< 11 - DSC Arminia Bielefeld (A)

29.09.2012
Kategorie: 1.Mannschaft, 2012/2013, Punktspiel
Gelesen: 2224
Von: Lenny

12 - Alemannia Aachen (H)


Der Chemnitzer FC stellt – sowohl auf den Rängen als auch auf dem Rasen – die Weichen für die Zukunft: Zu Wochenmitte wurden drei Gruppierungen, welche für die Pyro-Technik im Spiel gegen Dynamo Dresden verantwortlich waren, verboten. Eine Maßnahme, die von der ultraorientierten Fanszene nicht akzeptiert wird, die aber, glücklicherweise, nicht dafür sorgte, dass der Fanblock leer blieb. Im Gegenteil: Die Fans rücken nun noch mehr zusammen.
Die Mannschaft gab derweil eine Le-Beau-Führung in der Schlussphase leichtfertig aus den Händen. Trotz geschlossener Unterstützung der Südkurve verloren die Himmelblauen vor 4.800 Zuschauern gegen schwache Aachener mit 1:2. Ich glaube, wir alle sind in eine Krise geschlittert. Eine Bestandsaufnahme.

Die letzten Wochen waren für alle Himmelblauen – sowohl die Vereinsvertreter als auch die Mannschaft und deren (treuen) Anhänger – ein Wechselbad der Gefühle, ein Auf und Ab, ein Hin und Her, explizit nach dem Dresden-Spiel. Seit dieser Partie galt es, einen Standpunkt zu beziehen und diesen mit fundierten Argumenten zu manifestieren. Der Verein setzte in der vergangenen Woche das nächste Ausrufezeichen und die drei Fangruppieren „Kaotic“, „Squadra Celeste“ und „Ostpack“ vor die Stadiontore und denkt zudem noch über Hausverbote für deren Mitglieder nach. Bereits am Eingang wurde dieser Kurs deutlich spürbar, als beispielsweise die harmlose Finnland-Fahne mit der Aufschrift „Tuuka“ von der Security anfänglich den verbotenen Gruppen zugeordnet wurde. Glücklicherweise machte ein ranghöherer Vertreter diesem Spuk ein Ende und ließ mich samt Fahne gewähren. Und wenn wir gerade einmal dabei sind, vieles zu hinterfragen, dann sollte ebenso über jene Fahnen-Kontrolle(n) nachgedacht werden. Seit Jahr und Tag gehen diverse Herren mit ein und demselben Banner ins Stadion – und immer und immer wieder muss man sich rechtfertigen, muss man sich und die Bedeutung, welche sich dahinter verbirgt, erklären. Und das bei jedem Heimspiel. Vielleicht wären in diesem Fall Bannerbeauftragte besser Ansprechpartner als ständig die Aufgaben neu zu verteilen…

Aber: Es war wenigstens ein Heimspiel, nicht wie zuletzt gegen Halle, nicht wie zuletzt gegen Osnabrück. Gegen die Alemannia aus Aachen waren dieses Mal alle, zumindest die, die noch ins Stadion dürfen, an Bord und sammelten sich größtenteils in der Südkurve, welche nicht wie sonst einzig und allein von den Ultra-Gruppen beflaggt wurde, nein, es hingen dem Anlass entsprechend alle Fanbanner aus den anderen Blöcken. Die Clubsurfer waren vertreten, die Sektion Oberbayern, Striegistal-Power oder auch die wilden Rentner. Alle hingen. Der Grund: Demonstration von Geschlossenheit der Fanszene – und das gelang durchaus!

Eine Stunde vor dem Anpfiff hielt der Capo der „Ultras Chemnitz 1999“ in der Fanhalle eine Rede, in welcher er auf die Geschehnisse der Vergangenheit und deren Folgen zu sprechen kam. An die 300 Leute wohnten diesem konstruktiven und zugleich kritischen Monolog bei, der etwas besonders versuchte hervorzuheben: Der Kurs, den die Fanszene gehen will – ein gemeinsamer Kampf gegen Willkür! In der 2. Halbzeit wurde dieser Weg noch mit zwei Spruchbändern verdeutlicht: „Mit pauschalen Verboten arbeiten nur hilflose Idioten!“ & „Niemand hat die Absicht eine Gruppe zu verbieten!“ Fakt ist – und das gilt für jeden Lebensbereich –, wer Mist verzapft, muss die Suppe allein auslöffeln! So war es schon immer – und so wird es auch bleiben! Amen!

