< 09 - SG Sonnenhof Großaspach (A)

23.09.2015
Kategorie: Punktspiel, 2015/2016, 1.Mannschaft
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Von: Lenny

10 - VfB Stuttgart II (H)


Der Chemnitzer FC gewinnt gegen die zweite Mannschaft vom VfB Stuttgart. Zuhause. Nach einem Rückstand in der ersten Spielminute. Fink und Nandzik drehten die Partie zugunsten der Hausherren. Noch im ersten Durchgang. Und das vor – leider Gottes – nur etwas mehr als 5.000 Zuschauern. Dazu waren 30 Gäste aus dem Schwabenland angereist. Der Haussegen bei den Himmelblauen und einigen Fans hängt trotz des Erfolges schief. Die siegreiche Mannschaft verweigerte den Gang in die Kurve, weil einige Damen und Herren aus dieser auf verschiedene Art und Weise Kritik geübt hatten. Anscheinend zu intensiv, zu lautstark. Und um ehrlich zu sein: Auch für mich. Vor allem weil gewonnen wurde. Eine Bestandsaufnahme.

Das Sorgenkind Chemnitz trifft auf die Schießbude der Liga, den VfB Stuttgart II. An einem Dienstagabend. Flutlichtspiel. Die Vorzeichen klar: Ein Sieg ist Pflicht, gegen diesen Kontrahenten, dem es noch schlimmer geht als uns. Für uns gilt es, zum einen die Serie von drei Niederlagen in Folge zu beenden, zum anderen um etwas Ruhe in die momentane keineswegs zufriedenstellende Situation zu bekommen. Im Mittelblock „der Südkurve“ wehten die bekannten Fahnen im Wind, dazu wurden die Schals in die Höhe gehalten. Zur Vereinshymne. Business as usual…

Die Außenblöcke treten hierbei nach wie vor kaum in Erscheinung, nach einer Minute, genauer gesagt nach 17 Sekunden, verfliegt deren Lethargie aber prompt. Die Gäste aus Stuttgart waren in Führung gegangen. Wie aus dem Nichts. Die Himmelblauen neben der Spur, noch nicht auf dem Platz. So sieht es aus, so fühlt es sich an. Es gibt die ersten Pfiffe, Unmutsrufe werden laut. Beides nachvollziehbar, allerdings weniger hilfreich. Auch danach. Der Mittelblock skandiert mehrfach „Aufwachen!“, supportet anschließend weiter. Für die Mannschaft.

Auf dem Rasen ist die Verunsicherung deutlich zu sehen. Wenig glückt. Und es wird noch schlimmer. Stuttgart spielt, Chemnitz weiß nicht, was es dagegen tun soll. Mit viel Ach und noch mehr Krach erhöht sich der Rückstand nicht auf 0:2. Ein Schuss aufs Tor, Kunz klärt zur Ecke. Danach klärt Nandzik auf der Linie. Harakiri. Tohuwabohu. Meine Güte. Um Himmels Willen. Ein Pfeifkonzert beginnt. Heine raus. Mittelfinger sind zu sehen.

Es kommt zur Wende, zu deren Anfang: Wenn scheinbar nichts mehr geht, ist Fink zur Stelle. Aus dem Pfeifkonzert wird eine Jubeloper. 1:1. Ausgleich. Weil Ofosu den Schlussmann fair attackiert, hat Fink die Chance, mit einem Lupfer seinen sechsten Saisontreffer zu erzielen. Er feiert ihn ausgiebig mit den Mitspielern, führt dabei mehrfach den rechten Zeigefinger zum Mund und zeigt auf die himmelblauen Fans. Schweigt!

Ein klares Zeichen, eine unmissverständliche Botschaft. Im Nachhinein: eine Vorankündigung. 19 Minuten sind zu diesen Zeitspiel gespielt. Die Stimmung bleibt aber geteilt. Die einen singen für die Mannschaft, anderen quittieren Fehlpässe und verlorene Zweikämpfe immer wieder mit Pfiffen. Auch der fein herausgespielte Führungstreffer ändert daran wenig. Fink und König im Doppelpass. Und Nandzik schnörkellos und kompromisslos mit dem Schuss ins Glück. 2:1. Pause. Durchatmen. Chemnitz-Rufe.

