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17.08.2013
Kategorie: Punktspiel, 1.Mannschaft, 2013/2014
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Von: Lenny

04 - SSV Jahn Regensburg (A)


Mit einem Paukenschlag hat sich der Chemnitzer FC am vierten Spieltag zu Wort gemeldet. Gegen den SSV Jahn Regensburg gewannen die Himmelblauen mit 5:3. Vor 4.624 Zuschauer im Jahnstadion trafen Fink und Pusch doppelt sowie Garbuschewski mit einem Freistoß von der Mittellinie. Nach all den Geschehnissen der Woche ist dieses Ergebnis Balsam für eine jede Seele. Dessen ungeachtet steht fest: vorn hui, hinten pfui – Auswärtssieg!

Nach der Niederlage gegen den 1. FC Heidenheim brachen alle Dämme, vor allem im Social-Media-Bereich, wo ein jeder seinen Senf dazu geben musste. In den meisten Fällen wurde dabei vieles in Frage gestellt und wenig Konstruktives verkündet. Die Gruppierung „Contra Cultura Chemnitz“ (CCC) machte ihren Namen alle Ehre und begrüßte die Spieler am Morgen danach mit dem Spruchband „Kämpfen! Party, Kohle, Weiber satt – für Euch schämt sich die ganze Stadt!“ auf dem Trainingsgelände. Es rumorte gewaltig, zugleich war man aber gespannt, welche Reaktion die Mannschaft auf all das, was geschehen ist, zeigen würde.

600 Himmelblaue machten sich auf den Weg dorthin, wo vor zwei Jahre der Traum vom Aufstieg platzte. Einige reisten frühzeitig an, pilgerten durch die Altstadt von Regensburg, seines Zeichen seit 2006 UNESCO-Weltkulturerbe, und bereiteten sich mit heimischen Spezialitäten auf das Spiel vor. Besonders auffällig war drei Stunden vor Anpfiff die hohe Präsenz der Polizei, sowohl im Stadionumfeld als auch in der Stadt. Die 150 Zugfahrer, die – im Vergleich zur Reise nach Unterhaching – diesmal Staatsdiener an Bord hatten, wurden entsprechend in Empfang genommen und zum Jahnstadion gebracht. Erwähnenswerte Vorfälle gab es keine.

Das altehrwürdige Jahnstadion hat sich seit unserem letzten unrühmlichen Auftritt ebenfalls etwas verändert: hinter dem Tor befindet sich mittlerweile eine überdachte Tribüne, auf welcher man im vorderen Bereich stehen und im hinteren Bereich sitzen kann. Und in naher Zukunft wird sich die Struktur noch weiter ändern, denn auch in Regensburg wird ein Stadion errichtet, das sich den Vorschriften des modernen Fussballs beugen muss. Das gewählte Modell ähnelt dabei ganz stark dem in Chemnitz.

Der im Sonnenschein liegende Gästeblock wurde mit der großen “Chemnitzer-Fussballclub”- Fahne beflaggt, über, neben und hinter der die Banner hingen, die Rang und Namen haben. Und die nahezu immer auswärts hängen. Nach dem die Fahnen und Doppelhalter eingepackt wurden, begann ein brachialer Support, der sich wahrlich hören lassen konnte. Den Jungs um die “Ultras Regensburg”, die vor allem mit großen Schwenkfahnen die Partie einleiteten, blieb kurzzeitig das Wort im Halse stecken, als jedoch ihre Mannschaft nach einer Viertelstunde, mit der zweiten Chance, in Führung ging, kippte die Support-Waage zu ihren Gunsten. Die himmelblaue Abwehr ließ sich düpieren, machte es den Regensburger einfach, sodass Kurz aus kurzer Distanz den Ball ins leere Tor schieben brachte. Pentke war chancenlos. Die Nominierung von le Beau als Notnagel auf der Position des rechten Verteidigers bestätigte sich somit bereits frühzeitig. Stenzel, der normalerweise dort agiert, rückte für den erkrankten Hensel ins defensive Mittelfeld, Kegel musste auf der Ersatzbank Platz nehmen.

Es geht schon wieder, wenngleich nicht so früh wie zuletzt, mit einem Rückstand los – aber es geht anders weiter. Angetrieben von ihren Anhängern fanden die Himmelblauen wieder zurück in die Partie und antworteten mit der Klasse, die sie haben: In der 24. Minute trat Garbuschewski elegant einen Freistoß, welcher vom kleinen Fink mit dem Hinterkopf ins Tor verlängert wurde. Die, die schon auf den Zaun saßen, freuten sich, der Rest gesellte sich dazu – und alle jubelten. Zaunsitzplätze waren am heutigen rar gesät; die Security nahm dies zähneknirschend zur Kenntnis und griff nicht ein, selbst ein einige aufgrund des Jubels nach unten plumpsten und in dem “Abfangnetz” für Vom-Zaun-Faller landeten.

