< 05 - FC Hansa Rostock (A)

20.08.2012
Kategorie: 1.Mannschaft, 2012/2013, DFB-Pokal
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Von: Lenny

1. Runde: SG Dynamo Dresden


Das Wunder in der 1. Runde des DFB-Pokals blieb für den Chemnitzer FC leider aus, stattdessen gab es nach einer Stunde ein böses Erwachen, verursacht von den „eigenen Fans“, welche in der himmelblauen Sturm-und-Drang-Phase pyrotechnische Erzeugnisse abfackelten. Nach der fünfminütigen Unterbrechung konnten die tapferen Himmelblauen nicht mehr an das vorher gezeigte anknüpfen. Am Ende unterlagen sie der SG Dynamo Dresden mit 0:3.
Es wurde ein denkwürdiger Abend, der keineswegs in Erinnerung bleiben darf, jedoch sowohl ein finanzielles als auch ein – und das ist wesentlich schlimmer – rufschädigendes Nachspiel haben wird.

Als feststand, dass der Chemnitzer FC gegen die SG Dynamo Dresden, die erst nach einer Berufung überhaupt am Pokal-Wettbewerb teilnehmen durfte, in der 1. Runde des DFB-Pokals antreten muss, wurden Erinnerung an die letzte himmelblaue Teilnahme wach, als mit dem FC Sankt Pauli ebenfalls ein Verein in das Stadion an der Gellertstraße reiste, der zum einen polarisiert, zugleich aber auch provoziert. Besondere Vorsicht war damit geboten, vor allem in Bezug auf die Vergabe der Tickets.
Innerhalb von wenigen Tagen war eine beachtliche Zahl bereits vergriffen, am Ende strömten 14.500 Zuschauer, darunter offiziell 2.800, inoffiziell aber wesentlich mehr Dynamos, da sich einige Schwarz-Gelbe bewusst unter die Heimischen mischten, zu diesem Sachsen-Derby, welches, weil es der DFB so wollte, Montagabend, 18:30 Uhr, stattfand. Die Gründe für diesen Termin möchte ich an dieser Stelle nicht ausführen, genau wie den Umstand, dass die Dynamo-Fans mehr Karten bekommen haben als ihnen zustehen; feststeht, dass das, was letztlich vorgefallen ist, auch am Freitag, Samstag oder Sonntag geschehen wäre.

Im Vorfeld sorgten Social-Media-Scharmützel für das Anheizen der Stimmung. Die Gruppierung „DD-West“ posierte mit 16 Leuten vor dem Karl-Marx-Nischel, im Gegenzug reisten die „Kameniza Sons“ mit 30 Leuten und Pyrotechnik nach Elbflorenz und führten eine Foto-Shooting vor u.a. dem Goldenen Reiter und dem Zwinger durch. Diese Retourkutsche wiederum passte den Landeshauptstädtern überhaupt nicht. Entsprechend wurde eine weitere dynamische Aktion geplant, welcher aber schlussendlich scheiterte.
 
Die nächste himmelblauen Aktion fand dann glücklicherweise wieder auf den Rängen statt – und diese hatte es in sich: Die Südkurve sorgte, dem Anlass entsprechend, für eine chice Choreografie, welche aus 1.600 blauen und gelben Fahnen bestand, aus denen, im Zentrum, der Spion Gerd das Licht der Welt mit einem Chemnitz-Schal erblickte. Am Zaun prangerte erst die unmissverständliche Botschaft: „Ehre, Treue, Leidenschaft – für Verein und Heimatstadt!“ sowie danach der große Banner „Chemnitzer Fussballclub“. Eigentlich sollten über diesem noch die jeweiligen kleinen Gruppen-Banner baumeln, allerdings wurde dies von Vereinsseite untersagt. Im Block 3 hing zudem für einen Augenblick die „Ostpack“-Fahne. Mehr gab es nicht.

