< 1. Mittendrintestspiel: TSV IFA Chemnitz

14.09.2014
Kategorie: Punktspiel
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Von: Lenny

09 - FC Hansa Rostock (H)


Der Kraftklub siegt weiter. Gegen den FC Hansa Rostock gewann man vor 7.240 Zuschauern – darunter 1.200 Hanseaten – mit 2:0. Fink und Last-Minute-Neuzugang Danneberg stellten die Weichen im ersten Durchgang für den dritten 2:0-Heimerfolg in dieser Saison. Vor der Partie gab es eine großartige Choreografie der „Fanszene Chemnitz“ über die gesamte Südtribüne. Hansa zündelte derweil etwas in Vereinsfarben.

Wenn Hansa Rostock nach Chemnitz reist, ist immer etwas geboten. Davor, währenddessen und auch nach der Partie. Es begann zur Mittagsstunde, als der Sonderzug aus dem hohen Norden im Chemnitzer Hauptbahnhof eintraf. Unter lauten „Hurra-Hurra-die-Rostocker-sind-da!“-Rufen wurde dieser lautstark in Beschlag genommen, ehe sich danach der 600 Mann starke Mob kurz sammelte und dann von einer recht überschaubaren Anzahl an Staatsdienern zum Stadion an der Gellertstraße eskortiert wurde. Im Vergleich zur vergangenen Saison ein etwas schwächerer Auftritt. Es sollte jedoch nicht der einzige an diesem verregneten Sonntag in Karl-Marx-Stadt sein.

Die insgesamt 1.200 Rostocker verteilten sich anschließend im alten sowie dem neuen Gästeblock. Die „Suptras“ entschieden sich für den neuen und entjungferten diesen brachial und mit pyrotechnischen Erzeugnissen. Drei Rauchtöpfe – blau, weiß und rot – in der Mitte des Blocks gaben ein gutes Bild ab, der Rest erhob die Stimme. Alle blickten dabei auf die nahezu komplett gefüllte heimische Fankurve, die mittlerweile ein Dach vorweisen kann – ein klarer Vorteil, welchen man, je länger die Partie andauerte, durchaus zu nutzen wusste. Doch bis es soweit war, folgte eine beachtliche Choreografie. Von der „Fanszene Chemnitz“. Für alle himmelblauen Fans, den Verein, seine Spieler. Am Zaun klebte ein 80 Meter langes Banner mit den unmissverständlichen Worten „Geboren für diese Farben“. Seit Babytagen, bis in die Ewigkeit. Aus diesem Grund „strampelten“ im Mittelblock 30 Babys, die symbolisch mit Fahnen wedelten, mit Pyro spielten, Sturmhauben trugen. Abgerundet wurde die feine Aktion mit mehr als 5.000 Folienschals; links und rechts wurden die blauen, in der Mitte die weißen in die Höhe gehalten. Alle machten mit, es klafften keine Lücken auf. Ein tolles Bild, ein einmaliger Anblick. Weiter, immer weiter – Avanti FC Karl-Marx-Stadt!    

7.240 Zuschauern sahen danach den ersten Auftritt von Danneberg, der von Holstein Kiel verpflichtet wurde und sofort in der Startformation landete. Weiterhin kehrte der gesperrte Röseler zurück in die Innenverteidigung, auch Ofosu bekam seine Chance. Bereits in der siebten Minute sollte er im traditionsreichen Ost-Duell seinen großen Auftritt haben. Stenzel schlägt einen Diagonalpass zu Ofosu, der erst den Ball elegant unter Kontrolle bringt und dann seinen Gegenspieler mit einer dynamischen Körperdrehung narrt. Freiraum und Zeit nutzt er anschließend, um den heransprintenden Fink mustergültig zu bedienen. Dieser hat leichtes Spiel und erzielt seinen fünften Saisontreffer, den er wenige Augenblicke zuvor schon auf dem Schlappen hatte. Allerdings ging sein Schuss knapp am langen Pfosten vorbei. Hansa wurde, so hatte man das Gefühl, überrannt. Von Anfang an.