Nach der Getränkepause machte der Gast unverzüglich weiter. Wieder ein ruhender Ball, wieder ein Tor. Anstatt eine Flanke zu schlagen, visierte Pusch in seinem ersten Spiel von Beginn an direkt das Tor an und wurde für seinen Mut belohnt. Der Ball segelte unhaltbar in die Maschen. Innerhalb von drei Minuten war der Rückstand wettgemacht worden – und damit noch längst nicht genug: Der Kraft-Klub hatte Blut geleckt und Zielwasser getrunken. Der nächste ruhende Ball, und schon wieder ein Tor. Garbuschewski legte sich den Ball zurecht. Dass dieser platziert schießen kann, weiß ein jeder, aber dass dieser aus 45 Metern einfach aufs Tor hämmert, ist mehr als frech. Den phänomenalen Einschlag konnte der sichtlich überraschte Regensburger Schlussmann nicht verhindern, genau wie eine Minute später den Fink'schen Sonntagsschuss am Samstagnachmittag von der Strafraumgrenze. Wahnnsinn! Wahnsinn! Wahnsinn!

Mit Pfiffen wurden die Gastgeber in die Kabine geschickt, der Gästeblock, sichtlich überrascht, über das, was passierte, war heilfroh, dass es endlich wieder los gegangen ist, dass der Kraft-Klub das zeigt, was er imstande ist zu leisten. Es war eine Demontage innerhalb von 15 Minuten. Es war eine effektive Glanzleistung. Es war ein Wohltat, das sehen zu dürfen, wie alle Himmelblauen in der ersten Halbzeit auftraten. Auch der Gästeblock wusste zu überzeugen, und stahl besonders nach der Führung den supportwilligen 100 Mann starken Heimmob die Show und übernahm das Zepter, welches er nicht wieder los ließ.

4:1, noch dazu auswärts, zur Pause zu führen, ist eigentlich schon die halbe Miete, nur machte es sich der in der Defensiv schlecht stehende Kraft-Klub selbst schwer. Unmittelbar nach dem Seitenwechsel kamen die Regensburg zu einem leichten Anschlusstreffer, der bei einigen Erinnerungen an das verrückte 4:4 der Nationalmannschaft gegen Schweden hervorrief. Dem Kraft-Klub ist momentan alles, aber wirklich alles zuzutrauen. So auch solch eine Führung wieder aus den Händen zu geben... Pusch hatte aber gegen dieses Szenario etwas dagegen und erhob nach etwas mehr als einer Stunde Einspruch. Sein zweiter Treffer, mit viel Gefühl in die Ecke geschlenzt, stellte die Entscheidung dar. Ohne Wenn und Aber. Das 3:5 kurz vor Schluss war nur noch Ergebniskosmetik. Mehr nicht. Zum Glück.

Nach dem Spiel feierten Team und Fans gemeinsam unter den Augen von zahlreichen Ordnern und Polizisten, die aus der Vergangenheit gelernt haben, den ersten Saisonsieg. Sowohl im Stadion als auch außerhalb, an der berühmt-berüchtigten Tankstelle, wurde die Konfrontation verhindert. Die motivierten Gruppen wurden getrennt. Vor dem Spiel hatten vereinzelte Regensburger paar Schals verloren...

Den wichtigen ersten Dreier der Saison, welcher Hoffnung macht, muss zugleich aber richtig bewerten werden. Die Offensive zeigte sich stark und treffsicher, dessen ungeachtet darf aber nicht unerwähnt bleiben, dass drei Treffer via Standards erzielt worden sind. Ein Stärke, auf die es in den nächsten Spielen aufzubauen gilt. Allen voran, wenn sich das Abwehrverhalten nicht schleunigst verbessert. Solche einfachen Gegentore, wo der Schütze den Ball nur noch über die Linie drücken muss, dürfen einer Mannschaft, die oben mitspielen will, nicht passieren, ansonsten fährt frühzeitig der Zug ab, mit dem wir eigentlich so lange wie möglich – am besten natürlich bis zum Ziel – mitreisen möchten.

Als nächste geht es zum nächsten Absteiger aus der 2. Bundesliga, zum MSV Duisburg. Alles für den Kraft-Klub – Alle in den Pott!

"Du bist der Jackpot meines Lebens,
zugegeben: Der Vergleich ist eher schief als eben.
Doch wenn Du lachst,
Und wir sind stolz darauf!

Du hast das Know-how,
Und ich Dein Vertrauen.
Wir werden das System durchschauen,
Und wenn Du lachst,
Gehen drei Sonnen auf.
Wir sind raus,
Und wir sind stolz darauf..."


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