Im Gästeblock sah es nicht anders aus. Nur die „Ruhestörer“-Fahne schaffte es ins Stadioninnere sowie wenige Doppelhalter und kleine Fähnchen. Alles im allem ergab dies ein trauriges Bild. Das hat nichts, aber auch gar nichts mit der Fankultur zu tun, die wir so lieben. Und wer ist der Spielverderber, die Spaßbremse dafür?! Richtig, Sky bestimmt – und kein Verein wehrt sich. Selbst den Fotografen wurden Rechte genommen. Der Fussball der Neuzeit verkümmert immer mehr zu einem Event, welcher die Tradition mit Füßen tritt.
Zur 2. Halbzeit bezog die Südkurve zur Pyrotechnik-Problematik Stellung: „Über Fans richten, statt mit ihnen zu sprechen – die Taktik wird sich irgendwann rächen! Scheiß DFB!“ Leider Gottes gibt es allerdings in den eigenen Reihen einige, welche eine komplett andere Meinung diesbezüglich vertreten.

Nach 30 Minuten erfolgte im Gästeblock eine Rebellion: Mit Fussballfans-sind-keine-Verbrecher-Rufen erreichten 150 ultraorientierte Jungs aus Dresden, welche am Hauptbahnhof Kontrollen über sich ergehen lassen mussten, das Stadion und verschafften sich auf ihre gewohnte Art und Weise Zutritt zum Areal – und hissten sofort ihre Banner; danach wurde hinter dem „Ultras-Dynamo“-Banner wie gewohnt supportet. Vorher hatten zwar einige versucht, für Stimmung zu sorgen, nur merkte man hierbei klar und deutlich, dass ein kompetenter Dirigent auf dem Zaun fehlte.
 
In der Südkurve sah dies deutlich anders aus: Direkt mit dem Anpfiff wurde supportet, was das Zeug hielt, nur trübten Unverbesserliche leider dieses Bild. Der Dresdner Stürmer Potè, seines Zeichen Nationalspieler von Benin, wurde, als er seine erste Chance vergab, mit „Affenlauten“ bedacht. Ein Fakt, welcher – und das beweist der TV-Bericht eindeutig – nicht geleugnet werden kann. Potè, von diesem Verhalten sichtlich schockiert, reagierte menschlich und machte sich – im wahrsten Sinne des Wortes – zum Affen, indem er sich unter seinen Achseln juckte. Nach 42 Minuten folgte dann seine sportliche Antwort: Eine gefühlvolle Flanke von Trojan verwertete er zum 2:0 und wies damit die Ecke, aus welcher diese unentschuldbaren Laute kamen, in ihre Schranken. Vorher hatte der formschwache Kapitän Koch die Seinigen nach einem Eckball in Front geschossen. Zur Halbzeit schwiegen alle himmelblauen Anhänger, während die Gäste lautstark sangen.
 
Die Taktik vom Hansa-Spiel, wieder nur mit Fink im Sturm zu agieren, war wirkungslos geblieben, so dass Schädlich nichts anders übrig blieb, als nach der Pause zu reagieren. Wer keine Chance(n) hat, der kann auch keine Tore erzielen. Für den Defensivstrategen Hörnig kam Jansen – und zudem setzte heftiger Regen ein! Chemnitz rückte zusammen – und powerte, sowohl auf dem pitschnassen Rasen als auch auf den Rängen. Gänsehautstimmung war die Folge. Im Block 6 waren alle Sitzplätze auf dem Zaun vergeben – und dahinter stand ein Mob, der richtig Bock auf brachialen Support hatte. Sie konnte beginnen, die Wahnsinns-Viertelstunde – und ab dafür!

