumgrenze liegt der Ball. Die himmelblauer Mauer steht ideal, sodass sich der Schütze gegen einen Kunstschuss entscheidet. Das Torwarteck ist Reule-Revier. Parade zur Seite, Chance entschärft.

Hinten steht die Null, allerdings ändert sich das kurz vor der Pause, in der 42. Minute, nach einem verheerenden Fehlpass, zu einem psychologisch ungünstigen Zeitpunkt: Fehlpässe brechen uns das Genick, führen uns auf die Verliererstraße. Beim ersten Mal ging es noch gut, als Röseler in allerletzter Not klären konnte. Beim zweiten Mal wiederum nicht. Fink wird riskant angespielt, unter Druck passt er – ohne zu einen Mitspieler im Visier zu haben – straff nach hinten, genau zum Gegenspieler. Dieser leitete einen fabelhaften Konter ein, der erfolgreich abgeschlossen wurde. Drei Chemnitzer gegen zwei Wiesbadener. Ein Blick, ein Pass, ein Tor – Reule hat nicht den Hauch einer Chance. Der Rückstand ist nicht verdient, den kleinen Fanblock der Platzbesitzer freut es selbstverständlich, zumal deren Team dadurch wieder den Platz an der Sonne einnimmt. Das lauteste war der Torjubel, der Support – aufgrund der kleinen Masse – dezent leise. Zudem bezog man mit „Nein zu RB!“ positiv Stellung; direkt daneben hing „Sektion sinnlos Pöbeln!“, wobei diese heute scheinbar im Urlaub weilte. In der zweiten Halbzeit gab es zudem das Spruchband: „Egal, ob Nazis oder Salafisten – Reaktionären Weltbildern entgegentreten!“.

Pause. Ohne Wechsel. Wieder ein Freistoß für die Gastgeber. Diesmal über die Mauer und neben das Tor. Danach begeht Reule seinen einzigen Patzer, der aber unbestraft bleibt. Nach einem – erneut viel zu riskant gespielten – Rückpass, noch dazu auf den schwächeren linken Fuß, wird er in Verlegenheit gebracht. Der daraus resultierende – zum Glück! – Schnellschuss ging aber drüber.

Nach dem Rückstand fanden bei den Himmelblauen kam noch Angriffe statt. Einen schloss Hofrath ab, nur ging sein Schuss aus spitzem Winkel weit über den Kasten. Anschließend kam nicht mehr viel, Wehen-Wiesbaden konterte konzentriert und kontrolliert. Diesmal wurde der Angriff vom eingewechselten Türpitz eingeleitet. Der Abschluss am Ende Formsache. Reule – wieder chancenlos – kann man wahrlich nichts vorwerfen, sein Debüt glückte, wenngleich natürlich das Ergebnis nicht stimmte. Das, was auf seine Kiste kam und zu halten war, hielt er tadellos. Von seinen Vorderleuten wiederum stach keiner wirklich heraus. Der Chemnitzer FC trifft nicht – und tritt damit nicht nur auf der Stelle, sondern verliert Plätze. Gegenwärtig liegt man nur noch auf dem neunten Rang.

Nichtsdestotrotz wurde im Gästeblock solide gesungen, bis weit über den Schlusspfiff hinaus, fast eine Stunde lang: „Oh FCK, wir sind immer für Dich da, ein ganzes Leben ist doch klar…“ - Die Mannschaft kam direkt nach dem Spiel. Und dann nochmals später in Trainingsanzügen. Um sich zu bedanken. Dazwischen schauten auch Coach Heine und Pressesprecher Kühn vorbei. Als das Stadion leer gewesen ist. Das Wiesbadener Volk war bereits auf dem Heimweg, nachdem einige davon ihr Team, da es nicht zum Block kam, ausgepfiffen hatten. Und das als Spitzenreiter…

Zurück zu uns: Es muss sich schleunigst etwas ändern, um wieder erfolgreich zu sein. Ein Tor muss endlich fallen. Am besten gegen den Tabellenletzten SSV Jahn Regensburg. Nächste Woche. Ein Sieg. Alles andere wäre eine Enttäuschung.

„Ihr seid Jungs mit breiter Brust, ihr kennt sich Haufen Türsteher.
Ich kenn' nur ganz viele Nicht-in-den-Club-reinkommen-vor-der-Tür-Steher.
Und wenn doch dann wird getanzt, egal ob Bar oder Diskothek.
Ihr steht am Rand, die Jacke noch an und achtet darauf, dass ihr hart ausseht.
Doch eigentlich steckt auch ein Tänzer in Dir.
Tief in euch drin wärt, ihr auch gern wie wir.
Nächte lang am Automaten in der Spielothek.
Ihr hättet auch gern wieder Spaß, doch habt vergessen, wie es geht…

Keiner ist so stark, so G, so krass respektiert und hart.
Wie Deine Gang, Deine Gang!
Keiner trinkt so schnell, so viel Mexikaner oder Giselas.
Wie meine Gang, meine Gang…“


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