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26.07.2014
Kategorie: 2014/2015, 1.Mannschaft, Punktspiel
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Von: Lenny

01 - Hallescher FC (A)


Der Kraftklub beginnt die Spielzeit 2014/2015 mit einem Paukenschlag: Im Ost-Schlager wurde der Hallesche FC in seinem Stadion mit 3:0 besiegt. Ofosu, Türpitz und Scheffel erzielten die Treffer vor fast 9.000 Zuschauern, darunter weilten 1.000 Chemnitzer, welche sich ebenfalls in bester Form präsentierten.

Der erste Spieltag hatte es gleich in sich: Beim Halleschen FC stand nicht nur das erste Ost-Duell an, sondern zugleich eine erste harte Bewährungsprobe, schließlich waren die Gastgeber – analog zu uns ein Jahr zuvor – sehr aktiv bei der Suche nach Hochkarätern auf dem Transfermarkt und dementsprechend hoch die Erwartungshaltung. Mit Aydemir und Pfeffer wurden sogar zwei ehemalige Spieler der Himmelblauen verpflichtet. Der zweite kam im zweiten Durchgang für den ersten, beide blieben aber deutlich hinter ihren Möglichkeiten zurück. Genau wie der Rest. Der HFC erwischte einen rabenschwarzen Tag – und erlebte ein himmelblaues Wunder.

Wie bei den Gastauftritten in den Jahren zuvor reisten über 1.000 himmelblaue Schlachterbummler an die Saale, davon wählten 250 die Bahn als Transportmittel. Anschließend marschierte man lautstark hinter dem „Chemnitz“-Banner durch die Straßen, zur erdgas-Arena. Der Banner hing anschließend im Zentrum des Gästeblocks, darüber war „Fussball lebt von Emotionen“ zu lesen, eine Solidaritätsbekundung der „Fanszene Chemnitz“ zu der nach Halle, welche wenige Tage zuvor mit drakonischen Sanktionen für die Geschehnisse rund um das verlorene Sachsen-Anhalt-Pokalfinale gegen die Feinde vom 1. FC Magdeburg bestraft wurde. Explizit die ultraorientierte Generation um die „Saalefront“, die – und das sorgte keineswegs für eine Entspannung, sondern vielmehr für eine, vielleicht sogar ultimative, Verhärtung der Situation – den erst just beschlossenen Fan-Kodex nicht zustimmen konnten. Unter anderem waren sie an der Ausarbeitung eben jenes nicht beteiligt. Die einstweilige Reaktion ist nachvollziehbar, die des Vereins eher weniger. Er antwortete mit dem „Verbot jeglicher Symbolik der Gruppe Saalefront“. Und das nicht nur in der heimischen Arena, sondern an allen Spielstätten von und mit dem HFC.

Der Heimbereich, dort, wo sonst Stimmung herrscht, war zum Anpfiff leer. Und blieb es bis zur 12. Minute. Danach nahm der „harte Kern“ seine Stehplätze ein, skandierte kurz, ohne Banner, Fahnen, ohne alles, hinterließ ein trauriges Bild. Erstmalig seit 14 Jahren fehlt – wenn man so will – ein optisches Zeichen der Hallenser Ultras, die danach – bis auf wenige  „Saalefront“-Rufe – schwiegen. Der Rest des Stadions quittierte das mit arroganten Besserwisser-Pfiffen. Aus dem Chemnitzer Block war ein Fussballfans-sind-keine-Verbrecher zu vernehmen, welches danach noch einige Mal angestimmt werden sollte. Einmal gab es sogar ein Kanon der beiden Ultra-Gruppen.

Feststeht: Mit dem, was gegen den 1. FC Magdeburg geschah, eigene Spieler versehentlich mit pyrotechnischen Erzeugnisse zu beschießen, ist eine Grenze überschritten worden, die im Anschluss keinerlei Diskussion rechtfertigt. Hier wurde eindeutig über das Ziel hinausgeschossen. Die Reaktion vom Verein ist voreilig, ist überzogen, hier macht er es sich zu einfach. Gruppen-Verbote schaden mehr, als das sie helfen. Bereits bei diesem Spiel sind die Fronten zwischen den Ultras und seinen Freunden und den Sitzplatzbesuchern deutlich zu spüren gewesen. Trauriger Höhepunkt war der Hinweis des Stadionsprechers an die Saalefront, doch bitte endlich für brachiale Stimmung zu sorgen. Diese lachten nur darüber, überließen dem Klatschpublikum das Feld. Friedhofsstimmung beängstigt – Ultras Liberi!   