Auf den Rängen sah es wesentlich ausgeglichener aus. Bei den Gästen herrschte blockübergreifend gute Stimmung, mit einer hohen Mitmachquote. Ein Capo dirigierte – mit Trommelbegleitung – wie im Schlaf. Einklatschen, Schalparaden, Lautstärke. Der Hansa-Mob war da, hatte Bock, zugleich aber einen Gegner, eine himmelblaue Wand, die – euphorisiert durch die frühe Führung – mit jeder Minute besser wurde und damit den Hanseaten gehörig Paroli bot. Kurzzeitig wurde es aber auf einmal mucksmäuschenstill im himmelblauen Lager. Rostock erzielte einen Treffer, der aber aufgrund einer Abseitsposition – zum Glück – nicht gegeben wurde. Dieser Moment wurde zu einem Weckruf.

Chemnitz beginnt sich in einen Rausch zu spielen, Rostock wirkt erneut überfordert – und kassiert kurz vor der Pause, zu einem sichtlich ungünstigen Zeitpunkt, den zweiten Gegentreffer. Ofosu macht das Spiel schnell, Garbuschewski beruhigt es unverzüglich, passt zu Danneberg, der von der Strafraumgrenze mit seinem linken Fuß abzieht, den rechten Innenpfosten trifft, von wo aus der Ball dann über die Linie springt und im Netz zappelt. 2:0! Pure Ektase in Himmelblau, noch mehr Frust auf der anderen Seite, die daraufhin ihre Mannschaft den Rücken kehren. Und dabei hätte es noch schlimmer kommen können, vor seinem Premierentor prüfte eben jener Danneberg nach einem Garbuschewski-Freistoß den Querbalken mit einem wuchtigen Kopfball. Kabumm!

Nach dem Seitenwechsel war die Hansa-Kogge bemüht und auf Besserung aus, noch unterstützt von den eigenen Anhängern. Als diese allerdings registrierten, dass heute in Chemnitz nichts mehr zu gewinnen ist, schwieg man. Lange Zeit. Bis zum Schlusspfiff. Wie auf einem Friedhof. Hansauntypisch. In der Südkurve hingen zu Beginn der zweiten Halbzeit zwei erbeutete normale Fahnen sowie ein Schal auf dem Zaun, belächelt von zwei sturmhaubentragenden Choreografie-Babys. Im Anschluss wurde stark supportet. Mehr denn je. Sie Südkurve drehte geschlossen auf. Je länger das Spiel lief, desto lauter wurde es. Weil alle mitzogen, weil alle mitziehen wollten. Auf dem nassen Rasen wurde derweil gezaubert: Doppelpässe, Beinschüsse, Torchancen. Es gab immer wieder Szene-Applaus. In Chemnitz wächst etwas zusammen. Und wir sind ein Teil davon.

Die Himmelblauen feierten nach dem Abpfiff allesamt frenetisch, ausgiebig und ausgelassen. Im Rostocker Block flogen Fetzen und ein Trikot. Erst in den Block. Dort blieb es aber nicht sonderlich lang, da es postwendend wieder zum Absender zurückgeworfen wurde. Des einen Leid ist des anderen Freud. Dritter Heimsieg. Und bis dato noch keinen Gegentreffer bei einem Heimspiel kassiert. Überragend!

Für den Kraftklub geht es nun in zwei „englische Wochen“. Erst zu den zweiten Mannschaften von Dortmund und Stuttgart, ehe Energie Cottbus auf die „Baustelle Fischerwiese“ kommt. Danach folgt nach mehr als zehn Jahren wieder ein Auftritt in Dresden, bei Dynamo,  gefahren wird mit einem Sonderzug. Und auch im Sachsenpokal geht es nach Elbflorenz, in dem Fall zu Post SV Dresden.
 
„Und die Leute sagen:
„Bleib wie Du bist“ -
Aber nein, tut mir leid,
Vielleicht reicht mir das nicht.
Vielleicht find' ich das, wie ich bin,
Gar nicht mal so gut.
Vielleicht wär' ich eigentlich gern,
Ein bisschen mehr wie Du…

Ohne Schweiß auf den Handflächen,
Jemanden ansprechen.
Teil einer Diskussion sein.
Ohne anzuecken.
In ganzen Sätzen reden.
Mal nicht das Falsche sagen.
Einen Standpunkt vertreten.
Eine Haltung haben…“


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