< 1. Runde: SG Dynamo Dresden

25.08.2012
Kategorie: 1.Mannschaft, 2012/2013, Punktspiel
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Von: Lenny

06 - SV Wehen-Wiesbaden (H)


Nach 45 Minuten lagen die Himmelblauen mit 0:2 in Rückstand, nach 90 Minuten hingegen waren sie, dank eines tollen zweiten Durchgangs, auf einmal auf der Siegesstraße. Aydemir mit einem Doppelpack und Fink drehten die schon längst verloren geglaubte Partie eindrucksvoll – und das war enorm wichtig, vor allem nach den schlimmen Vorfällen vom Montag. Es ist verdammt schwer, wieder in den Alltag zurückzukehren…

Und das gilt sowohl für die Fans als auch die Spieler. Alle, denen der Chemnitzer FC am Herzen liegt, sind erschüttert über das, was geschehen ist. Dass es aber auch anders geht, sollte gegen den SV Wehen-Wiesbaden gezeigt werden. Es war der Startschuss in eine neue Zeit. Zum diesem Heimspiel rückte der harte Kern eng zusammen. Am Ende bevölkerten nur 4.300 Zuschauer – und damit 10.000 weniger – das Stadion an der Gellertstraße; darunter weilten ebenso 50 Hessen, die aber nie auf sich aufmerksam machten, selbst bei ihren beiden Treffern in der 1. Halbzeit war kein lauter Torjubel vernehmbar. Doch bis der Anpfiff erfolgte, wurde in erster Line: geredet, mehr noch: Klartext gesprochen.

Den Anfang übernahm der Vorsitzende PD Dr. med. habil Mathias Hänel, welcher die Fanhalle vor dem Spiel aufsuchte und in seiner typischen Art und Weise Tacheles redete und dabei gebetsmühlenartig darauf hinwies, dass es „5 nach 12“ sei. Seit Montag ist nichts mehr so, wie es war, seit Montag ist alles anders, seit Montag ist alles schlimm, jedoch nicht aussichtslos – und diejenigen, die das zu verantworten haben, müssen zur Rechenschaft gezogen werden. Ende.
Im Stadion wurde von den himmelblauen Fans selbst Flagge gezeigt: Es wurde sich klar und deutlich gegen Rassismus ausgesprochen. Stellvertretend für die Fanschar sprachen ferner einige vor dem Spiel authentische Worte zu diesem Thema aus; und im Stadionheft wurde ebenso darauf hingewiesen. Die Abschluss-Sätze waren Mannschaftskapitän Strässer vorbehalten, der einen DFB-Text vortrug, in dem fälschlicherweise – oder vielleicht doch: absichtlicherweise? – Rassismus und Pyrotechnik in einem Topf gelandet sind. Die Südkurve reagierte, als man mit Fahnen wedelte und Doppelhalter in die Höhe hielt, auf diese Gleichstellung empfindlich und skandierte: „Pyrotechnik ist kein Verbrechen!“, was in jener zugespitzten und zugleich angespannten Situation unterm Strich eher suboptimal war. Danach sollten die Akteure endlich in den Vordergrund rücken.

Bei den Himmelblauen gab es zwei Veränderungen. Für Hörnig kam mit Förster ein zweiter Stürmer, zudem musste der ineffektive Pfeffer für Aydemir Platz machen. Dieser startete famos und agil, laufstark und zielstrebig, er, den der Club, so war es zumindest in den Gazetten zu lesen, wenn er einen Ersatz findet, diesen Monat noch abgeben möchte, wollte – und das sah man. Die erste Chance hatte aber Fink, nach Vorlage von angesprochenem Aydemir, welcher seinen Gegenspieler vernaschte, jedoch am Schlussmann scheiterte. Im Anschluss kamen die Gäste besser in die Partie, vor allem weil die himmelblaue Abwehrkette zu viele Fehler machte. Nach dem diverse Chancen ausgelassen wurden, gelang den Gästen nach einer halben Stunde die Führung, welche kurz darauf sogar, da Pentke patzte, noch erhöht werden konnte. Zur Pause lagen die verunsicherten himmelblauen Kicker hinten – und wurden infolgedessen von einem Pfeifkonzert in die Kabine geschickt, doch das, was nach dem Seitenwechsel geschehen sollte, hatte es in sich.

Nachdem in der 1. Halbzeit Wachsmuth verletzungsbedingt ausgewechselt werden musste, folgte ihm nach der Pause sein Innenverteidiger-Kollege Buchner. Erst kam Wilke, dann kam Pfeffer – und dann ging die Post ab!
Es lief noch die 46. Minute: Der Ball landete bei Kegel, welcher im Strafraum dribbelte und den Ball mit viel Übersicht zu Aydemir passte, welcher trocken abzog und den schnellen Anschluss erzielte. Sehr gut – und bitte weitermachen! Und das taten die entfesselt spielenden Himmelblauen. Aydemir schlug einen Zuckerpass auf Fink, welcher seinen hüftsteifen Gegenspieler narrte und gefühlvoll in die lange Ecke schlenzte. Nach gerade einmal fünf Minuten war der Rückstand egalisiert worden. Und noch waren 40 Minuten Zeit, um die Partie vollends zu drehen. Der Club übernahm das Kommando, die Gäste wehrten sich, so gut es ging, so lange es ging. Aber in der 86. Minute war Schluss mit lustig, war ihre destruktive Spielweise in ihre Schranken gewiesen worden. Fink schlägt den Ball, fast aus der eigenen Hälfte, punktgenau auf die stolz geschwellte Brust von Aydemir, der sich den Ball mustergültig vorlegte und diesen dann unhaltbar unter die Latte hämmerte. Was anschließend ausbrach, war die pure Ekstase, war der pure Wahnsinn. Es war im Grunde genommen genau das, was am Montag möglich gewesen wäre. Wir lagen mit zwei Treffern in Rückstand, drehten nach der Pause massiv auf und spielten den Gegner an die Wand.

Ich will gar nicht darüber nachdenken, weil es traurig macht, aber: Wäre das auch gegen die SG Dynamo Dresden möglich gewesen?! Als Optimist fällt mir die Beantwortung dieser Frage sehr, sehr schwer…
Und ich bin mir ziemlich sicher, dass ich bis Dienstag, wenn es nach Heidenheim geht, nicht schlauer sein werde…

"Wenn Du mit Dir am Ende bist,
und Du einfach nicht weiter willst,
weil Du Dich nur noch fragst,
warum und wozu und was Dein Leben noch bringen soll.

Halt durch, auch wenn Du allein bist!
Halt durch, schmeiß jetzt nicht alles hin!
Halt durch, und irgendwann wirst Du verstehen,
dass es jedem einmal so geht.

Und wenn ein Sturm Dich in die Knie zwingt,
halt Dein Gesicht einfach gegen den Wind.
Egal, wie dunkel die Wolken über Dir sind,
sie werden irgendwann vorüberziehen.

Steh auf, wenn Du am Boden bist!
Steh auf, auch wenn Du unten liegst!
Steh auf, es wird schon irgendwie weitergehen..."


Wir haben gezeigt, wer wir wirklich sind und was wir können, das es weiter geht!"


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