< 09 - FC Hansa Rostock (H)

18.09.2014
Kategorie: Punktspiel
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Von: Lenny

08 - Borussia Dortmund II (A)


Nachholspiel. Unter der Woche. Gegen die spielstarke zweite Vertretung von Borussia Dortmund. Im altehrwürdigen Stadion „Rote Erde“, besucht von 1.741 Zuschauern, darunter 150 himmelblaue Schlachtenbummler, welche im ersten Durchgang – dank Treffer von Stenzel, Fink und Kehl-Gomez – bereits dreimal jubeln durften. Der zwischenzeitliche Ausgleich wurde zum einzigen Schönheitsfehler im System. Durch den 3:1-Auswärtserfolg klettert der Kraftklub wieder auf den Thron!

Pech und Glück liegen oftmals unmittelbar nebeneinander. Seit dem letzten Gastauftritt bei der kleinen Borussia aus Dortmund sind exakt sieben Monate und zwei Tage vergangen. Damals, im Februar, verlor der Chemnitzer FC an einem verregneten Freitagabend sang- und klanglos mit 0:3, landete auf dem harten Boden der dritten Liga, verfolgt vom Abstiegsgespenst. Die 100 himmelblauen Anhänger standen wie begossene Pudel im Ruhrpott-Regen, mit dickem Hals, schlechter Laune, wenig Hoffnung. Wenn ihr weiter so spielt, steigt ihr noch ab. Klare, eindeutige Ansage…

Am Ende konnte die Klasse glücklicherweise gehalten werden – und im Sommer folgte ein Schnitt. Ein Neuanfang. Viele gingen, viele kamen. Und damit auch die Skepsis. Doch – nach nunmehr neun Spielen – muss den Verantwortlichen ein positives Zeugnis ausgestellt werden. An die Dramen von damals erinnert sich keiner mehr, das, was gegenwärtig auf dem Rasen von den himmelblauen Protagonisten gezeigt wird, ist überragend und beängstigend zugleich. Und dabei ist scheinbar egal, wem Trainer Heine sein Vertrauen schenkt.

Nach dem Heimsieg gegen Hansa Rostock standen hinter einigen Siegern ein Fragezeichen. Dazu gehörten Danneberg und Garbuschewski. Beide wurden geschont, wobei zweitgenannter am Ende doch noch paar Minuten spielen musste, spielen durfte. Im Mittelfeld liefen deswegen zu Beginn Lais und Kehl-Gomez auf. Der Rest blieb identisch sowie angriffslustig, zielstrebig und erfolgreich. Es dauerte eine Viertelstunde, ehe die 150 angereisten himmelblauen Anhänger erstmalig Grund hatten, um zu jubeln und den Spitzenreiter-Ruf durch die „Rote Erde“ zu skandieren.

Fink leitete den Führungstrefferspielzug mit einem Pass auf Kehl-Gomez ein, dieser passte von der Außenposition in den Rückraum, wo Lais lauerte. Allerdings sprang dieser, mit dem Wissen, dass hinter ihm noch einer, in dem Fall Stenzel, steht, über den Ball. Stenzel vollendete anschließend abgeklärt. Mit seinem schwächeren linken Fuß. 0:1. Clever. Und effektiv. Auswärtssieg, der aber in der 22. Minute ins Stocken geriet: Pentke ließ einen Schuss aus der Distanz abklatschen, welcher danach von Harder mit einem Kopfball über die Linie gedrückt wurde. Vorausgegangen war ein Ballverlust von Lais, den ein schwacher Ofosu nicht ausmerzen konnte. Sein Gegenspieler zog ab, bereitet damit den Ausgleich vor. Eine Fehlerkette, die passiert. Ofosu, der keinen guten Abend erwischte, musste infolgedessen nach einer halben Stunde schon Platz machen. Für ihn kam Cincotta – und das Tempo.

Er wuselte auf seiner linken Seite. Und steuerte in der 41. Minute die Vorlage zur erneuten Führung bei. Fink vollendete gewohnt sicher. Linker Fuß, Innenpfosten. Das Glück des Tüchtigen. Im Februar hätte der Ball niemals im Netz gezappelt, sondern wäre herausgesprungen. Wie die Zeiten sich ändern.

Der Gästeblock außer Rand und Band, die Heimischen mussten ihren monotonen Schalplatten-Support ein zweites Mal unterbrechen. Kaum wieder damit begonnen, herrschte in der Nachspielzeit – alle guten Dinge sind drei! – wieder Ruhe. Nach einem Eckball, der schon so gut wie geklärt wurde, bugsierte Lais den Ball wieder in den Strafraum zurück. Sein missglückter Schuss wurde zur perfekten Vorlage für Kehl-Gomez, der via Drehschuss den Ball in den Giebel zimmerte. 3:1! Und das Tor ausgiebig zelebrieren. Mit einem Kick gegen die Eckfahne. Vor dem lauten Supporters-Block der Dortmunder Amateure, die daraufhin kurzzeitig die Contenance verloren, diese aber nach dem Seitenwechsel wiederfanden. Dauerunterstützung. Für ihr Team, welches dem Kraftklub jedoch an diesem Abend nicht gewachsen war. Spielunabhängig. Mit einer Ausnahme: Eben beim Ausgleich.

Mit dem Banner „Freie Sicht für Stadionverbotler!“ wurden die heute anwesenden sechs Ausgesperrten gegrüßt, welche – zumindest eine Halbzeit lang – das Spiel vom Marathontor aus verfolgen konnten. Als die Staatsmacht das zu unterbinden versuchte, ging man die Konfrontation friedlich aus dem Weg und verließ den Platz. Beide Fanszene skandierten daraufhin mehrfach: „Gegen alle Stadionverbote!“ – die Heimischen, aufgrund von Masse und Dach, logischerweise lauter als der Gästemob, der aber dessen ungeachtet für Stimmung sorgte. Dazu regelmäßig mit fünf Fahnen schwenkte. Wir sind Chemnitz!

Das eigene Team verwaltete nach dem Seitenwechsel die Führung tiefen-entspannt und souverän. Die Dortmunder versuchten, fanden aber nicht das passende Mittel. Entweder räumte die himmelblaue Defensive vorzeitig ab. Oder Pentke, der einen ruhigen Abend im großen Schatten des Westfalenstadions verlebte.

Abpfiff – und lächelnde Gesichter machen sich auf dem Weg zu ihren Anhängern! Heja-FCK, Laola-Welle, Abklatschen am Zaun! Es ist, mit Verlaub, surreal, der Wahnsinn, kaum zu glauben. Der Chemnitzer FC nimmt nach neun Spielen den Platz an der Sonne ein. Es ist, ja, gerade ist es ganz schön okay…

„Trotz all den Wolken und Regen.
Vielleicht doch der Sommer des Lebens.
Von Freunden umgeben.
Tag um Tag, Nacht für Nacht über die Straßen.
Aus den kleinsten Orten auf die größten Bühnen des Landes.
Wo Abertausend draußen stehen.
Applaus so laut wie nie.
Kaum zu glauben wenn ein Traum endlich laufen lernt und fliegt... Yeah!

Es ist Mittwochnacht.
Ich liebe diese Gang, ich liebe diese Stadt...“


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