Inwieweit das eine Mannschaft mitbekommt, ist schwer zu sagen, nach einer guten Anfangsviertelstunde verlor das Team von Sven Köhler den Faden, die engagiert zu Werke gehenden Himmelblauen kamen besser in die Partie, bestimmten diese und gingen in der Nachspielzeit der ersten Halbzeit, zu einem psychologisch wichtigen Zeitpunkt, in Führung. Lais schlug mal wieder einen perfekt getimten Diagonalpass, welcher von Fink an- und mitgenommen wurde. An der Grundlinie nahm er den Kopf nach oben, erblickte den freistehenden Ofosu, welcher den Ball danach problemlos ins leere Tor schob. Erstes Tor, erster Jubel, erste Ektase! Auf dem Feld, wo das gesamte Team Vorbereiter und Torschützen begruben! Im Block hielt der Wahnsinn Einzug! Meine Fresse! Wie ein Tor Berge versetzen kann… Es war unglaublich. Und perfekt. Ebenso die Stimmung. Weil alle wollten. Spieler und Fans gleichermaßen. Im Sonnenschein. Den Auswärtssieg.

Und das war schon beim Warmmachen zu spüren. Die Spieler trugen ein Shirts mit der Aufschrift „Bereit zu begeistern“, die danach – und damit hatte wirklich keine gerechnet –  im Gästeblock landeten. Und auch das die Startelf vor dem Anpfiff noch einmal zum Block läuft. Alle waren dezent motiviert. Und bereit. Für alles. Letztlich standen sechs Neuzugänge in der Anfangsformation und mit „Die Stadt bin ich!“ ein neuer Sponsor auf der Brust. Und ab dafür!

Die neue Viererkette mit Poggenberg, Endres, Röseler und Conrad ist zweikampfstark und zuverlässig, das defensive Mittelfeld mit Stenzel und Lais Takt- und Passgeber, die Außenspieler Ofosu und Türpitz technisch versiert und pfeilschnell, Mannschaftskapitän Fink ein ständiger Unruheherd. Komplettiert wurde die Startformation von Glasener, einem Arbeiter, dem kein Weg zu weit ist, der da hin geht, wo es weh tut. Der Chemnitzer FC hat eine Mannschaft, die funktioniert, die bereit ist und begeistern möchte. Dauerhaft.

In der zweiten Halbzeit hatten erneut die Gastgeber anfänglich mehr Spielanteile, allerdings fehlten die Möglichkeiten. Die beste hatte Bertram, der – anstatt den besser postierten Mitspieler – selbst sein Glück versuchte, aber in Pentke seinen Meister fand. Nach einer Stunde war der Chemnitzer FC wieder Herr der Lage, in der 83. Minute wurde dann der Sack mit den ersten drei Punkten zugeschnürt. Lais setzte sich – unter zur Hilfenahme der Hand – durch, leitete zum eingewechselten Hofrath weiter, welcher gefühlvoll in den Rückraum flankte, wo Türpitz via Volleyabnahme für die Entscheidung sorgte, die wenige Minuten später von den anderen beiden Eingewechselten auf 3:0 in die Höhe geschraubt wurde. Garbuschewski passte, Scheffel verwandelte.

Ein Auftakt nach Maß, den sicherlich nur die wenigsten, noch dazu mit diesem Traumergebnis, für möglich gehalten haben. In Halle wurde Fußball gleichermaßen gespielt und gearbeitet. Dazu ein Spielsystem präsentiert, das jeden Gegner vor Probleme stellen wird. Im Sommer, bei den elf Testspielen, ist etwas entstanden, das in dieser Saison für viele erfolgreiche Stunden sorgen kann. Zum zweiten Spieltag reist der VfL Osnabrück auf die „Baustelle Fischerwiese“, zum Tabellenführer. Genieße den Moment – ruhe Dich auf diesem aber niemals aus!  


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