< 04 - SV Darmstadt 1898 (H)

12.08.2012
Kategorie: 1.Mannschaft, 2012/2013, Punktspiel
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Von: Lenny

05 - FC Hansa Rostock (A)


Im dritten Auswärtsanlauf konnte der Chemnitzer FC erstmalig punkten: Gegen den FC Hansa Rostock, seines Zeichens ein Absteiger aus der 2. Bundesliga, welcher unter der Woche mit 5:2 in Münster unter die Räder gekommen war, wurde mit einem torlosen Unentschieden der erste Punkt in die Heimat entführt, obwohl eigentlich alle drei hätten mitgenommen werden müssen...

Ein Ost-Derby ruft immer Brisanz hervor, besonders wenn es zu den Rostockern Junges geht, die in den letzten Jahren immer wieder für reichlich Aufsehen und Furore sorgten. Im Vorfeld konnte man die Lage nicht so richtig einschätzen: Entweder wir erleben ein bösartiges Szenario mit all seinen Erscheinungen – Pyrotechnik, Gewalt und Ausschreitungen –, worauf sich dann anschließend die Medienlandschaft stürzen und dem Fussball ein weiteres Mal sein Testament ausstellen kann, oder wir erleben einen friedlichen Tag, der in Vergessenheit gerät.
Um die erste Variante zu verhindern und die zweite zu realisieren, wurde am Hauptbahnhof – und dieses Vorgehen gibt es schon seit geraumer Zeit – ein Parkplatz explizit für die Gäste eingerichtet, welche anschließend mit Shuttle-Bussen – und das problemlos, von Rostocker Seite gab es keinerlei Annäherungsversuche – zum „Ostsee-Stadion“ chauffiert worden sind. Am Ende tummelten sich mehr als 600 „Sachsen-Schweine“ im Gästesektor und begrüßten ihre Helden mit Fahnen, Doppelhaltern und lautstarken Worten.
Direkt daneben, und damit nicht mehr auf der Süd-, sondern auf der Osttribüne versammelten sich die „Suptras“ und ihre Leute, wobei diese ihr Augenmerk mehr auf die Akustik als auf die Optik setzten – aber das hatte es in sich! Wenige Schwenkfahnen wehten, als ein brachial lauter Hansa-Chor sang, im Ostseewind – und dagegen hat in den meisten Fällen kein Gästeanhang nicht den Hauch einer Chance. Wenn der Capo schnipst, spurt der Rest und macht das, was er will – und das von der ersten bis zur letzten Reihe. Vor allem in der 1. Halbzeit zeigten die Gastgeber, wer das Heimrecht besitzt. Mit einfachen Liedern peitschten sie ihr Team nach vorn, nach der Pause mussten sie aber zurückstecken.
Die Gäste rissen das Ruder herum und konnten den vor der Pause gezeigten Support nach dem Seitenwechsel noch toppen. Es wurde gezeigt, was möglich ist, wenn der himmelblaue Mob Bock hat – und das ist besonders der Fall, wenn die Mannschaft mit- und damit den Gegner an die Wand spielt.

Im Vergleich zum wichtigen Heimsieg gegen Darmstadt veränderte Schädlich sein Team auf einer Position: Für Förster, einen Stürmer, kam Hörnig, eine Defensivkraft, so dass auf 4-5-1 umgestellt werden musste, wobei bei diesem System Kegel mehr Freiheiten bekommt, die er besonders in der 2. Halbzeit nutzte.
Direkt mit dem Anpfiff versuchten die in schwarz-rot spielenden Himmelblauen die verunsicherten Rostocker unter Druck zu setzen. Nach wenigen Minuten lag Fink in der Luft, jedoch ging sein Seitfallzieher, nach Vorlage von Buchner, über das Tor. Kurz darauf köpfte erneut Fink, wenngleich im abseits stehend, ein drüber.
Dessen ungeachtet: Die Anfangsphase gehörte eindeutig dem Club. Nach circa 20 Minuten wendete sich aber das Blatt, weil Hansa nun auch mitspielen wollte. Es sollte jedoch – und das die gesamte Spielzeit über – nur bei einem Versuch bleiben. Keine einzige gefährliche Torchance konnte man sich erarbeiten. Die Kogge navigierte sich ohne Kompass durch die Partie – und daran konnten auch deren Supporter nichts ändern.
Diese machten derweil mit Spruchbändern auf sich aufmerksam: „Sonderzug nach Darmstadt“; „Geh’ Akten schreddern! Scan Deine Alte! Geh’ kacken! Ruder zurück!“; „Der dickste Dorsch im ganzen Meer – Wir feiern Deine Wiederkehr!“; „Jede Uschi hat ’ne schöne Tochter! Kopf hoch, Rene!“ – und erhoben ihre Stimme und zeigten ihre Schals, nur musste half dies alles nichts. Ihr Team bot eine schwache Vorführung.

Wenn der Club etwas zielstrebiger agiert hätte, wäre die Führung – und damit der Auswärtssieg – möglich gewesen; beispielsweise als ein Konter zu leicht vergeben wurde. Landeka flankte zu unpräzise auf den laufstarken Fink.
Nach der Pause sollte sich ähnliches wiederholen. Hansa stellte den Spielbetrieb ein, der Club konnte infolgedessen das machen, was er wollte, nur war das – zumindest unterm Strich, um letztlich zu gewinnen – zu wenig. Die beste Chance hatte Jansen, welcher nach 70 Minuten für den angeschlagenen Pfeffer in die Partie kam. Nach einem eher ungewöhnlichen Eckball verfehlte er das Tor nur knapp. Strässer hatte vorher aus der Ferne abgezogen. Bundesliga-Schiedsrichter zeigte auf Abstoß, jedoch protestierten die Himmelblauen und klagten einen Eckball ein – und diesen bekamen sie, weil der Rostocker Schlussmann ein ehrlicher und fairer Sportler war und die Ballberührung mit den Fingerspitzen zugab. Hut ab, das macht nicht jeder!
Es wäre besonders spannend geworden, wenn der Ball wirklich im Netz gelandet wäre…

Zum Schluss, ohne Nachspielzeit, blieb es beim torlosen Remis, welches keinen so richtig weiter und nach vorn bringt. Beide Teams bleiben somit, wenn man davon in dieser Liga überhaupt sprechen darf, im Niemandsland der Tabelle kleben.
Nach dem Spiel blieb es ebenso ruhig. Bus. Bahnhof. Heimsuchung.

Nächste Woche kommt Dynamo – die Route ist schon berechnet!
Und jeder, der da ist, weckt bitte den Rebellen in sich, um an besagtem Montag alles für den Verein und seine Stadt zu geben! Nur zusammen sind wir (laut-)stark! - „Unser Stadion, unsere Stadt, unsere Regeln!“

„Wir sind eine schweigende Armee,
Macht euch auf was gefasst.
Wir sind die graue Masse, die kein Geheimnis hat.
Weil man alles von uns weiß,
und uns ständig kontrolliert,
unsere Wege verfolgt und einstudiert.

Auf der Suche nach der Norm
forscht man uns akribisch aus,
speichert Informationen über unseren Lebenslauf.
Was wir tun und was wir lassen,
wie wir denken wir, wie wir fühlen,
was wir mögen, was wir hassen am System.

Ihr könnt uns jagen wir ihr wollt
Lernt uns ruhig noch besser kennen
Beim Versuch uns zu manipulieren.

Doch ihr habt euch schwer getäuscht,
wenn ihr glaubt, dass man uns lenkt.
Die letzte Schlacht gewinnen wir,
weil wir euch einzeln durch die Netze gehen…“


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