Der zweite Durchgang ist kein guter, sowohl auf dem Feld als auch auf den Rängen. Die Mannschaft rettet am Ende glücklich den Sieg über die Ziellinie. Dank Kunz. Und dank der Latte. Glück im Unglück für den Untüchtigen. Fußball ist und bleibt Ergebnissport. Über die Leistung muss intern gesprochen werden.

In der „Südkurve“ drohte Mitte der zweiten Halbzeit die Stimmung arg zu kippen. Der obere Teil sang eigene Lieder – und damit gegen die, die vorn stehen. Es entstand ungeschlossener Support, bei dem die Gemüter überkochten. Schuldzuweisungen, Gesten, Wortwechsel, die Stille produzierten. Was nun?! Es wurde FCK-lastig, was anschließend kein Problem darstellen sollte, weil dadurch die Stimmung, die keineswegs gut war, ab diesem Zeitpunkt dn Höchststand erreichte. Ein erfahrener Capo unterstützte zwei engagierte – und schon ging die Post ab, an der sich sogar die Gegengerade beteiligte. Ende gut, alles gut?! Kurz und knapp: keineswegs. Nach dem Abpfiff folgte etwas, mit der die meisten sicherlich nie im Leben gerechnet haben. Die Mannschaft geht nicht zu seinen – treuen – Anhängern...

Fink als Mannschaftskapitän hielt das Ruder nach dem Spiel fest in den Händen und verweigerte den Kurs in Richtung „Südkurve“, weil die Stimmung während der Partie vor allem zu kritisch und zu häufig von Pfiffen geprägt gewesen sei. Die Mannschaft schloss sich dieser Wahrnehmung komplett an, auch wenn es einige Spieler etwas anders empfanden, es zu differenzieren verstanden. Man klatschte kurz, bedankte sich aber einzig bei den Rollis am Spielfeldrand, ehe man anschließend schnell das Stadion in Richtung Kabine verließ.

Dass Trainer Heine und Geschäftsführer Kühn vor die Kurve getreten sind, war keineswegs ein negatives Zeichen, im Gegenteil: Die – weil die beiden es müssen – nicht auf dem Platz-Stehenden haben eindeutig zur Kenntnis genommen, was die „Südkurve“ an diesem Dienstagabend größtenteils geleistet tat. Das „Aufwachen“ war ein Wake-Up-Call, der unterm Strich gefruchtet hat. Der Rückstand wurde bekanntlich gedreht. Der Support-Rest war solide – Sportdirektor Beutel bestätigte diese Einschätzung mit den Worten, dass alles gut sei und man damit umzugehen wisse. Eine Momentsfloskel. Er glättete entsprechend die Wogen, als die Mannschaft dann doch nur zu den Anhängern kam, die noch im Stadion geblieben waren. Um die 400 dürften es gewesen sein. Die Mannschaft klatschte ab, es wurden vernünftige Worte gewechselt, von Angesicht zu Angesicht. So wie es sich gehört. Ehrlichkeit, die einen Absender hat. Nicht wie im Netz, wo jeder anonym Gerüchtelawinen lostreten kann.

Die, die weit nach dem Spiel noch in der „Südkurve“ gestanden sind, waren größtenteils diejenigen, die mit in Großaspach dabei waren – und werden auch diejenigen sein, die am Freitag mit nach Würzburg fahren und am November-Sonntag die Reise mit nach Bremen antreten. Ich freue mich – trotz der miesen Stimmung und schlechten Spielweise – auf Würzburg. Und ja, ich glaube sowohl an die Mannschaft als auch an ihren Trainer. Und das in Würzburg ein Punkt erkämpft werden kann, und wenn dazu vielleicht die Leichtigkeit des Seins beim Fußballspielen zurückkehrt vielleicht auch zwei mehr… Beat Würzburg!


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