Kegel hatte die erste Chance, welche von Kirsten zum Eckball geklärt werden konnte. Dieser, scharf von Landeka in die Mitte getreten, landete erneut bei Kegel, diesmal auf dem Kopf, jedoch fehlte ihm in dem Fall die Technik, um den Ball in der langen Ecke unterbringen. Und es ging weiter: Freistoss Landeka, wuchtiger Kopfball von Wachsmuth, Reflex vom Teufelskerl Kirsten – Es war zum Haareraufen! Chemnitz war am Drücker und Dresden schwamm gewaltig, schaffte es kaum raus aus der eigenen Hälfte. Doch dann passierte folgendes: Erst qualmte es im Block 3, kurze Zeit später im Block 5. Nebelschwaden zogen über das Feld, so dass die Partie unterbrochen werden musste – und das hatte zur Folge, dass die Himmelblauen aus dem spielerischen Konzept gebracht wurden und dieses danach nicht mehr wiederfinden sollten. Ein Teil der sogenannten eigenen Fans hat mit dieser nicht nachzuvollziehenden Aktion die Mannschaft um eine mögliche Wende betrogen. Im Anschluss gab es keine erstzunehmende Chance mehr, wenngleich die Stimmung nach wie vor auf einem hohen Niveau blieb.

Doch was nützt dies?!
Die Niederlage gegen Dresden, das Eigentor von Buchner kurz vor Ende findet nur der Vollständigkeit wegen Erwähnung, ist tragisch, wirft uns aber nicht um. Dresden nutzte clever die sich bietenden Chancen und steht verdient in der nächsten Runde. Sportlich haben wir uns gut verkauft, doch das, was auf den Rängen geschehen ist, hat ein – und wir kennen diese Landschaft schließlich gut genug, um zu wissen, was passieren wird – gewaltiges mediales Echo – deutschlandweit – zur Folge! Nach dem der Chemnitzer FC in den letzten Jahren sportlich für Furore sorgte, ist dieses Bild mit diesem Spiel eindeutig wieder zerstört worden – und das wird, wie schon damals auf Sankt Pauli, ein bitteres Nachspiel haben, sowohl für den Verein als auch alle himmelblauen Anhänger.
Eigentlich hätte die Vergangenheit, allen voran das Gastspiel der Dresdner in Dortmund, Lehre genug sein müssen; nur ist dies einigen Unbelehrbaren scheinbar vollkommen egal. Sie schaden bewusst anderen, um sich selbst profilieren zu können. Über Pyrotechnik kann man denken, wie man will, sicherlich, nur war der Zeitpunkt und die Art und Weise schlicht und ergreifend falsch und fatal. Beim Thema Rassismus gibt es dagegen keine zwei Meinungen! Politik hat in keinem Stadion der Welt etwas zu suchen! Punkt! Aus! Ende! Jegliches Diskussion ist hier fehl am Platz! – Die Dresdner hingegen haben gelernt und fielen heute nicht auf…
 
Am Samstag kommt mit Wehen-Wiesbaden wieder der Alltag zu uns zurück. Ein Sieg muss her!

„Der Sascha, der ist arbeitslos,
was macht er ohne Arbeit bloß?
Er schneidet sich die Haare ab
und pinkelt auf ein Judengrab.
Zigeunerschnitzel, das schmeckt gut,
auf Sintis hat er eine Wut,
er isst so gern Cevapcici,
Kroaten mochte er noch nie.

Er kennt sogar das Alphabet,
weiß, wo der Führerbunker steht.
Nein, dieser Mann, das ist kein Depp,
der Sascha ist ein deutscher REP.
Er ist politisch informiert
und weiß, dass jeder Fremde stört,
und auch sein treuer Schäferhund
bellt jetzt nicht ohne Grund.

Jetzt lässt er die Sau erst raus
und geht zum Asylantenhaus,
dort schmeißt er eine Scheibe ein,
denn jeder Neger ist ein Schwein.
Dann zündet er die Bude an,
ein jeder tut halt, was er kann.
Beim Thema "Deutsche Gründlichkeit",
da weiß er voll Bescheid.

Ja der Sascha, der ist Deutscher,
und Deutschsein, das ist schwer.
Wer so deutsch wie der Sascha ist,
der ist sonst gar nichts mehr. Vor gut 50 Jahren
hat's schon einer probiert.
Die Sache ging daneben,
Sascha hat's nicht kapiert."


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