Von einer Spaltung der Fanszene, wie im Gästeblock erkennbar, kann aber keineswegs gesprochen werden. Was zählt, ist die Unterstützung der Mannschaft – und diese funktionierte heute wieder etwas besser. Bis auf die Anfangsviertelstunde nach dem Seitenwechsel, wo das Spiel sitzend betrachtet und ab und an, bei guten Aktionen, geklatscht wurde, war man eindeutig wieder Herr im eigenen Haus. Manches Liedgut gegen Vereins- und DFB-Politik, welches in der momentanen Situation sicherlich dazu gehört, aber im Vergleich mit Liedern für die Mannschaft nicht die Oberhand gewinnen darf, blieb ebenso nicht aus.

Aus Aachen reisten 100, zum Teil sogar „unerwünschte“, Schlachtenbummler an, die nach vier Pleiten in Folge endlich wieder jubeln durften. Nach 80 Minuten sah noch alles danach aus, dass die Himmelblauen auf dem besten Weg sind, einen dreckigen 1:0-Sieg einzufahren. le Beau brachte nach Zuckerpass von Fink die Himmelblauen in Führung – und das gegen ein Aachener Team, welches bis dato nur ganz selten in Erscheinung getreten war. Doch wenn sie es vor das himmelblaue Tor schafften, wurde es stets brandgefährlich. In der ersten Halbzeit schoss Streit mit seinem schwachen linken Fuß einmal knapp neben den Kasten von Schmidt, kurze Zeit später war Schmidt nach einem Eckball auf dem Posten und parierte einen Kopfball aus Nahdistanz glänzend. Die Himmelblauen hatten zwar deutlich mehr vom Spiel, agierten aber vor dem Tor zumeist zu ungefährlich, allen voran bei den unzähligen Standardsituation blieb man mehr als blass. Ob Birk oder Landeka, egal, wer trat, es kam am Ende nichts dabei raus. Und auch die wieder in die Startformationen gekommen Kegel und Pfeffer versprühten nicht die Spielfreude, die man sich von ihnen erhofft.
Wie es gemacht wird, zeigten die Aachen kurz vor der himmelblauen Führung. Streit trat mustergültig einen Freistoß von der Strafraumgrenze und Stehle nickte regulär ein, allerdings sah dies der Herr an der Linie anders. Er entschied auf abseits – Glück für den Club, welcher im direkten Gegenzug zum Führungstreffer kam, der allerdings nicht sonderlich lange hielt, weil Schmidt patzte. Ja, er patzte und eröffnete damit die Torwartdiskussion neu. Einen Schuss aus 35 Metern ließ er nach vorn abprallen, beim zweiten Versuch war er dann machtlos. Aachen kam zum Ausgleich, welcher unterm Strich nicht ganz unverdient war. Doch damit war noch nicht Schluss: Aachen erzielte einen weiteren Treffer, wodurch diese ihre Krise vorerst unterbrechen konnten, dafür uns aber in eine stürzten.

Der Chemnitzer FC verliert sein zweites Heimspiel in Folge und muss nun den Blick zu den unteren Tabellenplätzen richten. Bitter, aber leider wahr. Baut bitte wieder auf, was Euch aufbaut – und das am besten schon nächsten Sonntag beim Tabellenschlusslicht Borussia Dortmund II. Ein Sieg ist dringend erwünscht: Bitte endlich aufwachen!

"Manchmal läuft es wie im Märchen,
wo's immer gut ausgeht,
wo alles eine Fügung hat,
und man von Schicksal spricht.

Und weil Du gerade glücklich bist,
glaubst Du ans Happy End.
Es ist schön, wenn Du sagst, dass Du mich liebst,
auch wenn ich dabei denk:

Alles wird vorübergehen.

Die gute und die schwere Zeit –
nichts bleibt jemals stehen.
Eine Hand voll Glück reicht nie für zwei,
man muss nehmen, was man kriegt…"


blog comments powered by Disqus